Siegtor bei Comeback nach Schädel-Hirn-Trauma

David Bruns blickt auf eine schwierige Phase zurück. Am 1. August 2015 sank der 22-Jährige im Training bewusstlos zu Boden. Nach vier Tagen der Ungewissheit und einem Schädel-Hirn-Trauma kämpfte er sich in den vergangenen Monaten zurück in den Alltag und auf den Platz – und feierte am vergangenen Wochenende ein umjubeltes Comeback samt Siegtor für den TSV Burgdorf in der Landesliga Hannover.

"Bruns, mach' dich warm!", schallte es David Bruns entgegen. Am vergangenen Sonntag saß der Mittelfeldspieler im Landesligaduell gegen den TSV Barsinghausen endlich wieder auf der Bank. In der Halbzeit forderte ihn Trainer Diego de Marco dann auf, sich bereit zu machen für ein emotionales Comeback. "Ich war noch nie in meinem Leben so nervös", beschreibt Bruns seine Einwechslung.

0:0 stand es, als er den Rasen betrat. In der 69. Minute schlug seine große Stunde. Pass des Mitspielers, Bruns legt sich den Ball einmal vor und jagt die Kugel ins Netz: "Das war ein absolut geiles Gefühl." Während der Rückkehrer selbst nach seinem Treffer ungläubig stehen blieb, bildete sich blitzschnell eine Jubeltraube um ihn. Der Zuspruch und die Glückwünsche seiner Mitspieler freuten Bruns unheimlich: "Sogar die Innenverteidiger sind zum Jubeln nach vorne gekommen."

226 Tage nach seinem schweren Trainingsunfall stand er endlich wieder auf dem Platz. Bei einem Pflichtspiel. Die Leidenszeit war vorbei. In der Saisonvorbereitung im Sommer war er mit seinen Mitspielern auf dem Trainingsplatz gestanden. Plötzlich knallt ein Ball an Bruns‘ Hinterkopf. Ohne Vorwarnung. Ohne sich darauf einstellen zu können. Bewusstlos sinkt er zu Boden. Seine Erinnerung setzt erst Tage später wieder ein. Die ersten vier Tage nach dem Unfall sind komplett aus seinem Gedächtnis gelöscht: „Ich war in einer Art Koma.“

"Ich will, dass sie sagen: 'Bring den Bruns! Der hilft uns weiter'"

Besonders für die Familie ist die Ungewissheit ein Albtraum. Bruns‘ Mutter durchlebt eine der schwierigsten Phasen ihres Lebens, denn auch die Ärzte scheinen ratlos. „Für sie und meine Brüder war es Horror“, weiß der 22-Jährige.

Als er seine Umwelt wieder bewusst wahrnimmt, stellen die Ärzte motorische Defizite fest, auch das Sichtfeld ist beeinträchtigt. Der Trainingsunfall hatte besonders auf Bruns‘ linke Körperhälfte spürbare Auswirkungen. „Ich sollte beide Arme anheben, doch der linke blieb einfach hängen“, erinnert er sich. Versuche, einen Fußball in der Luft zu halten, missglückten zunächst. Erst mit dem Wechsel zur Reha nach Hessisch Oldendorf, die vier Wochen andauerte, erlebte Bruns endlich Fortschritte. Wenn auch sehr langsam. „Es war schwer einzusehen, dass nicht alles so klappt, wie vorher.“

In die Wintervorbereitung startete Bruns deshalb umso motivierter. Er verpasste kaum eine Einheit und feilte auch in seiner Freizeit weiter am Ballgefühl. 226 Tage nach dem schweren Unfall kann er nun sagen: "Es hat sich gelohnt."

Nach seinem goldenen Treffer im Spiel gegen Barsinghausen, der zum 1:0-Sieg reichte, blickt der 22-Jährige bereits wieder in die Zukunft. Durch gute Leistungen im Training möchte er sich für weitere Einsatzzeiten empfehlen: "Ich will, dass sie sagen: 'Bring den Bruns! Der hilft uns weiter'." Das hat er am vergangenen Wochenende schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt.