Als Profi gewann Axel Sundermann mit Hannover 96 in der Saison 1991/1992 den DFB-Pokal. Der 57-Jährige, der insgesamt 139 Bundesligapartien für Hannover sowie den SC Freiburg und den VfL Bochum bestritt, trainiert jetzt in der zweiten Saison den Bezirksligisten FC Altenbochum. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Sundermann über sein Engagement in der 8. Liga und frühere Trainer.
FUSSBALL.DE: In der Bezirksliga führt Ihre Mannschaft souverän die Tabelle an. Wie heiß ist das Team auf die Rückrunde, die Mitte Februar startet, Herr Sundermann?
Axel Sundermann: Die meisten Jungs haben während der Winterpause ihre Hausaufgaben erledigt. Alle sind heiß und freuen sich, dass es wieder um Punkte geht. Wir haben eine sehr gute Hinrunde gespielt und uns eine günstige Ausgangslage erarbeitet. Daran wollen wir anknüpfen und die Tabellenführung möglichst nicht mehr aus der Hand geben.
In der Vorsaison waren Sie mit dem FC Altenbochum aus der Landesliga abgestiegen. Ist der direkte Wiederaufstieg das erklärte Ziel?
Sundermann: Unser schlechteres Torverhältnis hatte den Abstieg besiegelt. Das war eine bittere Erfahrung. Aktuell müssen wir in jedem Spiel unglaublich viel investieren, um erfolgreich zu sein. Wenn das Team dazu weiterhin bereit ist, wird es für jede Mannschaft schwer, gegen uns zu bestehen. Wir sind jetzt die Gejagten und dürfen nicht nachlassen. Wenn wir permanent dranbleiben, bin ich guter Dinge, dass uns der direkte Wiederaufstieg gelingen kann.
Sie haben Ihre aktive Karriere beim aktuellen Drittligisten SC Verl ausklingen lassen, waren davor für den VfL Bochum am Ball. Warum haben Sie sich für eine Trainerkarriere im Amateurbereich entschieden?
"Dass ich irgendwann als Trainer arbeiten würde, kam in meiner Vorstellung eigentlich nicht vor"
Sundermann: Ganz ehrlich: Dass ich irgendwann als Trainer arbeiten würde, kam in meiner Vorstellung eigentlich nicht vor.
Und warum ist es dennoch dazu gekommen?
Sundermann: Ich hatte die Mannschaft meines Sohnes Luca direkt vor der Haustür beim SC Weitmar 45 in der C-Jugend trainiert. Das gefiel mir, und die Verantwortlichen fragten mich, ob ich nicht die U 17 übernehmen möchte. Anschließend war ich noch zwei Jahre U 19-Trainer, bis ich schließlich sechs Jahre lang die Herrenmannschaft betreut und von der Bezirksliga in die Landesliga geführt hatte.
Was reizt Sie grundsätzlich am Amateurfußball?
Sundermann: Es macht Spaß, im unterklassigen Fußball zu arbeiten. Wir haben eine unglaublich hohe Trainingsbeteiligung. Die Jungs sind mit Herzblut bei der Sache und haben einfach Bock, Fußball zu spielen.
Sie waren einst ein Bundesligastar, haben für den VfL Bochum mehr als 100 Spiele absolviert. An welche Spiele erinnern Sie sich besonders gerne?
Sundermann: In der Saison 1997/1998 hatten wir mit dem VfL Bochum sechs Spiele auf europäischer Bühne bestritten. In der ersten Runde des damaligen UEFA-Pokals setzten wir uns gegen Trabzonspor durch. Danach ging es zum Club Brügge, wo wir das Hinspiel 0:1 verloren hatten und im Rückspiel einen deutlichen 4:1-Erfolg gegen die Belgier feierten. In der dritten Runde hatten wir Ajax Amsterdam. Die Niederländer boten ein Team auf, das mit Topstars gespickt war. Torhüter-Legende Edwin van der Sar, die De-Boer-Zwillinge Frank und Ronald, Michael Laudrup, Danny Blind und Sunday Oliseh standen damals im Kader. Wir lagen in Amsterdam überraschend 2:0 vorne, Ajax drehte danach kurz auf und gewann das Hinspiel 4:2. Im Rückspiel sind wir nicht über ein 2:2 hinausgekommen. Diese Partien im UEFA-Pokal werde ich nie vergessen.
Mal ehrlich: Wie sehr vermissen Sie die große Fußballbühne?
Sundermann: Manchmal erwische ich mich schon dabei, dass ich gerne noch mitmischen würde. Ich hatte eine sehr gute Zeit im Profifußball und bin auch dankbar dafür. Aber irgendwann muss man die Schuhe an den Nagel hängen.
Glauben Sie, dass der VfL Bochum den Klassenverbleib in der Bundesliga schafft?
Sundermann: Noch habe ich den Glauben an meinem Ex-Klub nicht aufgegeben. Es wird unfassbar schwer, aber noch ist alles möglich. Ein Sieg am Sonntag beim Aufsteiger und direkten Konkurrenten Holstein Kiel wäre extrem wichtig und könnte Kräfte freisetzen. Zumindest den Relegationsplatz, der nur vier Punkte entfernt ist, sollte der VfL Bochum im Blick haben.
Welcher Trainer hat Sie während Ihrer Laufbahn am meisten beeindruckt?
Sundermann: Volker Finke hat mich beim SC Freiburg sehr gefördert. Die Art und Weise, wie wir damals beim SC Freiburg gespielt hatten, war schon sehr spektakulär und ungewöhnlich. Beim VfL Bochum war Klaus Toppmöller als Trainer überragend. Ich habe viel von ihm gelernt. Er war mehr Fußballer als Trainer und ein absoluter Menschenfänger.
Wie würden Sie Ihre eigene Arbeitsweise beschreiben?
Sundermann: Ich verlange sehr viel von meinen Spielern. Der Spaß am Fußball steht bei mir im Mittelpunkt. Deshalb ist im Training immer der Ball dabei.
Mit welchen Erwartungen starten Sie in die zweite Saisonhälfte?
Sundermann: Wir haben unseren Kader zu Beginn des Jahres mit drei neuen Spielern aufgefrischt. Nach der langen Winterpause ist es wichtig, dass wir gut aus den Startlöchern kommen. Die Vorbereitung verlief trotz des schlechten Wetters insgesamt gut. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir an die gute Hinrunde anknüpfen können.
Autor/-in: Peter Haidinger/MSPW