Marta Stodulska (29) vom FC Internationale Berlin traf in der Berlin-Liga in acht Partien schon 22-mal und führt die Torjägerkanone für alle in der 4. Liga an. Dabei hat ihr Team erst 34 Treffer erzielt. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die Torjägerin, die bei einem Spezialisten für Baumaschinen- und Werkzeugverleih arbeitet, über ihre dreijährige Pause, Länderspiele für Polen und Steven Gerrard.
FUSSBALL.DE: Sie führen mit 22 Treffern die bundesweite Torjägerinnenliste in der 4. Liga an. Haben Sie damit gerechnet, dass es in dieser Spielzeit für Sie so gut laufen würde, Frau Stodulska?
Marta Stodulska: Nicht wirklich. Deshalb danke ich vor allem meinen Mitspielerinnen, die mir die Vorlagen geben. Mein Team ist cool. Wir können zusammen noch viel erreichen.
Ihre Ausbeute ist auch deshalb besonders bemerkenswert, weil Sie vor Ihrem Wechsel zum FC Internationale Berlin eine dreijährige Pause eingelegt hatten. Warum?
"Der Trainer hat mich überredet, wieder auf Torejagd zu gehen - das klappt jetzt ganz gut"
Stodulska: Ich hatte bis 2020 in der Regionalliga Nordost für den 1. FC Union Berlin gespielt. Es folgte die Corona-Pandemie. In dieser Zeit erkrankte ich an Diabetes und musste im Krankenhaus behandelt werden. Daraufhin benötigte ich einige Zeit, um wieder zu Kräften zu kommen. Erst während der abgelaufenen Spielzeit bin ich im Saisonfinale erstmals für den FC Internationale Berlin aufgelaufen und habe dabei in fünf Spielen acht Treffer erzielt. Unserem Trainer Roman Kassarnig fehlte damals eine Stürmerin. Er hat mich überredet, wieder auf Torejagd zu gehen - das klappt jetzt ganz gut. ( lacht )
Wie fühlt es sich an, wenn man fast genau zwei Drittel aller Tore für eine Mannschaft erzielt?
Stodulska: Die Situation ist für mich neu. Bisher habe ich in den meisten Partien in der Tat drei oder mehr Tore geschossen. Das ist schon krass. Ich freue mich selbstverständlich über jeden Treffer. Wichtiger ist mir aber der Erfolg der Mannschaft. Beim 3:3 gegen Borussia Pankow hatte ich beispielsweise alle drei Buden erzielt. Nach dem Spiel war ich dennoch richtig sauer. Lieber treffe ich nur einmal, dafür gewinnen wir aber das Spiel. Und gegen Tore meiner Teamkolleginnen habe ich erst recht nichts einzuwenden.
Wenn es so weitergeht, haben Sie gute Chancen auf den Gewinn der Torjägerkanone für alle. Was würde Ihnen der Titel bedeuten?
Stodulska: Ganz ehrlich: Ich habe in meiner langjährigen Karriere noch nie eine Torjägerkanone gewonnen. Das wäre für mich etwas ganz Besonderes und ich wäre natürlich überglücklich. Jetzt hoffe ich, dass ich verletzungsfrei bleibe und weiterhin so gut treffe. ( lacht )
Was zeichnet Ihre Mannschaft ganz besonders aus?
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Stodulska: Wir verstehen uns nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz sehr gut. Einmal im Monat organisieren wir ein gemeinschaftliches Abendessen. Zweimal in der Woche steht Training auf dem Programm. Spielerinnen, die Zeit haben, wird außerdem jeden Montag freiwilliges Individual-Training und jeden Mittwoch Yoga angeboten. Im Sommer und Winter gehen wir ins Trainingscamp, freuen uns auf die Weihnachtsfeier, sind als Verein sehr aktiv. Zuletzt hatten wir ein Testspiel beim FC Erzgebirge Aue absolviert, der auch nicht unbedingt vor unserer Haustür liegt.
Wie sind Sie zum Fußball gekommen?
Stodulska: Ich spiele bereits seit meinem sechsten Lebensjahr Fußball, habe in Polen auf Bolzplätzen angefangen. Für mein Heimatland habe ich sämtliche U-Nationalmannschaften durchlaufen und auch drei Länderspiele bei den Frauen absolviert.
Im Januar 2015 kamen Sie nach Berlin, wechselten zunächst zum BSC Marzahn in die Frauen-Regionalliga Nordost, später dort auch zum 1. FC Union. Waren Sie immer schon so torgefährlich?
Stodulska: Vor meiner Pause hatte ich für Union Berlin in meiner besten Regionalliga-Saison 2018/2019 in 19 Spielen insgesamt 24 Tore erzielt. Die Gesamtanzahl von 56 Treffern in 68 Partien ist auch nicht so schlecht. Von daher sollte ich eine Liga tiefer schon ab und an die Bude treffen. ( lacht )
Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem aktuellen Verein?
Stodulska: Wir möchten oben mitmischen und möglichst den Aufstieg in die Regionalliga schaffen. Ob ich diesen Weg dann mitgehen würde, weiß ich aber noch nicht. Der Verein macht sehr viel für uns und unterstützt das Team ausgezeichnet. Ich werde auf jeden Fall alles dafür tun, damit mein Team weiter nach vorne kommt.
Gab es in Ihrer Jugend Vorbilder, an denen Sie sich orientiert haben?
Stodulska: Ich fand als Kind vor allem Liverpool-Legende Steven Gerrard und Weltmeister Zinedine Zidane super. Jetzt bin ich glühender Fan des Bundesligisten 1. FC Union Berlin, schaue mir viele Spiele an der Alten Försterei an. Zuletzt mussten wir da viel leiden. Ich hoffe sehr, dass es bald wieder aufwärts geht.
Autor/-in: Peter Haidinger/MSPW