Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Vater Christian (links) und Opa Peter haben Alexander Rauen darin bestärkt, eine Laufbahn im Para-Ski einzuschlagen[Foto: Andreas Arens]
Beim FSV Salmrohr II aus der Kreisliga C II Mosel zählt Alexander Rauen zu den Stützen der Abwehr. Den Winter über betritt er nun die internationale Ski-Bühne. Dabei leidet der 21-Jährige an einer Sehschwäche, durch die er auf der Piste auf gesonderte Hilfe angewiesen ist.
Ob links oder rechts in der Viererkette: Beim FSV Salmrohr II wird Alexander Rauen auch wegen seiner Flexibilität geschätzt. Auf seiner Seite lässt er meist nichts anbrennen und gilt beim aktuellen Tabellendritten der Kreisliga C II Mosel als „Mr. Zuverlässig“. Mit seinem Handicap kommt er auf dem Platz gut zurecht. Beim Studenten der Wirtschaftswissenschaften ist das zentrale Sehfeld beeinträchtigt. Dabei ist das Zentrum der Netzhaut, die Makula, betroffen. Sie führt zu fortschreitendem Verlust der zentralen Sehschärfe. Was man scharf sehen will, verschwimmt, wird verzogen oder verschwindet ganz.
„Das ist in etwa so, als wenn man in die Sonne geschaut hat und dann einen schwarzen Punkt sieht. Bei mir handelt es sich aber um eine Erbkrankheit und damit einen Dauerzustand“, berichtet Rauen und nennt ein konkretes Beispiel, mit welcher Sehschärfe er klarkommen muss: „Was andere auf 100 Meter sehen, erkenne ich auf zehn Meter.“ Mit der Zeit nehme das Sehvermögen immer mehr ab. Zu einer Erblindung führt Morbus Stargardt im Normalfall aber nicht.
Auf dem Spielfeld achtet Rauen darauf, nicht gleich auf die ersten Bälle zu gehen, sondern einen Augenblick abzuwarten, um sie so besser berechnen zu können. Auch schnelle Vorstöße und Flankenwechsel vermeidet er eher. „Wichtig ist für mich, einfache, klare Bälle zu spielen und meine Seite zuzumachen.“
"Sie haben mir dazu geraten, es einfach mal zu probieren, bevor ich es später bereue"
Rauen hat noch eine zweite Sport-Leidenschaft neben dem Fußball: Seit Jahren geht es mit der Familie regelmäßig auf die Abfahrtpisten des Kleinwalsertals oder in Südtirol. Orientierung ist für ihn auch beim Skifahren angesichts des Handicaps von enormer Bedeutung. Im Urlaub fährt Vater Christian auf unbekanntem Terrain meist voraus. „Das klappt gut. Wir haben da auch immer mal verschiedene Varianten ausprobiert“, so Rauen junior.
Vom Para-Skifahren, also die Abfahrt mithilfe eines sogenannten Guides zu absolvieren, hatte er schon mal gehört. Die Idee, diese Art des Alpinsports systematisch zu betreiben, war während seines Mathematik-Studiums an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn indes nur ein loser Gedanke.
Als er nach drei Semestern eine neue Herausforderung suchte und Anfang dieses Jahres Zeit hatte, sich den privaten Dingen wieder mehr zu widmen, schrieb Rauen eine Mail an Maike Hujara, Co-Bundestrainern für den Nachwuchs im Para-Ski-alpin. Die Hoffnung, zu einem Probetraining eingeladen zu werden, erfüllte sich für den jungen Salmrohrer. Mitte Februar ging’s nach Winterberg im Sauerland. Die Bundestrainerin erkannte gleich das Ski-Talent Rauens und lud ihn zu Lehrgängen ein.
Schnell folgte ein erster Höhepunkt. Bei den Deutschen Meisterschaften der paralympischen Alpinsportler Mitte April im Kühtai in Tirol wurde er mit seinem Guide Jeremias Wilke Deutscher Meister im Slalom und Riesenslalom in der Kategorie der Sehbehinderten.
Während der Abfahrt ist das Duo beim Para-Ski per Headset verbunden. „So kann mir der Guide Bodenwellen oder ähnliches ansagen“, erläutert Rauen.
Durch den frühen Erfolg auf nationaler Ebene hatte er Blut geleckt. Bei der Auswahl des neuen Studienortes spielte die Nähe zu den Trainingszentren des deutschen Para-Ski-Nachwuchses in den Alpen eine große Rolle. Deshalb ging’s im Oktober zum Studium der Wirtschaftswissenschaften nach Innsbruck. „Nach Sölden etwa, wo wir zuletzt öfters waren, ist es nur gut eine Stunde Fahrzeit. Jetzt, ab Dezember, trainieren wir bis in den März hinein jedes Wochenende.“
Seine fußballerischen Aktivitäten werden deshalb wohl bis ins Frühjahr hinein hinten anstehen. Eventuell will sich Rauen bei einem Team in Innsbruck fithalten, um dann ab Mitte des Jahres wieder in Salmrohr eingreifen zu können.
Vater Christian führt den dortigen FSV, der in der Saison 1986/87 sogar mal in der 2. Bundesliga spielte und aktuell in der Rheinlandliga angesiedelt ist. Opa Peter ist als Ehrenpräsident immer noch ganz nah an den Geschehnissen dran.
Die Familie habe ihn darin bestärkt, die Aktivitäten im Para-Ski zu intensivieren: „Sie haben mir dazu geraten, es einfach mal zu probieren, bevor ich es später bereue.“ Bruder Moritz, der ebenfalls an Morbus Stargardt leidet, wandelt auf seinen Spuren: Der 16-Jährige (spielt zudem Fußball in der B-Jugend der JSG Untere Salm-Sehlem) hat bereits mittrainiert und wird in Kürze weitere Einheiten mit dem deutschen Nachwuchskader absolvieren.
Inzwischen hat Alexander Rauen auch seine ersten internationalen Rennen für den deutschen Para-Skiverband absolviert. Zuletzt fuhr er dabei im Pitztal unweit seiner neuen Wahlheimat Innsbruck mit dem früheren Weltcupfahrer Benedikt Staubitzer als Guide gleich viermal auf Rang eins. Nun will er nach den Einsätzen bei den Rennen des Weltverbandes Fis auch in den höherklassigeren Europa- und Weltcupkonkurrenzen an den Start gehen. Der deutsche Verband verfügt aber hier aktuell nur über einen Startplatz bei den Männern. Deshalb befindet sich Rauen im internen, nationalen Konkurrenzkampf. Seine Trainer möchten ihn indes sowieso behutsam aufbauen und ihn in diesem Winter primär trainieren lassen.
Als Fernziel hat Rauen die Paralympics 2026 in Norditalien im Visier. Beim FSV Salmrohr wären sie dann sicher mächtig stolz auf ihren Außenverteidiger.
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