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Experte und Co|21.12.2021|11:00

Polenz: "Wahrheit liegt in der Videoanalyse"

Jerome Polenz als Profi: "In jungen Jahren war ich vom Kopf her einfach nicht reif genug und auch nicht professionell genug".[Foto: imago]

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Der ehemalige Fußballprofi Jerome Polenz ist einer breiten Öffentlichkeit durch seine messerscharfen Analysen bekannt. Zusammen mit Thomas Broich erklärte er in den letzten Jahren als DAZN- und ARD-Sportschau-Experte die Erfolgsgeheimnisse der Spitzenteams. Doch er beherrscht nicht nur die Theorie, sondern auch die Praxis. Seit Saisonbeginn arbeitet der 35-Jährige an der Seite von Ante Covic als Co-Trainer der Hertha BSC U 23, die aktuell in der Regionalliga Nordost den zehnten Platz belegt. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht er über die Unterschiede zwischen Trainer- und Expertenjob, über die Schnelllebigkeit des Fußballgeschäfts und über die zunehmende Bedeutung von Videoanalysen.

FUSSBALL.DE: Herr Polenz, seit Saisonbeginn sind Sie Co-Trainer der U23-Regionalligamannschaft von Hertha BSC Berlin und assistieren dabei Ante Covic. Was ist leichter? Die Arbeit des Experten oder der Trainerjob?

Jerome Polenz: Für mich ist die Arbeit als Trainer anspruchsvoller als die des Analysten, weil der Trainerjob so viele Facetten umfasst. Wir arbeiten mit Menschen zusammen und alle Spieler haben unterschiedliche Charaktere. Sie haben verschiedene Qualitäten und lernen auch auf unterschiedliche Art und Weise. Gerade am Anfang finde ich es daher entscheidend, dass man sich vom Kader ein umfassendes fußballerisches und persönliches Bild macht und überlegt, wie der Einzelne seine Qualitäten auf den Platz bringen kann. Erste Erfahrungen durfte ich ja bereits bei der U15 der Frankfurter Eintracht machen. Die Zeit in Frankfurt war für mich sehr lehrreich, da ich mich dort erstmals als Trainer ausprobieren konnte.

Sie sprechen es an: Zuletzt haben Sie gemeinsam mit Ihrem langjährigen Weggefährten Thomas Broich die U 15 der Frankfurter Eintracht trainiert. Inwieweit unterscheidet sich die Arbeit mit der Regionalliga-Mannschaft von den Einheiten mit einer U 15?

"Ich habe den Expertenjob stark zurückgefahren, da ich mich vor allem als Trainer weiterentwickeln möchte - darauf liegt mein voller Fokus".

Polenz:  Der Unterschied liegt vor allem darin, dass die U 23-Spieler naturgemäß in ihrer fußballerischen und persönlichen Entwicklung deutlich weiter sind. Das bringt auch mit sich, dass sie viel mehr hinterfragen als ein U 15-Fußballer. Als Trainer musst du deshalb extrem gut vorbereitet sein und sehr gute Antworten und Lösungen auf jede mögliche Frage haben. Ein Beispiel: Die Jungs waren es bisher gewohnt, dass man Standards Mann gegen Mann verteidigt. Zu Anfang der Saison haben wir eine Mischform aus Raum- und Manndeckung eingeführt. Das haben viele Spieler zunächst skeptisch hinterfragt. In so einer Situation ist es wichtig, dass man gute Argumente, Videobeispiele und bestenfalls auch noch Daten zur Hand hat, um den gewählten Ansatz zu belegen.

Wie sieht innerhalb des Trainerteams die Aufgabenverteilung aus?

Polenz:  Ante gewährt mir extrem viele Freiheiten, um mich einzubringen und dafür bin ich ihm sehr dankbar, weil es nicht selbstverständlich ist. Wir teilen uns viele Aufgaben, wobei mein Hauptaugenmerk auf der Trainingsgestaltung und Analyse liegt. Auch am Spieltag ergänzen wir uns - Ante achtet auf die Offensive, während ich mich um die defensive Struktur kümmere. Das gute ist, dass unsere Vorstellungen vom Fußball fast deckungsgleich sind. Wenn wir mal Dinge unterschiedlich sehen, treffen wir gemeinsam eine rationale Entscheidung.

Macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie ein Spiel als Experte am Bildschirm oder als Trainer an der Linie analysieren?

Polenz:  Der Unterschied ist sehr groß, da am Spielfeldrand eine hohe Emotionalität mit einfließt und das den Eindruck verzerren kann. Ich kann mich an Spiele erinnern, die ich an der Seitenlinie super fand. Aber die späteren Eindrücke haben ein ganz anderes Bild vermittelt. Den umgekehrten Fall gab es auch schon. Man findet ein Spiel nicht so gut und stellt nachher fest, dass viele gute Dinge dabei waren. Daher sage ich immer: "Die Wahrheit liegt im Video." Wer die Möglichkeiten der Videoanalyse nutzt, hat einen großen Vorteil.

Für DAZN und die Sportschau haben sie ja die Taktiken und Systeme vieler Vereine bis ins Detail analysiert. Was können Sie davon auf die tägliche Arbeit übertragen?

Polenz:  Durch die Expertentätigkeit und das über die Jahre gesammelte Video- und Datenmaterial ist extrem viel Lerninhalt vorhanden, auf den wir immer zugreifen können und den wir auch anschaulich unseren Spielern vermitteln können. Das gemeinsame Ziel von Ante und mir ist, dass wir auf dem Platz immer eine Lösung haben - egal, welche Aufgabe uns die gegnerische Mannschaft stellt. Je nach Gegner überlegen wir dann, welches Werkzeug wir gerade benötigen. Mal holt man den Hammer raus, mal die Feile und ein anderes Mal den Schraubenzieher. Möglicherweise benötigt man alles zusammen, in unterschiedlicher Reihenfolge. Anhand des Spielverlaufs gegen den ZFC Meuselwitz kann man das sehr gut erklären. Zu Beginn haben sie versucht, extrem kompakt gegen uns zu verteidigen - also haben wir Chip-Bälle hinter die Kette gespielt, um die Ketten auseinander zu reißen. Als die Abwehrkette sich dann immer wieder hat fallen lassen, sind die Räume größer geworden und wir haben angefangen, zwischen den Linien zu spielen. In dem Spiel hat vom Match Plan bis hin zur Umsetzung alles gepasst - die Grundlage dafür war eine gründliche Gegneranalyse und ein voller Werkzeugkoffer.

Als aktiver Fußballer spielten Sie für Vereine wie Werder Bremen, Alemannia Aachen und den 1. FC Union Berlin. Stimmt es, dass sie erst in Australien bei den Western Sydney Wanderers anfingen den Fußball zu verstehen?

Polenz:  Richtig klick gemacht hat es bei mir wirklich erst in Australien. Mein damaliger Trainer Anthony Popovic war ein sehr guter Fußball-Lehrer. Er hat mir aufgezeigt, dass erfolgreicher Fußball klaren Strukturen folgt. Er konnte Inhalte sehr gut vermitteln und hat dazu den Wissensdurst in mir geweckt. In den Jahren davor hat mir einfach die Orientierung gefehlt, Fußball habe ich zu der Zeit rein intuitiv und ohne jegliche Struktur gespielt.

Ihre Karriere begannen Sie in der Jugend von Werder Bremen. Dort schnupperten Sie auch unter Thomas Schaaf bei den Profis rein. Warum haben Sie aus der Zeit nicht noch mehr mitgenommen?

Polenz:  In jungen Jahren war ich vom Kopf her einfach nicht reif genug und auch nicht professionell genug. Zwar habe ich fußballerisch absolut mithalten können, aber es gehört eben weit mehr dazu, als nur gut mit dem Ball umgehen zu können.

Glauben sie, dass auch die heutige Spielergeneration die Situationen eher intuitiv löst oder machen sich Fußballer heute mehr Gedanken über Spielzüge?

Polenz:  Beides ist vorhanden und das ist auch gut so. Natürlich hat man es gern, wenn sich die Spieler intensiv mit dem Spiel befassen und es hat einfach extreme Vorteile, wenn man das Spiel versteht.
In unserem Training nutzen wir deshalb oft bestimmte Spielformen und Regeln, bei denen man automatisch den Anreiz hat oder gezwungen ist, die richtigen Lösungen zu wählen. Das wiederum lässt die Spieler auch über ein taktisches Problem nachdenken. Warum funktioniert etwas oder warum nicht? Wann funktioniert etwas und wann nicht? Ganz wichtig ist dabei auch das genutzte Vokabular. Wie bezeichnest du bestimmte Positionierungen, Passfolgen, Laufwege oder Räume? Je präziser und klarer du in deiner Sprache bist, desto leichter lernen die Spieler. So ein Lernprozess benötigt natürlich etwas Zeit.

Zeit ist im Trainergeschäft allerdings ein seltenes Gut. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass irgendwo ein Trainer entlassen oder infrage gestellt wird.

Polenz:  Die Halbwertszeit der Trainer wird in der Tat immer kürzer. Das finde ich sehr schade. Als Bundesligatrainer bist du naturgemäß unter schnellem Ergebnisdruck. Daher würde ich auch im Profibereich leicht anders arbeiten, da gilt es einen Mittelweg zwischen Entwicklungsarbeit und Ergebnisfokussierung zu finden.

Wie kann dieser Mittelweg konkret aussehen?

Polenz:  Neben der langfristigen Entwicklungsarbeit geht es auch um "Quick Wins" - schnell zu erreichende Fortschritte, die effizient sind, also Punkte bringen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Thema Standardsituationen. Über 30% der Tore werden so erzielt. Es lohnt sich, Trainingszeit in Varianten für Einwürfe, Freistöße und Ecken zu investieren, da du in diesen Situationen immer einen Gedankenvorsprung gegenüber dem Gegner hast. Du weißt, was kommt - der Gegner nicht. Der SC Freiburg ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Sie sind brutal stark bei Standards. Das bringt viele Tore, Punkte und Zeit, die Mannschaft weiter zu entwickeln.

Viele Vereine nehmen sich ja den SC Freiburg zum Vorbild. Wie schaffen es die Breisgauer, sich über Jahre in der Bundesliga zu halten?

Polenz:  In Freiburg wird extrem gute Jugendarbeit betrieben. Ergebnisse sind dort eher zweitrangig, die Entwicklung steht im Vordergrund. Sie fördern die talentiertesten Spieler und nicht wie viele andere Vereine die größten und stärksten. Das ist leider nicht selbstverständlich. Viele Nachwuchstrainer wollen schnell in höhere Gefilde, da dort naturgemäß auch besser bezahlt wird. Das verstärkt das reine Ergebnisdenken, was kontraproduktiv im Jugendbereich ist. Dementsprechend setzen sie meist Spieler ein, die ihnen Ergebnisse garantieren. Und das sind im Jugendbereich oftmals die akzelerierten Spieler, nicht die talentiertesten Jungs. Ein weiterer Unterschied, den ich bei den Freiburgern gegenüber vielen anderen Vereinen sehe, ist dass sie langfristig und nachhaltig agieren. Vor allem große Vereine haben schon sehr viel Druck und das verleitet oft dazu, kurzfristig zu denken - ein schneller Transfer hier, eine Trainerentlassung da. Das geht nicht immer gut.

Welche Rolle spielen dabei die Medien?

Polenz:  Ein Trainer wird schnell hochgelobt, aber auch schnell fallengelassen. Ich kann die Medien da irgendwo verstehen, denn sie müssen ja ständig interessante Informationen bringen. Am Ende kommt es aber darauf an, wie der Verein damit umgeht.

Haben Sie Verständnis dafür, dass Bundesliga-Trainer auf Pressekonferenzen oft Phrasen bringen, anstatt auf Details einzugehen?

Polenz:  Grundsätzlich bin ich überzeugt davon, dass Trainer viel lieber über Fußball reden als über andere Dinge. Kurzes Beispiel: auf der Pressekonferenz nach einem Champions-League-Spiel habe ich für die Sportschau dem damaligen RB-Trainer Julian Nagelsmann eine taktische Frage gestellt, nachdem vorher von anderen Journalisten ausschließlich Fragen kamen, die nichts mit dem Spiel zu tun hatten. Er war so perplex und gleichzeitig erfreut, dass ich über Fußball-Inhalte reden wollte, dass er dann glatt die Frage vergessen hat. Das Problem ist doch oftmals, dass immer dieselben Fragen gestellt werden, die meist auch nichts mit dem Spiel zu tun haben. Da kann ich dann schon verstehen, wenn Trainer ihre Floskeln runterdreschen oder sich nicht ausführlich äußern möchten.

Wer sich mit dem Spiel befasst, der stößt schnell auf neumodische Ausdrücke wie "abkippender Sechser" oder "falsche Neun". Hat sich das Spiel an sich wirklich so stark verändert oder sind nur die Begriffe andere als früher?

Polenz:  Das Spiel hat sich in allen Bereichen weiterentwickelt. Insgesamt sind die Teams heutzutage variabler und die Spieler athletischer geworden, sie können schneller und mehr laufen. Zudem ist das taktische Verständnis der Trainer und Spieler deutlich höher als früher. Zu dieser Entwicklung hat auch das Internet stark beigetragen. Tausende Analysen und Informationen sind online verfügbar und das erhöht die Qualität aller Beteiligten. Das heißt aber nicht, dass man ständig komplizierte Begriffe verwenden muss. Denn es kommt immer darauf an, mit wem man sich unterhält und in welchem Rahmen man sich unterhält.

Lange Zeit galt die Dreier-Abwehr mit dem alten Libero als unmodern. Inzwischen ist sie fast schon wieder Mode. Kann man da von einem Trend sprechen?

Polenz:  Natürlich gibt es bestimmte Trends und viele "alte" Dinge kehren in leicht veränderter Form wieder. Fußball bedeutet immer Bewegung und meistens ist es so, dass sich an den erfolgreichsten Teams bei großen Turnieren orientiert wird - am Weltmeister, Europameister und Champions League Sieger.

Gibt es bestimmte Trainer, von denen Sie sich besonders viel abschauen?

Polenz:  An erster Stelle würde ich Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel nennen. Klar, die Antwort ist nicht originell. Aber sie sind aktuell die besten deutschen Trainer.

Kommen wir zu Ihren Zukunftsplänen. Da das Co-Traineramt sehr intensiv ist, wird sicher weniger Zeit für die Expertentätigkeit bleiben. Oder?

Polenz:  Ich habe den Expertenjob stark zurückgefahren, da ich mich vor allem als Trainer weiterentwickeln möchte - darauf liegt mein voller Fokus. Ab und zu werde ich aber bestimmt nochmal in dem ein oder anderen Format zu sehen sein.

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