Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Wer wechselt noch? Pay-TV-Sender Sky Sport News HD rüstet sich für den "Deadline Day" der Profis.[Foto: imago/Jürgen Schwarz]
Noch bis heute, dem sogenannten "Deadline Day", haben die Profiklubs Zeit ihren Kader, aufzurüsten oder Ladenhüter unters Volk zu bringen. Auch in der Kreisliga sind Verstärkungen auf dem letzten Drücker gern gesehen, allerdings laufen die Verhandlungen dort etwas anders ab. Joel Grandke mit der neuesten Ausgabe der Kolumne Amateur-Alltag.
Fußball-Weisheit #79: "Wir können nur zum Studententarif einkaufen." ( Der ehemalige FC-Augsburg-Manager Andreas Rettig zu seinen damaligen Bemühungen im Transfer-Endspurt )
Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Am Ende einer Transferperiode stehen bei vielen Managern die Rechenschieber auf dem Schreibtisch: Was gibt das Budget noch her, um den Kader zu verstärken? Vor allem dann, wenn die ersten Saisonspiele verloren wurden und sich womöglich noch Spieler kurzfristig schwerer verletzt haben, sollte personell nochmal nachgelegt werden. In den letzten Tagen vor Schließung des Transferfensters zieht es nochmal gewaltig. Auf der einen Seite lassen sich nun nochmal besondere Schnäppchen schlagen, gesetzt den Fall, dass ein Verein seinen in Ungnade gefallenen Spieler unbedingt von der Gehaltsliste streichen möchte. Andererseits wissen die abgebenden Clubs auch, dass die suchenden Vereine meist gewaltig unter Zeitdruck stehen und somit potenziell bereit sind, den ein oder anderen Groschen mehr zu zahlen. Viele Alternativen stehen auf den letzten Drücker meist nicht mehr im Schaufenster. Um im Bild zu bleiben: Zum Abschluss der Transferperiode gehen völlig überteuerte Luxusgüter genauso über den Ladentisch wie die Grabbeltischwaren - Angebote für jeden Geldbeutel also.
Im Profigeschäft werden vor allem die letzten 24 Stunden dieses Last-Minute-Marktplatzes ausgiebig zelebriert. Schon beim Gedanken an den "Transfer-Deadline-Day" bekommt der geneigte Fußballfan Gänsehaut. Auf den einschlägigen Sportsendern wird dieser bereits Wochen zuvor mit Trailern angekündigt, die mehr an den "Independence Day"-Film erinnern und die Vermutung nahelegen, dass ein überdimensionales Raumschiff den Himmel verdunkeln wird, deren außerirdische Besatzung mit der Absicht gekommen ist, die gesamte Menschheit auszulöschen. Am Ende darf man jedoch beruhigt sein: Es geht doch nur darum, wen die Spielvereinigung Greuter Fürth am letzten Transfertag noch per Leihe von einem rumänischen Mittelklasseteam loseisen konnte. Aber genug der Ironie: Verdammt, ich will als Fußballfreak tatsächlich wissen, wo dieser Spieler in der Jugend gespielt hat, auf welchen Positionen er einsetzbar ist und welche Rückennummer er bekommt!
Bei den Amateuren sind ebenfalls Fristen einzuhalten. Nur, weil hier keine millionenschweren Verträge unterschrieben werden, heißt das noch lange nicht, dass man von Woche zu Woche frei nach Gusto zwischen den Kreisliga-Vereinen hin und her hoppen kann. Auch hier gibt es offene und geschlossene Transferfenster, folglich könnte theoretisch genauso gut ein "Transfer-Deadline-Day" in der Kreisliga-Edition über die Mattscheibe flimmern. Wir schalten direkt mal ins Studio. Kamera läuft? Und bitte!
Morgens: Die Spannung wird langsam aufgebaut. Das Moderatoren-Duo Leoni Schmitz und Frank Borger begrüßen die Zuschauer und versprechen einen brisanten Tag: "Die Gerüchteküche brodelt auf höchster Stufe!" Zahlreiche Vereine im Landkreis Cuxhaven seien demnach händeringend auf der Suche nach neuem Spielerpersonal. Zu erwarten sei ein "Domino-Effekt": "Ein einziger Transfer kann direkt eine Kette zahlreicher weiterer Wechsel nach sich ziehen", erklärt Schmitz. Der Zuschauer kennt das natürlich von der großen Bühne: Ein Stürmer von Real Madrid wechselt nach England, woraufhin Real Madrid einen Stürmer von selbem Kaliber von einem italienischen Top-Team loseist, das mit den Einnahmen dann ebenfalls nach einem gleichwertigen Ersatz sucht. Im Landkreis Cuxhaven könne eine solche Abfolge ebenfalls in Gang gesetzt, wie ein Transfer-Experte, der soeben das Studio betreten hat, mutmaßt. Hochprofessionell analysiert er das Anforderungsprofil eines Stürmers für den Kreisligisten Germania Cuxhaven, der im Angriff nach einem neuen Knipser Ausschau hält. "Über die Flügel kommen die Flanken doch relativ stümperhaft, nun ja, wir sind halt in der Kreisliga", erklärt er. "Daher ist es relativ Wurscht, ob er nun kopfballstark ist oder nicht. Im besten Fall ist er einer, der aus wenig viel machen kann. Wenn er aus fünf Hundertprozentern im Schnitt einen macht, dann wird er die Truppe verstärken."
Mittags: Die ersten Transfers werden vermeldet. Grün-Weiß Hemmoor (3. Kreisklasse) hat sich die Dienste von Olaf Müller gesichert. Er soll ablösefrei aus der Alten Herren zum Senioren-Team stoßen. Der 41-Jährige ist im Landkreis als gestandener Libero bekannt. Seine Stärken werden im Studio unter die Lupe genommen: "Er kann unheimlich lange Bälle kloppen, was perfekt ins grün-weiße System passt. Der Coach hat in der Vorbereitung mal eine Viererkette probiert, ist damit allerdings in einem Trainingsspiel gegen die A-Jugend 1:5 baden gegangen. Seitdem setzt man wieder auf den altbewährten Libero, der Langholz schlägt." Die Analyse wird von einer "Breaking News" unterbrochen. Die Spielvereinigung Hechthausen soll angeblich Max Tröger verpflichten. In der Hechthausener Kneipe "Zum wiehernden Hirsch" sei ein Bierdeckel aufgetaucht, auf dem Tröger am Vorabend beim feuchtfröhlichen Bingo-Abend unterschrieben haben soll, dass er zur Spielvereinigung wechselt. Besonders pikant: Er spielte in der Vergangenheit für den ebenfalls ortsansässigen Konkurrenten Teutonia Hechthausen. Der TV-Sender schickt sofort einen Reporter im Ü-Wagen los, der sich diesem pikanten Deal annehmen soll.
Abends: Es brennt in der Redaktion. Die letzten Wechsel gehen über den Ticker, bei den Vereinen ist nun Tempo gefragt. Wenn die Spieler nicht rechtzeitig ab- und umgemeldet sind, droht der Last-Minute-Transfer zu platzen. Gerüchteweise soll Frank Platte (seit acht Jahren vereinslos und eigentlich ohne Ambitionen, nochmal zu kicken) vor einem Wechsel zu Fortuna Cadenberge stehen. Aus dem familiären Umfeld wurde bekannt, dass er sich beruflich verändern und dafür wohl auch nach Cadenberge umziehen wird. Geht das mit einem Wechsel einher? Sein Schwippschwager ist schließlich Fortuna-Trainer. Während Moderator Borger sich skeptisch zeigt ("Der Klub hat bereits einen gestandenen Torwart und könnte Platte daher kaum einen Stammplatz garantieren…"), flattert die nächste "Breaking News" ein. Es gibt neue Infos zur Personalie Tröger. Dieser soll tatsächlich kurz vor einem Engagement in Cadenberge gestanden haben, nun aber krachend durch den Medizincheck gefallen sein. Aufgrund von Restalkohol im Blut schaffte er es nicht, die geforderten drei Runden um den Platz speifrei zu absolvieren. Außerdem habe er im "Wiehernden Hirsch" noch nicht die Zeche gezahlt. Solche Charakterzüge seien mit der Vereinsphilosophie nicht vereinbar, erklärt der Wirt aus dem "Wiehernden Hirsch", der gleichzeitig im Vereinsvorstand sitzt.
Mit diesen und weiteren Meldungen würde die Transfer-Sondersendung enden. Von kaputten Faxgeräten, die das fristgerechte Übersenden der Unterlagen an den Verband verhindern, bis zu Spielern, die eine Stunde vor Ende der Frist entscheiden, dass sie doch lieber in den Schützenverein gehen, anstatt Fußball zu spielen – der Unterhaltungswert würde die TV-Zuschauer bis zum Sendeschluss in Atem halten. Und wenn es einem Team nicht gelingt, genügend Spieler für die Saison zu verpflichten, wird eben aus der Alten Herren oder A-Jugend ausgeholfen. Hauptsache, alle Spieler auf dem Platz haben ihren Bierdeckel im Vereinsheim bezahlt.
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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