SV Spellen: "Echte Mädchen spielen Fußball"
Der SV Spellen engagiert sich in besonderem Maße sozial – vor allem im Mädchen- und Frauenfußball. Dafür wurde der Klub beim DFB-Punktespiel mit dem Gold-Status ausgezeichnet.
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Unparteiisch in der dritten Generation: Familie Meyer mit Opa Gerhard, Vater Sascha und Sohn Julian (v.l.n.r.).[Foto: Sascha Meyer]
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Zugegeben: Manche Sprichwörter klingen mittlerweile etwas abgedroschen, sie sollen jedoch zutreffend sein – und zutreffender kann man Familie Meyer nicht beschreiben. Opa Gerhard, Vater Sascha und sein 13-jähriger Sohn Julian sind allesamt Schiedsrichter für den Württembergischen Fußball-Verband (WFV). Während Julian kurz vor seinem Debüt als Hauptschiedsrichter steht, blickt sein Opa dem Karriereende entgegen. Wir haben mit dem Trio über das Schiedsrichterdasein, gegenseitige Tipps und Hilfestellungen und ein mögliches Abschiedsspiel für Gerhard Meyer gesprochen.
Warum wirst du Schiedsrichter? Die Antworten auf diese Frage sind so vielfältig wie die Personen, denen sie gestellt werden. Bei einem Sohn-Vater-Opa-Gespann kann man eigentlich davon ausgehen, dass die Antwort gleich oder ähnlich ausfällt. Und doch zeigt sich auch hier: Die Schiedsrichterei bewegt aus vielen Gründen.
Gerhard begann seine stolze Karriere erst im Alter von 54 Jahren. Ein recht später Zeitpunkt, doch Schiedsrichterkollegen in seinem ehemaligen Job bewogen ihn dazu. "Ich wollte etwas für meine Gesundheit tun. Mir macht es einfach Spaß, auf dem Platz zu stehen", so Gerhard Meyer, der für den TSV Viktoria Stein am Kocher pfeift. Und solange ihn die Füße noch tragen, wird er auch weiterpfeifen. Sascha Meyer hingegen ist Schiedsrichter-Lehrwart beim WFV und der "Chef" der Schiedsrichter-Familie. Gemeinsam mit seinem Sohn Julian pfeift er für den TSV Neudenau . Von seiner Frau, so erzählt uns Julian, wird er in seinem Schiedsrichteroutfit auch mal liebevoll "die gelbe Hummel" genannt.
Abgesehen davon ist er für Gerhard, wie auch Julian stetiger Ansprechpartner: "Vor dem ersten Spiel meines Sohnes als Linienrichter sind wir vorab die Fahnenzeichen durchgegangen. Zudem habe ich ihm einige Tipps gegeben, zum Beispiel, dass er sich an der Höhe des vorletzten Verteidigers orientieren soll." Auch Gerhard Meyer vertraut auf die Ratschläge seines Sohnes: "Er ist Lehrwart, er ist der Experte. Da ist das selbstverständlich".
"Zu 99 Prozent wird dann ein Konsens gefunden, meistens setze ich mich aber durch"
Um das Schiedsrichtertrio zu komplettieren, fehlt nur noch das erste Spiel als Hauptschiedsrichter von Julian Meyer. In den nächsten Wochen soll es soweit sein. Auf die Frage, wer der "bessere Schiedsrichter" sei, Papa oder Opa, gibt er sich diplomatisch: "Ich habe meinen Opa nicht in Topform erlebt, deswegen kann ich das nicht beurteilen", sagt er. Bei einem Hallenturnier leitete Gerhard zum ersten und einzigen Mal eine Partie seines Enkels Julian. "Er hat fehlerlos gepfiffen", erinnert sich der 13-Jährige zurück. Sportlich kann es dagegen durchaus zu Differenzen in der Schiedsrichterauslegung kommen: "Die gibt es ständig, da hat jeder seinen eigenen Gesichtspunkt", erklärt uns Gerhard. "Zu 99 Prozent wird dann ein Konsens gefunden, meistens setze ich mich aber durch", stellt Sascha schmunzelnd klar.
Gerhard Meyer hat in diesem Jahr sein 15-jähriges Jubiläum gefeiert. Dafür wurde er vom Württembergischen Fußball-Verband bei der diesjährigen Leistungsprüfung mit einer Urkunde ausgezeichnet. "Rückblickend muss ich sagen, hat fast jedes meiner Spiele Spaß gemacht. Es war auch nie so, dass ich großartig Ärger auf dem Platz hatte. Im Gegenteil: Ab und an wurde nach dem Spiel zusammen mit den Mannschaften ein kühles Bier getrunken."
Sascha Meyer pfeift seit 2014, nachdem er sechs Jahre zuvor seine aktive Fußballerkarriere aufgrund eines doppelten Bandscheibenvorfalls beenden musste. Dann gelangte er zum Schiedsrichterwesen. "Ich kann mich noch an mein erstes Spiel erinnern, das vergisst man nie. Ich war total nervös und hab auch den ein oder anderen Fehler gemacht. Das bleibt mir bis heute im Gedächtnis. Letztlich ist es aber ganz gut für mich gelaufen." Nur vier Jahre nach seinem Debüt stieg er zum Lehrwart des WFV auf. Er leitet Schiedsrichterschulungen, die wiederkehrend angeboten werden. Insbesondere, wenn es im Vergleich zur Vorsaison zu Regeländerungen kam.
Gerhard hat viele dieser Anpassungen selbst miterlebt. Aktives und passives Abseits sowie die Handspielregelung wirken sich dabei am sichtbarsten auf das Spiel aus. "Beim Abseits gab es schonmal die ein oder andere Diskussion mit den Trainern", erinnert sich der 72-Jährige, aber "alles im Rahmen, ohne Ausschreitungen". Sascha ist derzeit Teil einer Projektgruppe zur Abänderung der Handspielregelung, "die Version 2.1", wie er selbst sagt. "Die Absicht soll wieder in den Vordergrund gerückt werden", verrät er. Sowohl Gerhard als auch Sascha sehen Schwierigkeiten darin, den Schiedsrichter*innen die ständigen Regeländerungen zu vermitteln, "weil sie in kurzer Zeit so viele miterlebt haben", merkt Gerhard an. Aus ihrer Sicht ist es vor allem beim Handspiel kaum möglich, eine klare, einheitliche Regelung zu finden. "Man könnte es, wie im Handball, festlegen, wenn dort der Ball an den Fuß kommt. Hand ist Hand, egal wie", schlägt Sascha vor. "Dazu wird es aber nicht kommen, da sonst fast jeder Angriff abgepfiffen werden müsste."
Gerhard deutet zum Ende hin an, wann für ihn mit dem "Job" an der Pfeife Schluss sein könnte. "Wenn ich es nicht mehr schaffe, von Strafraum zu Strafraum zu laufen, hör ich auf. Aus dem Mittelkreis pfeifen macht keinen Spaß", betont er. Sollte es irgendwann dazu kommen, hat das Dreigestirn noch einen Wunsch: Das Abschiedsspiel von Gerhard Meyer wollen sie zu dritt pfeifen. "Das können wir uns sehr gut vorstellen, das wäre ein schöner Abschluss", sagt Sascha.
Die Geschichte wurde erstmals 2021 veröffentlicht
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