Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meisterschaften: Diese Sportweisheit scheint auf den FSV Babelsberg 74 aus der Frauen-Landesliga Brandenburg ganz besonders zuzutreffen. Nach zehn Begegnungen steht nicht nur die Maximalausbeute von 30 Zählern zu Buche. Der Verein aus dem gleichnamigen Stadtteil von Potsdam hat auch 95 Treffer erzielt und ist noch ohne jedes Gegentor. Seit 15 (!) Stunden steht die Null.
"Eine solche Serie ohne Gegentore hinzulegen, war zunächst nicht geplant", sagt Trainer Clemens Haack im Gespräch mit FUSSBALL.DE. "Je länger aber die Null gestanden hat, umso größer wurden der Ansporn und die Motivation, weiterhin ohne Gegentor zu bleiben." Das Erfolgsrezept für den 30-Jährigen ist, "dass sich alle Spielerinnen in den Dienst des Teams stellen. Die Mädels sind bei eigenem Ballbesitz aufmerksam und in den Umschaltmomenten sehr fleißig."
"Bisher alles wegverteidigt"
Zwar gehe es "in manchen Situationen auch schon einmal knapper zu", wie Kapitänin Lena Cammradt erklärt. "Schließlich lässt sich nicht jeder Konter verhindern. Im Endeffekt konnten wir durch unseren Zusammenhalt bisher aber alles wegverteidigen." Ein Eindruck, den auch der Chefcoach des Viertligisten bestätigen kann. "Die Mädels spielen für- und miteinander", so Haack. "Das Team unternimmt auch abseits des Platzes viel miteinander. Das zeigt sich dann auch beim Spaß und der Spielfreude auf dem Feld." Und wenn doch mal ein Ball durchrutscht, dann war Stammtorhüterin Nina Haeberlin bislang immer auf dem Posten.
Der FSV Babelsberg 74 ist dabei auf bestem Wege, die ohnehin schon erfolgreich verlaufene Vorsaison noch zu übertreffen. Die Grün-Weißen hatten die Frauen-Landesliga Brandenburg mit 49 Punkten aus 18 Begegnungen sowie einem Torverhältnis von 107:13 als Meister beendet. Erst in den Aufstiegsspielen gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Union Berlin (1:1 und 1:2) verpasste der FSV die direkte Rückkehr in die Frauen-Regionalliga Nordost.
"Nach dem Abstieg hatten wir zunächst kleine Startschwierigkeiten", erinnert sich Trainer Clemens Haack. "In der Regionalliga haben wir tiefer gestanden und mussten viel verteidigen. Das hatte sich in der Landesliga dann um 180 Grad gedreht. Wir agieren deutlich mehr mit dem Ball und sind in der Rolle des Teams, das das Spiel gestaltet. Daran mussten wir uns erst wieder gewöhnen. Dass wir uns im Vergleich zur zurückliegenden Saison noch einmal steigern konnten, ist die logische Konsequenz unserer Entwicklung."
"Der Abstieg und die verlorenen Aufstiegsspiele haben uns noch mehr zusammengeschweißt"
Ein wesentlicher Faktor ist dabei auch die Eingespieltheit des Teams. Der FSV Babelsberg 74 hatte trotz des Abstiegs aus der Regionalliga 2023 lediglich berufsbedingte Abgänge zu verzeichnen. "Wir haben einfach einen super Zusammenhalt im Team", so Lena Cammradt. Auch die 21-Jährige, die beim FSV als Sechserin aufläuft, blieb dem Verein auch in der 4. Liga treu. "Das gesamte Umfeld passt einfach. Ich habe hier viel Freunde gefunden. Ein Wechsel hätte sich verkehrt angefühlt. Der Abstieg und die verlorenen Aufstiegsspiele haben uns noch mehr zusammengeschweißt, als es ohnehin schon der Fall war."
Auch Trainer Clemens Haack stand bereits in der Frauen-Regionalliga Nordost beim FSV Babelsberg 74 in der Verantwortung. "Ich bin sehr dankbar dafür, von unserem Abteilungsleiter Ivo Ziemann und den Verantwortlichen weiterhin das Vertrauen geschenkt zu bekommen", betont er. "Mir macht hier die Arbeit als Trainer sehr viel Spaß. Der Verein unternimmt alles, um uns die bestmöglichen Voraussetzungen zur Weiterentwicklung zu ermöglichen. Jeder bemüht sich von vorne bis hinten. Bei der Wertschätzung stehen wir keinem anderen Team nach."
"Derbys sind immer cool"
Nach den bisherigen Höhepunkten der laufenden Saison gefragt, muss Haack direkt an die Partien gegen die ärgsten Konkurrenten denken. "Beim 4:0-Auswärtssieg beim SV Grün-Weiss Brieselang haben wir eine sehr reife und erwachsene Leistung gezeigt. Und beim 3:0 gegen die BSG Stahl Brandenburg hatten wir uns gegenüber dem 8:6 nach Elfmeterschießen im Landespokal-Achtelfinale noch einmal gesteigert."
Ein weiteres besonderes Spiel steht dem FSV Babelsberg 74 unmittelbar bevor. Am Sonntag (ab 15 Uhr) geht es zum Nachbarschaftsduell beim Lokalrivalen SV Babelsberg 03. "Derbys sind immer cool", freuen sich Trainer Clemens Haack und sein Team auf das Duell. "Auf dem Platz wird es spannend und neben dem Feld entspannt sein."
Und möglicherweise gelingt dem Tabellenführer ein weiterer Schritt in Richtung der eigenen Saisonziele. "Wir wollen den Aufstieg nachholen und uns als Landespokalsieger für den DFB-Pokal qualifizieren", so Haack. "Das Potenzial und das Können dafür haben wir."
Autor/-in: Dominik Dittmar/MSPW