Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Nach dem Pokalwunder mit der SpVg Beckum wurde Jürgen Welp (rechts) mit dem Helikopter (Symbolfoto) nach Mainz ins "aktuelle sportstudio" des ZDF geflogen. [Foto: Getty Images, Imago]
DFB-Pokal im August 1995: Erst hält Jürgen Welp von der SpVg Beckum gegen den 1. FC Köln seinen Kasten 120 Minuten sauber, dann pariert er den entscheidenden Elfmeter von Bruno Labbadia. Wie geht es dem Pokalhelden und dem Amateurverein heute? FUSSBALL.DE hat in Westfalen nachgefragt.
26. August 1995. Erste Runde im DFB-Pokal. Nachdem die Spielvereinigung Beckum drei Jahre zuvor gegen den SV Werder Bremen mit 0:7 unter die Räder geriet, gingen die Beckumer, damals in der drittklassigen Oberliga Westfalen beheimatet, erneut als großer Außenseiter in die Partie. Die klangvollen Namen waren auf den Gästetrikots des 1. FC Köln zu lesen: Labbadia, Polster, Illgner. Ein Erstligist mit großen Ambitionen stand der SpVg vor 5700 Zuschauern gegenüber.
Einer der wenigen Spieler, die ähnliche Erfahrungen bereits machen durften, war Beckums Torwart Jürgen Welp. „Für uns war es natürlich ein Highlight überhaupt qualifiziert zu sein. Wir hatten nichts zu verlieren und so sind wir auch aufgetreten", erinnert sich Welp. Und das, obwohl dem Team nach mäßigen Auftritten in der Liga das Selbstvertrauen fehlte.
In der Partie gegen die Kölner hielt Beckum 90 Minuten dagegen und kämpfte sich mit einem 0:0 in die Verlängerung. Auch in der Extrazeit blieb die Frage nach dem Sieger offen, so musste das Elfmeterschießen für die Entscheidung sorgen. Welp gegen Polster, Labbadia und Co. Mit dem fünften Elfer hatte Alfons Beckstedde die Chance, den Oberligisten in die zweite Runde zu schießen, doch er vergab. So hatten beide Teams einen Fehlschuss und dem FC blieb ein letzter Schütze: Bruno Labbadia musste verwandeln. Er trat an, schoss und scheiterte an Jürgen Welp. „Ich wusste einfach, wo er hin schießt. Ich hatte mir das vorher angeschaut, aber ich hatte natürlich auch einen Sahnetag und ein bisschen Glück.“ Den Ruf als Elfmeter-Experte hatte sich Welp bereits im Finale um den Westfalenpokal gegen die Spvgg Erkenschwick erworben. Mit zwei gehaltenen Elfern machte er den Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals überhaupt erst möglich. Nun schwang er sich erneut zum Pokalhelden auf und machte den Einzug in die zweite Runde perfekt. Die Römerkampfbahn stand Kopf.
"Sportstudio? Ich dachte, der veräppelt mich"
Was sich nach dem letzten Elfmeter ereignete, ist in Welps Gedächtnis nur noch bruchstückhaft gespeichert: "Ich sah nur alle Spieler und Fans auf mich zu rennen und dann wurde ich auch schon unter allen begraben.“ Ein weiteres Highlight sollte für den 35-Jährigen noch folgen. Minuten nach dem Abpfiff tippte ihm ein Mann auf die Schulter, der Welp fragte, was er für den Abend geplant hätte. „Ich wusste gar nicht wer das war, aber sagte ihm, wir würden wahrscheinlich ganz ruhig ein paar Bier trinken und das Sportstudio anschauen.“ Doch dazu kam es nicht. Statt als TV-Zuschauer erlebte Welp das Sportstudio als Gast. Nach der Einladung glaubte der Torwart zunächst an einen Scherz: "Ich dachte, der veräppelt mich." Kurz darauf landete jedoch ein Helikopter auf dem Platz und Welp flog mit seiner Frau nach Mainz.
Vor diesem einmaligen Erlebnis und seinem Wechsel zur SpVg Beckum war Welp zwei Jahre lang Ersatztorwart beim FC Schalke 04. Er stieg mit den Gelsenkirchenern in die Bundesliga auf und durfte sein Können in Liga eins und zwei unter Beweis stellen – allerdings nur selten. „Ich bin ja erst mit 30 zum FC gewechselt, da ging es ja schon in Richtung Karriereende, obwohl ich festgestellt habe, dass ein Torwart mit dem Alter immer besser wird.“ Damals stand der junge Jens Lehmann im Kasten der Blau-Weißen. Lehmanns Karriereweg ist bekannt. Welp hingegen entschied sich für den Schritt nach Beckum und wurde Stammtorwart in der Oberliga Westfalen.
Der Weg zum FC Schalke verlief für den gebürtigen Hammer nicht, wie heutzutage üblich. Kein Internat, keine Rundumbetreuung und auch kein Nachwuchsleistungszentrum. Für Jürgen Welp ging es über viele Umwege und erst im hohen Alter in den Profibereich. „Bei einem Pokalspiel mit dem FC Gütersloh saß Peter Neururer, damals Trainer der Schalker, auf der Tribüne. Er war schon bei Rot-Weiss Essen mein Coach und ich habe wohl ganz gut gehalten", erklärt Welp. "Die Woche drauf rief er mich an, erzählte von seinem schwer verletzten zweiten Torwart und fragte, ob ich mir einen Wechsel vorstellen könnte.“ Ein wenig Bedenkzeit benötigte der Torwart dann doch. Ein anderes Angebot? Ein zu geringes Gehalt? Nein. „Ich musste erstmal meinen Chef fragen“, lacht Welp, der in der höchsten Amateurklasse spielte und berufstätig war. "Zum Glück hat mir mein Chef das Okay gegeben.“
Nach den Erfahrungen beim FC Schalke, in der Oberliga Westfalen und dem großen Abenteuer im DFB-Pokal, das in der zweiten Runde mit dem 2:3 gegen die SpVgg. Unterhaching endete, nahm Welp seine Tätigkeit als Schwimmbadmechaniker wieder auf und wurde Trainer der U 19 des TuS Uentrop in seiner Heimatstadt Hamm. Gelegentlich stehe er noch in Kontakt mit alten Schalker Kollegen wie Olaf Thon oder Ingo Anderbrügge, mit denen er des Öfteren gemeinsam für die Traditionsmannschaft auf dem Platz stand. Auch für den TuS Uentrop stand Welp schon zweimal zwischen den Pfosten. „Ohne Fußball geht es dann doch nicht, aber die Spiele waren eine Ausnahme, weil sich der Torwart verletzt hatte. Dann stelle ich mich gerne zur Verfügung.“
Die SpVg Beckum durchlebte nach der Pokalüberraschung hingegen dunkle Zeiten: Nach dem Rückzug des größten Sponsors um die Jahrtausendwende mussten die Beckumer Insolvenz anmelden und starteten daraufhin in der Kreisliga B. Der Verein stellte sich komplett neu auf und musste sich wieder hocharbeiten. Aktuell ist die Spielvereinigung auf Aufstiegskurs in der Landesliga. Mittlerweile hat der Klub wieder drei aktive Herrenmannschaften und konnte durch eine Fusion mit dem FSV Beckum die Jugendarbeit neu beleben.
Markus Klingen trainiert die erste Herrenmannschaft, stand beim Pokalerfolg gegen Köln ebenfalls auf dem Platz und trat sogar zum Elfmeterschießen an – und traf. Nun versucht der 51-Jährige die Erfahrungen aus seiner Zeit in der Oberliga auf seine Mannschaft zu übertragen. „Mir ist wichtig, den Spielern hier zu zeigen, dass sie bei einem Klub mit Tradition spielen.“ Doch auch für Klingen sind die schönen Erinnerungen an den DFB-Pokal eben nur Erinnerungen. „Vieles von damals lässt sich mit der heutigen Zeit nicht vergleichen. Die Spieler sind ja auch gerade erst aufgestiegen. Dass wir jetzt direkt oben stehen, ist super. Wichtiger ist jedoch, dass sich der Verein stabilisiert.“
Wann der Verein wieder einen Bundesligisten im eigenen Stadion begrüßen darf, steht aktuell in den Sternen. Für die kommende DFB-Pokal-Saison kann sich das Team jedenfalls nicht mehr qualifizieren. In der ersten Runde des Landespokals setzte es eine 1:4-Niederlage beim Regionalligisten Rot Weiss Ahlen.
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