SV Spellen: "Echte Mädchen spielen Fußball"
Der SV Spellen engagiert sich in besonderem Maße sozial – vor allem im Mädchen- und Frauenfußball. Dafür wurde der Klub beim DFB-Punktespiel mit dem Gold-Status ausgezeichnet.
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Zähe Angelegenheit: Abstiegskampf im Fußball gleicht häufig einem Schneckenrennen.[Foto: 2017 Action Plus]
Fußball-Weisheit #83: „Viele sehen es negativ, dass wir schlecht gespielt haben.“ (Kevin Kuranyi)
Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Kevin Kuranyi spricht ein gesellschaftliches Problem an: Wo kommen wir in Deutschland hin, wenn die Leute nun sogar anfangen, schlechte Leistungen schlechtzureden? Man muss die Dinge auch mal aus verschiedenen Sichtweisen betrachten. Die Bundesliga erlebt zumindest gerade einen historischen Abstiegskampf – einen historisch schlechten. Ein Blick auf die Punktekonten der vier schwächsten Teams zeigt, dass ein bemitleidenswertes Schneckenrennen um den Nicht-Abstieg entbrannt ist: 13, 14, 16 (nach 23 Spielen) und 21 (Augsburg steht nach dem gestrigen Sieg gegen den BVB bereits bei 24 Spielen). Das Quartett um Nürnberg, Hannover, Stuttgart und Augsburg hat es sich im Tabellenkeller mal so richtig gemütlich eingerichtet. Immerhin ist man in guter Gesellschaft, ansonsten wäre das rettende Ufer nach solchen Negativläufen schon in weite Ferne gerückt. Heißt zum Beispiel: Der 1. FC Nürnberg hat seit nunmehr 17 Spieltagen (also einer ganzen Halbserie!) nicht mehr gewonnen und könnte mit einem Sieg dennoch direkt auf den Relegationsplatz springen. Die rote Laterne kann in dieser Abstiegszone also immer noch schneller Wechseln als beim St.-Martins-Umzug. Die abgedroschenen „Die Hoffnung stirbt zuletzt“-Floskeln dürfen in den Pressekonferenzen tatsächlich noch mit vollem Ernst herausposaunt werden, ohne dass die Zuhörer zum Taschenrechner greifen und erstmal prüfen müssen, mit welchem völlig absurden Szenario der Klassenerhalt überhaupt noch mathematisch möglich wäre. Nein, diese Saison ist wirklich noch alles drin, so sehr man die Arbeit auch verweigert. Dieses Rollator-Rennen bietet wenig ansehnlichen Fußball, verspricht aber immerhin Spannung.
Im Amateurbereich ist der Abstiegskrampf ebenfalls eine berüchtigte Verletzung, die sich zumeist nicht so schnell aus den Beinen schütteln lässt. Wenn du erstmal knietief im Schlamassel steckst, geht die Leichtfüßigkeit verloren. In dieser Situation ist nur zu hoffen, dass sich auch andere Liga-Konkurrenten schwer tun und die Distanz zum rettende Ufer kurz halten. Die Gründe für die sportlichen Krisen sind sehr unterschiedlich. Da viele Amateurteams die fehlende fußballerische Qualität gemein haben, kommt es zumeist auf andere Eigenschaften an. Mit Kampf und Leidenschaft lassen sich oftmals die nötigen Punkte holen. Wenn diese Grundtugenden aber ausbleiben und frustriert mit hängenden Köpfen über den Platz getrottet wird, als hätte einem der große Bruder den Lolly weggenommen, ist der Abstiegsstrudel vorprogrammiert. An diesem Punkt fällt merklich ins Gewicht, dass die Kreisliga-Kicker nur hobbymäßig auf dem Platz stehen und nicht dafür bezahlt werden. Auch wenn es dem Sportsgeist fundamental widerspricht: In vielen Teams gibt es die Handvoll Kicker, der nach ein paar sieglosen Spielen in Folge auffällt, dass ein gemütlicher Sonntag auf dem Sofa auch so seine Reize hat. Frei nach dem Motto: „Bevor ich mich jeden Sonntag auf dem Platz abschießen lasse, kann ich mich auch Samstagabend am Tresen abschießen.“ Hinzu kommen die waschechten Schönwetter-Fußballer, die anscheinend südamerikanische Wurzeln haben und so tun, als könnten sie bei Temperaturen unter 10 Grad so gar nicht auf Touren kommen: „Fußball um den Gefrierpunkt? Não, obrigado!“ Wer solche „Teamplayer“ in den eigenen Reihen hat, braucht eigentlich keine Gegenspieler mehr. Wenn am Spieltag dann kaum noch elf Mann zusammengekratzt werden können, ist der Weg aus dem Tabellenkeller erst recht steinig.
„Fußball um den Gefrierpunkt? Não, obrigado!“
Doch wie lässt sich der berühmte Karren aus dem Dreck ziehen? Vor allem, wenn sich mehrere Teams mit ihren Niederlagenserien unterbieten und der Klassenerhalt trotz einer Katastrophen-Saison bis zum Ende möglich bleibt? Wenn die Stimmung auf dem Tiefpunkt ist, muss bei der Mitarbeitermotivation angesetzt werden. Gregor Kobel, Nummer eins beim FC Augsburg, warb nach der 1:5-Klatsche am vergangenen Wochenende beim SC Freiburg mit einem Ansatz, der in Kreisliga-Kreisen offene Tore einrennt: „Vielleicht würde uns ja ein Saufabend helfen!“ Es ist schwer vorstellbar, dass FCA-Coach Manuel Baum nach dem Spiel die Fässer Bier in die Kabine gerollt und mit einem freudigen „O’zapft is“ die Stimmung wieder zum Kochen gebracht hat. Doch der Ansatz von Sportsfreund Kobel sollte gar nicht so sehr ins Lächerliche gezogen werden. Ein ausgelassener Abend kann durchaus einen Ruck in die Mannschaft bringen und zusammenschweißen. Was bei Profi-Teams selbstverständlich ist, muss bei einigen Kreisliga-Truppen allerdings noch betont werden: Nein, der Samstagabend vor dem Spiel ist vielleicht nicht der beste Termin für dieses Vorhaben. Fußball ist zu einem Großteil eben doch nur Kopfsache: Auf andere Gedanken zu kommen kann durchaus helfen, einen dröhnender Schädel samt Filmriss nach einer „Teambuilding-Maßnahme“ könnte hingegen eine kontraproduktive Wirkung erzielen.
Es gibt natürlich viele weitere Ansätze, um in die Erfolgsspur zurückzugelangen. Einige Clubs versuchen es mit einem neuen Trainer, der dem heruntergeputzten Haufen mit seiner Ansprache wieder Selbstvertrauen einimpfen soll. Mit frischen Ideen kann er der Truppe womöglich auch taktisch neue Impulse geben. Neben der psychologischen Aufbauarbeit kann aber auch die harte Hand ein Ausweg sein. Heißt: Wer schlecht spielt, muss härter arbeiten. Zusätzliche Trainingseinheiten, härtere Strafen bei unentschuldigtem Fehlen, frühe Auswechslungen bei schwachen Leistungen. Einige Larifari-Kicker blühen erst so richtig auf, wenn ihnen der Coach die Grenzen aufzeigt. In dieser Vorgehensweise steckt allerdings auch das bereits genannte Risiko: Wenn es einem divenhaften Spieler zu anstrengend wird, könnten Lustlosigkeit und Trainingsbeteiligung schnell wieder abnehmen. Wo gehobelt wird, fallen eben Späne.
Am Ende der Saison muss jedes Team schauen, wie es sich wieder aus dem Tabellenkeller herauskämpfen kann. Bei einem Schneckenrennen wie in der Bundesliga reicht gegen Ende der Saison womöglich ein einziger Sieg, so glücklich dieser auch zustande kommen mag, um dem Abstiegsgespenst auf den letzten Drücker doch noch zu entkommen. Sollte das tatsächlich gelingen, würde der Trainer spätestens dem Rat von Augsburg-Keeper Kobel folgen und die Fässer aufreißen. Wenn das Team am Ende der Saison über dem Strich landet, fragt schließlich keiner mehr nach, wie verdient oder unverdient das Ganze zustande gekommen ist. Außerdem: Aus Niederlagen lernt man ja auch. Daher sollte auch nicht jedes schlechte Spiel so negativ gesehen werden, wie es war.
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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