Mit bemerkenswerten 41 Treffern führt Niklas Niebe vom SV Weidenberg aus der A-Klasse 5 im Kreis Bamberg/Bayreuth/Kulmbach das Ranking in der Torjägerkanone für alle in der 10. Liga an. Damit ist der 26 Jahre alte Angreifer aktuell der erfolgreichste Torschütze in Deutschland. Im Interview mit FUSSBALL.DE spricht der Student des Ingenieurwesens über seinen guten Lauf und den Traum von der Trophäe.
FUSSBALL.DE: Mit 41 Treffern führen Sie nicht nur die Torjägerliste in der A-Klasse an, sondern sind aktuell auch Deutschlands bester Torjäger überhaupt. Warum läuft es für Sie momentan wie am Schnürchen, Herr Niebe?
Niklas Niebe: Wir haben ein gutes und eingespieltes Team, ich bekomme die Bälle von meinen Teamkollegen optimal aufgelegt. In vielen Fällen stehe ich richtig, muss den Ball nur noch über die Linie drücken. Wenn es bei einem Stürmer läuft, dann fallen die Tore fast wie von selbst.
Sie hatten für den ASV Nemmersdorf bereits höherklassig gekickt. Warum spielen Sie jetzt in der A-Klasse?
"Wenn es bei einem Stürmer läuft, dann fallen die Tore fast wie von selbst"
Niebe: Ich bin gebürtiger Weidenberger. Mein älterer Bruder Alexander, der mich als Außenbahnspieler oft mit Vorlagen füttert, war für die Rückkehr zum meinem Heimatverein mitverantwortlich. Generell haben einige Vereine in unserer Liga Probleme, an jedem Wochenende eine Mannschaft zu stellen. Da fühlen wir uns schon ein wenig unterfordert. Aus diesem Grund wollen wir auch unbedingt den Aufstieg schaffen.
Mit welcher Zielsetzung waren Sie zum SV Weidenberg gewechselt?
Niebe: Nachdem ich zuvor durch Verletzungen einige Rückschläge hinnehmen musste, wollte ich in Weidenberg vor allem den Spaß am Fußball zurückgewinnen. Die Freude ist jetzt wieder da. Ich will mit dem Team nun den nächsten Schritt machen und aufsteigen. Wenn ich dazu weiterhin viele Treffer beisteuern kann, wäre es umso besser.
Sie waren für Ihre Verhältnisse mit 13 Toren nach sechs Spielen recht verhalten in die Saison gestartet. Was ist mit Ihnen in den folgenden fünf Partien passiert?
Niebe: In den ersten Spielen hatte ich noch relativ viele Chancen liegengelassen. Am 7. Spieltag sind mir dann beim 20:0 gegen SC Kreuz Bayreuth II zehn Tore gelungen, das war wohl mein Brustlöser. Zuletzt hatte ich vier Tore in zehn Minuten erzielt, wurde dabei dreimal angeschossen. Wenn es einmal läuft, dann läuft's.
Konnten Sie jemals mehr als zehn Treffer in einem Spiel erzielen?
Niebe: Nein. Ich habe in dieser Saison meine persönliche Bestmarke, die bei sechs Treffern im Jugendbereich lag, aber schon dreimal überboten. Einmal waren es sieben, einmal acht Tore. Bei meinem Zehnerpack gegen SC Kreuz Bayreuth II lief es noch besser. Spätestens nach dem vierten Treffer war ich mir sicher, dass ich jede weitere Chance reinmache.
Mussten Sie für Ihre Teamkollegen schon etwas springen lassen?
Niebe: Bislang bin ich noch nicht zur Kasse gebeten worden. Das wird sich wahrscheinlich ändern, wenn ich meinen 50. Treffer erziele. Als wir unseren 100. Saisontreffer markiert hatten, ist der Kelch noch an mir vorbeigegangen. (lacht)
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Was zeichnet Ihre Mannschaft besonders aus?
Niebe: Wir haben eine relativ junge Truppe, und der Großteil der Jungs kommt direkt aus Weidenberg. Wir kennen uns untereinander sehr gut, unternehmen auch außerhalb des Platzes viel zusammen. Bei uns ist es völlig normal, dass wir nach dem Training länger zusammensitzen. Am Vatertag hatten wir uns beispielsweise erst im Partykeller unseres Trainers getroffen, sind anschließend wandern gegangen.
Trotz des überragenden Torverhältnisses von 108:11 Treffern: In welchen Bereichen muss sich das Team noch verbessern?
Niebe: Dass überall noch Luft nach oben ist, hat vor allem das Topspiel beim TFC Bayreuth gezeigt, das wir 1:4 verloren haben. Das war einfach nur schlecht. Wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen, waren zu passiv und lagen bereits zur Halbzeit 0:4 zurück.
Wie konnte das bei der sonstigen Dominanz passieren?
Niebe: Wir mussten in Bayreuth auf Kunstrasen spielen, hatten damit unsere Probleme. Der TFC hat es gut gemacht, trainiert auf diesem Boden und war einfach an diesem Tag besser. In der Rückrunde wollen wir das korrigieren.
Gleich drei Mannschaften stehen mit 30 Zählern punktgleich an der Spitze. Am Samstag steht das nächste Spitzenspiel beim Tabellendritten FC Fichtelgebirge II an. Worauf wird es ankommen, um die Tabellenführung zu verteidigen?
Niebe: Ich bin für die Partie bei meinem Ex-Klub auf jeden Fall besonders motiviert. Wenn wir an die Leistungen der zurückliegenden Wochen anknüpfen, dann bin ich mir sicher, dass wir dort etwas Zählbares mitnehmen. Dafür müssen wir sofort hellwach sein und die individuellen Fehler minimieren. Wichtig ist, dass wir unsere Chancen nutzen und möglichst in Führung gehen.
Für das Toreschießen sind ja meistens Sie zuständig. Gibt es Vorbilder, von denen Sie sich etwas abgeschaut haben?
Niebe: Ich war schon immer etwas fußballverrückt. Von Lionel Messi, Cristiano Ronaldo oder dem brasilianischen Weltmeister Ronaldo habe ich mir etliche Videos angeschaut, um ihnen nachzueifern. Scheinbar hat es zumindest etwas gebracht. (lacht)
In der 10. Liga liegen Sie bundesweit aktuell 14 Treffer vor Ihrem ersten Verfolger. Was würde Ihnen der Gewinn der Torjägerkanone für alle bedeuten?
Niebe: Ganz klar: Der Gewinn der Trophäe wäre für mich das Größte und ist ein zusätzlicher Ansporn. In der vorherigen Saison sind mir insgesamt "nur" 31 Treffer gelungen. Wenn es weiterhin so gut für mich läuft, dann darf ich mir berechtigte Hoffnungen machen.
Autor/-in: Peter Haidinger/MSPW