Ein grünes Retrotrikot aus Deutschland ist in den USA gerade angesagt. Sängerin SZA, mehr als 22 Millionen Follower auf Instagram und zuletzt bei der Superbowl-Halbzeitshow im Rampenlicht, posierte vor gut zwei Wochen mit dem Shirt, das für eine Firma in Nordrhein-Westfalen wirbt. Die Ärmel sind abgeschnitten, der Bauch ist frei, gut zu lesen ist dennoch der Aufdruck: "Zaun- Garten- u. Landschaftsbau Manfred Fell Heinsberg". Wie bitte?
"Wir haben auch keine Ahnung, wie unser Trikot dahinkommt", rätseln Manfred und Frederic Fell auch heute noch, zwei Wochen nach dem Beitrag der Künstlerin auf Social Media, der inzwischen über zwei Millionen Likes erhalten und tief im Westen Deutschlands für viel Wirbel gesorgt hat.
Neue Trikots für den Dorfkick
Anfang der 1990er Jahre hatte der Familienbetrieb aus Heinsberg die Trikots drucken und beflocken lassen, um bei einem Dorfturnier mitkicken zu können. Garten- und Landschaftsbauer Manfred Fell ist zwar selbst kein aktiver Fußballer, aber Fan von Borussia Mönchengladbach und daher regelmäßig im Stadion. Sohn Frederic hingegen spielt beim B-Ligisten FC Randerath-Porselen, vorher war er lange beim SV Waldenrath-Straeten am Ball. Er war nun auch derjenige, der Wind davon bekam, dass das grüne Langarmtrikot mit den drei weißen Streifen und dem ebenso weißen adidas-Emblem fern der Heimat eine sensationelle Neuauflage erfährt.
"Ein Bekannter hat mir das Bild von SZA geschickt", so Frederic Fell. "Ich kannte die gar nicht und war mir bei dem Trikot auch nicht gleich sicher, ob das echt oder ein Fake ist. Es ist ja nicht so schwer, Bilder zu bearbeiten oder zumindest Details zu verfälschen. Ich hatte so ein Trikot mal bei uns im Elternhaus auf dem Speicher gesehen und gedacht, das könnten die wirklich sein."
"Ich hatte so ein Trikot mal bei uns im Elternhaus auf dem Speicher gesehen und gedacht, das könnten die wirklich sein"
Manfred und Frederic Fell sahen auf dem Dachboden nach - und tatsächlich fanden sie dort noch eins der grünen Leibchen. Es sieht genau so aus wie bei SZA, nur mit dem kleinen Unterschied, dass die R&B-Sängerin eben die Ärmel abgetrennt und das Shirt über dem Bauch zusammengeknotet hat. Nicht unerheblich ist auch, dass die 35-Jährige auf ein wenig mehr Social-Media-Reichweite kommt als wohl alle Menschen in Heinsberg und Umgebung zusammen. "Ich habe dann nachgeschaut, dass sie in den USA sehr populär ist und sehr viele Follower hat", berichtet Frederic Fell.
Lieber Kreisliga B als Superbowl
Nicht nur das: SZA stand jüngst sogar auf einer der größten Bühnen, die der Sport überhaupt zu bieten hat. Beim Superbowl zwischen den Philadelphia Eagles und den Kansas City Chiefs in der Nacht von Sonntag auf Montag gehört sie zu den Stars, die im Superdome von New Orleans einen Halbzeitauftritt hat. "Unser Trikot hat sie dabei aber nicht getragen", wurde Frederic Fell berichtet. Er selbst saß nicht vor dem TV und nutzte die Nacht lieber, um zu schlafen. "Ich bin kein Fan von American Football und halte auch nicht viel von der totalen Kommerzialisierung des Sports", sagt der Kreisliga-Kicker.
Wie denn nun das Trikot des Garten- und Landschaftsbauers Manfred Fell in die USA gekommen sei, darüber rätseln sie daheim derweil weiter, die Vermutungen gehen in Richtung Onlinehandel. Das in Heinsberg verbliebene Leibchen, original mit langen Ärmeln, hat inzwischen seinen einsamen und lange vergessenen Platz auf dem Speicher im Hause Fell gegen einen Ehrenplatz im Firmenbüro eingetauscht. "Zaun- Garten- u. Landschaftsbau Manfred Fell Heinsberg" steht da deutlich zu lesen. Ob Superbowl-Act SZA mal zu Besuch kommt und sich ein Spiel des FC Randerath-Porselen anschauen wird, ist nicht bekannt.
Autor/-in: Heiko Buschmann