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50 Spielzeiten und 1452 Spielleitungen: Zwei Zahlen, die die Leidenschaft von Guido Barthel zum Ausdruck bringen.[Foto: Svenja Barthel]
Time to say goodbye! Nach 50 Jahren als Schiedsrichter beendete Guido Barthel von den Sportfreunden Höhr-Grenzhausen im Sommer seine Tätigkeit an der Pfeife mit 76 Jahren ein für alle Mal. In der neuen Ausgabe des Schiri-Blogs auf FUSSBALL.DE blickt Barthel auf 1452 Spielleitungen zurück und verrät, warum er zehn Jahre lang selbst die ein oder andere Gelbe Karte erhielt.
Schiedsrichtertätigkeiten auszuführen und Sonntag für Sonntag dafür zu leben, kann eine richtige Sucht werden, von der man nur aus Alters- oder Gesundheitsgründen befreit wird. Man kann 90 Minuten zwischen zwei Mannschaften als sportlicher Richter fungieren und den gültigen Regeln Geltung verschaffen. Das Tolle an der Schiedsrichterei ist, Woche für Woche andere Mannschaften zu pfeifen und viele Sportplätze, Fußballer, Funktionäre sowie Fußballanhänger im ganzen Verband kennenzulernen. Mich freut es zudem sehr, dass meine Ehefrau mein Hobby jahrzehntelang unterstützt hat und immer mitgefahren ist.
Im Seniorenbereich habe ich insgesamt 1452 Spiele gepfiffen. Darunter in acht Jahren 160 Begegnungen im Hessischen Fußballverband, bei denen ich genau 679 Gelbe, 43 Gelb-Rote und 13 Rote Karten sowie 25 Zeitstrafen gezeigt habe. Ich hatte bei jedem Spiel Schiedsrichternotizkarten dabei, in die ich alles reingeschrieben habe. Nach der Partie wurden die Verwarnungen, Roten Karten, Zeitstrafen, Treffer mit Torschützen und das Ergebnis in den digitalen Spielbericht eingetragen. In den ersten 25 Jahren hatte ich mir zu Hause alles auf Papier notiert, später kamen alle Daten dann in eine von mir selbst aufgestellte Excel-Tabelle. Diese habe ich bis zu meiner letzten Partie ordnungsgemäß geführt.
"Ich bin teilweise gegen 14-Jährige gelaufen und habe mir nichts schenken lassen."
17 Jahre überkreisliches Pfeifen mit über 500 Spielleitungen, Schiedsrichterassistent in der Oberliga Südwest und mit 76 Jahren noch Schiedsrichter in der Kreisliga A – im Laufe der vielen Jahre habe ich einiges erreicht. Für meine langjährige Tätigkeit habe ich Top-Ehrungen erhalten, unter anderem die Ehrennadel in Gold, Silber und Bronze des Fußballverbands Rheinland, für den ich 42 Jahre lang gepfiffen habe. Stolz macht mich zudem, während meiner Schiri-Tätigkeit noch zwölf Jahre lang Torwart der ersten Mannschaft des VfL Grenzhausen gewesen zu sein.
Die Herausforderung der Doppelfunktion als Schiedsrichter und Spieler war die zeitliche Koordination der Spiele. Wenn es möglich war, habe ich es auf den Samstag und Sonntag aufgeteilt. An nur einem Tag zu spielen und zu pfeifen, war die absolute Ausnahme und viel zu nervenaufreibend. Problematisch war es bei angesetzten Pokalspielen, die aus zeitlichen Gründen nicht verlegt werden durften. Wenn ich selbst gespielt habe, kam es schon mal vor, dass ich mit den Entscheidungen meiner Schiedsrichterkollegen nicht einverstanden war. Dabei gab es für mich schon die ein oder andere Gelbe Karte wegen Meckerns. Aber normalerweise hatte ich mich mit meinen Reklamationen im Griff. Ich wusste ja, wie schwer eine Spielleitung sein kann.
Am Ende meiner Schiri-Karriere hatte ich das Glück, dass man mir das „hohe Alter“ nicht angesehen hat. Viele haben mich in der Regel zehn Jahre jünger eingeschätzt. Die Reaktionen der Spieler waren eher positiv, wenn ich mich nach dem Spiel mit ihnen über mein Alter und meine Motivation ausgetauscht habe. Negative Äußerungen waren die Ausnahme, kamen aber vor. Meistens gingen diese von den Zuschauern und Offiziellen aus, wenn ein Spiel verloren wurde. Die Spieler hat man mit dem geltenden Regelwerk noch einigermaßen im Griff – den Zuschauern ist man verbal wehrlos ausgeliefert. Ein einziger Spieler bat meine Ehefrau mal, auf mich einzuwirken, nicht weiter zu pfeifen, dann hätte ich wenigstens noch etwas von meiner Rente.
Beruflich hatte ich über 30 Jahre Personalverantwortung vorzuweisen, die mir sonntags beim Pfeifen sportlich zugutekam. Problematisch ist, dass Schiedsrichter teilweise leider arrogant wirken, wenn sie den Regeln Geltung verschaffen – obwohl sie es eigentlich nicht sind. Wünschenswert wäre, dass Schiedsrichtern Platzordner zur Seite stehen. In jedem Spielbericht tauchen die sogenannten Platzordnerobmänner auf, diese müssten präsenter sein.
Wochen vor dem Theorietest bin ich immer alle Fragen der Hausregeltests des Fußballverbands durchgegangen. Die gemachten Fehler habe ich herauskopiert und nochmal beantwortet, bis ich null Fehler vorweisen konnte. Dadurch bin ich bei den Prüfungen nie durchgefallen. Gott sei Dank kommen diese abgefragten Situationen sonntags fast nie vor – und wenn doch, dann merkt es draußen sowieso kein Mensch. Am meisten genervt hat mich die ständige Regeländerung des strafbaren Handspieles, da früher allein die Absicht ausschlaggebend war.
Von der Saison 2015/2016 bis zur Saison 2022/2023 habe ich zudem keinen Leistungstest versäumt und alle bestanden. Fast alle Leistungstests habe ich bei den U 50-Schiedsrichtern absolviert. Beim Lauftest müssen die Schiedsrichter 16-mal von Strafraumgrenze zu Strafraumgrenze laufen, jeweils pro Strecke in 35 Sekunden. Wenn man früher da ist, darf man die Sekunden auf der Strafraumlinie verweilen. Wenn man zu spät kommt, muss man sich beeilen, um den Zeitverlust auf der nächsten Geraden wieder reinzulaufen. Bei den über 50-Jährigen drückt man aber ab und zu die Augen zu. Deshalb bin ich trotz meines "biblischen Alters" immer in U 50 gestartet. Ich bin teilweise gegen 14-Jährige gelaufen und habe mir nichts schenken lassen.
In den vergangenen Monaten hatte ich beim Pfeifen leider verstärkt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Vor zwei drei Jahren lief noch alles rund, doch Zug um Zug kamen normale altersbedingte Wehwehchen wie Rückenschmerzen dazu. Ich musste vor dem Spiel jeweils eine Schmerztablette nehmen, um richtig laufen zu können.
Mitte Mai durfte ich im Fußballverband Rheinland noch einmal auf dem Sportplatz pfeifen, wo in der Saison 1973/1974 alles begann. Ich habe in meinem Abschiedsspiel das Kreisliga B-Spiel des Kreises Koblenz zwischen Höhr-Grenzhausen 2 und TuS Immendorf 2 gepfiffen. Mein Heimatverein, die Sportfreunde Höhr-Grenzhausen, bei denen ich seit 68 Jahren Mitglied bin, haben ein super Event für mich auf die Beine gestellt. Es war ein gutes Spiel ohne jegliche Karten und eine emotionale Veranstaltung vor meiner komplett erschienenen Familie, vielen Bekannten und einigen ehemaligen Fußballern, mit denen ich selbst noch gespielt habe. Diese Verabschiedung werde ich nicht vergessen – einer der Höhepunkte in meiner Schiedsrichtertätigkeit.
Ohne meine 50 Spielzeiten als Schiedsrichter hätte ich Bundesligaschiedsrichter wie Alfons Berg, Hans-Peter Dellwing und Herbert Fandel nie kennengelernt. Wir alle waren mehrmals jährlich in der Sportschule Koblenz zusammen, um unsere körperlichen und geistigen Leistungen überprüfen zu lassen und zu verbessern. Es war eine tolle Zeit, die ich nicht vermissen möchte.
DAS IST GUIDO BARTHEL
Von den 50 Spielzeiten von 73/74 bis 22/23 war ich 40 Saisons für meinen Heimatverein SF Höhr-Grenzhausen (FVR), drei Saisons für SC Westernohe (FVR), fünf Saisons für Teutonia Köppern (HFV) und zwei Saisons für TuS Merzhausen (HFV) als Schiedsrichter tätig.
Ich habe von der Kreisliga C bis zur Oberliga gepfiffen.
Ich war Schiedsrichter, weil ich ein großes Interesse an der Schiedsrichterei entwickelt habe, mich ehrenamtlich engagieren wollte und diese Tätigkeit nach der aktiven Fußballzeit eine gute Alternative dargestellt hat.
Diese drei Wörter verbinde ich damit, Schiedsrichter gewesen zu sein: Freizeitgestaltung meines Lebens.
Lieber Fußballfreund,
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