Vereinswechsel: Das musst du wissen!
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Die Haare sind verloren gegangen, die Leidenschaft für den Fußball nicht: Boris Finkel als Trainer in Amberg (links) und früher als Erstligaprofi in der Ukraine. [Foto: Privat]
Es gibt viele Dinge, die an Boris Finkel bemerkenswert sind: Nicht nur, dass der ehemalige Nationalspieler erfolgreich die Kreisklasse-Mannschaft der SG Siemens Amberg trainiert. Der gelernte Stürmer läuft bei den Oberpfälzern auch als Libero oder gar Torhüter auf – und das mit beinahe 50 Jahren. Als Schiedsrichter ist er auch noch tätig.
„Fußball ist für mich einfach alles“, sagt der gebürtige Ukrainer im Gespräch mit FUSSBALL.DE und aus seinem Mund klingt es tatsächlich nicht wie eine dieser typischen Floskeln. Man merkt, dass Finkel es ernst meint. Ein Blick auf seinen Lebenslauf bestätigt den Eindruck. 1983 packte Finkel die Liebe zum runden Leder und ließ ihn seitdem nicht mehr los. In der Oblast Tscherniwzi, im Südwesten des Landes, stand er zum ersten Mal auf dem Platz. Für den örtlichen Verein FSK Bukowina war er lange als Stürmer aktiv. Seine bekannteste Station war im Jahr 1994 der FC Dnipro, jener Klub, der 2015 im Finale der Europa League stand und dort dem FC Sevilla nur knapp mit 2:3 unterlag.
"Unser Stammtorhüter war verletzt und niemand anderes wollte den Job machen. Ich muss dadurch auch weniger laufen"
In der ostukrainischen Industriemetropole empfahl Finkel sich für die Nationalmannschaft. „Ich war der beste ukrainische Stürmer zu dieser Zeit“, urteilt er und erzählt: „Nach dem Spiel kam der Trainer zu mir und sagte, dass ich dabei bin. Ich fuhr mit ins Trainingslager und stand kurz darauf schon auf dem Platz.“ Viermal lief der heutige Programmierer für die Ukraine auf, am 26. August 1994 schoss er - in Bayern - beim Freundschaftsspiel gegen die Vereinigte Arabische Emirate den 1:1-Ausgleich in der 90. Minute.
Es sollte sein einziger Treffer im Nationaldress bleiben, mit einem Trainerwechsel endete Finkels Laufbahn in der Landesauswahl abrupt. „Der Coach plante mit anderen Spielern“, stellt der Amberger fest. Dennoch hält er die kurze Zeit im Nationalteam bis heute in Ehren. „Es war eine neue Mannschaft, ein neues Land - natürlich war es ein bisschen chaotisch. Aber ich war und bin stolz darauf, dabei gewesen zu sein.“
Mit 33 Jahren, im Spätherbst seiner Vereinskarriere, verabschiedete sich Finkel aus der Ukraine. Nach knapp 17 Jahren sowie 300 Erst- und Zweitligaspielen zog es ihn im Juli 2000 nach Deutschland, um dort beruflich sein Glück zu suchen. „Meine Fußballschuhe hatte ich da schon gedanklich an den Nagel gehängt“, sagt der heute 49-Jährige. Dass er doch aufs Spielfeld zurückkehrte, war eher dem Zufall geschuldet. „Ein Freund hat mich angerufen und überredet, weiterzumachen“, schildert der Ex-Profi die Umstände seines Comebacks. Im Amateurbereich begab er sich wieder Torjagd, für den FSV Gärbershof und die DJK Ursensollen, ehe es ihn 2014 zur SGS Amberg verschlug.
„Im ersten Jahr haben wir erst einmal nur überlebt. Im zweiten Jahr waren wir dann schon Vierter“, berichtete der Ukrainer. Mit einem Team aus deutsch-russischen Aussiedlern holte Finkel im vergangenen Jahr schließlich die Meisterschaft in der B-Klasse Amberg/Weiden Nord. Auch die neue Saison verläuft für den ausgebildeten Schiedsrichter nach Maß: Fünf Siege hat seine Elf aus den ersten sechs Spielen gesammelt, mit 15 Punkten grüßt der Aufsteiger von Platz drei der A-Klasse. „Ein bisschen Glück ist schon dabei“, sagt Finkel. Eine größere Rolle aber spielt das gute Verständnis innerhalb seiner Mannschaft. „Wir spielen seit drei bis vier Jahren mit den gleichen Jungs zusammen und haben uns aufeinander eingestellt.“
Eingestellt hat sich Finkel auch auf seine neue Rolle auf dem Platz. Zwar spielt der 49-Jährige noch immer aktiv mit - während er früher jedoch noch als Stoßstürmer tätig war, läuft er für Amberg nun als Libero oder Torwart auf. „Wir hatten Probleme mit dem Personal: Unser Stammtorhüter war verletzt und niemand anderes wollte den Job machen“, erklärt der Fußball-Oldie mit einem Lächeln: „Ich muss dadurch auch weniger laufen.“
Wie lange die Geschichte noch weitergeht, ist unklar. Die Umstände, unter denen die Amberger spielen, sind außergewöhnlich. Die Sportgemeinschaft, die noch „Siemens“ im Namen trägt, muss seit Jahren ohne die Unterstützung des einstigen Förderers auskommen. Der Klub hat keinen eigenen Platz, keine Trainingsmöglichkeiten, keine Kabine. Seit zwei Jahren suchen die Verantwortlichen daher einen Verein, der die Mannschaft übernehmen würde – bisher jedoch ohne Erfolg.
„Wir wollen alle zusammen spielen“, unterstreicht Finkel: „Es geht also nicht darum, wer noch ein paar Spieler braucht, sondern eine ganze Mannschaft.“ Sollte das nicht funktionieren und das Team sich auflösen, wäre das wohl auch das endgültige Ende von Boris Finkels Laufbahn als Spieler. „Dann würde ich nur noch pfeifen.“
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