Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Neue Heimat: Ex-Nationalspieler Tobias Rau im Trikot des TV Neuenkirchen. [Foto: Nils Hoyermann]
Tobias Rau trägt immer noch die Rückennummer 15. Allerdings nicht mehr auf dem Trikot des VfL Wolfsburg, von Bayern München oder Arminia Bielefeld. Denn die Zeit als Profi-Fußballer hat er hinter sich gelassen. Seit rund drei Jahren spielt der 32-Jährige für den TV Neuenkirchen in der 1. Kreisklasse Osnabrück-Land Süd B. Das macht ihn zufrieden, denn er hat Spaß daran. Dennoch erinnert sich der Student der Sportwissenschaft und Biologie gerne daran zurück, vor allen Dingen wenn Länderspiele anstehen. So wie jetzt das EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland. Eine besondere Partie für Tobias Rau, der fast genau vor elf Jahren, am 10. September 2003, in Dortmund gegen Schottland spielte. Im Interview mit FUSSBALL.DE unterhält sich Tobias Rau über den Fußball früher und heute.
FUSSBALL.DE: Herr Rau, vor ziemlich genau elf Jahren haben Sie mit der Nationalmannschaft in Dortmund gegen Schottland gespielt. Wie weit weg ist das mittlerweile für Sie?
Tobias Rau: Das ist ziemlich weit weg. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass es nur ein Traum war. Ich bin froh, die Erinnerungen zu haben, wie es auf dem Platz war, wie die Atmosphäre war, wie das ganze Drumherum war. Das ist eines der wenigen Spiele, die ich noch auf DVD habe. Allerdings schau ich mir die selten an.
Das heißt, Sie pflegen keine Sentimentalität?
"Die Standard-Frage ist, wie Oli Kahn oder Uli Hoeneß denn nun wirklich sind."
Tobias Rau: Nein, das nicht. Aber wenn Länderspiele anstehen, so wie jetzt das EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland, dann freue ich mich darauf. Ich erlebe solche Begegnung jetzt halt in einer anderen Rolle, ich bin Fan und Zuschauer.
Der Fußball bestimmte früher, als Sie Profi waren, Ihren Alltag. Welche Rolle spielt der Fußball heute in Ihrem Leben?
Tobias Rau: Das kann man eigentlich gar nicht vergleichen. Man nennt beides Fußball, aber eigentlich müsste man unterschiedliche Begriffe finden. Heute ist Fußball für mich Abwechslung, Spaß, ein Mittel, um mich fit zu halten und Freunde zu treffen. Das dient alles der Entspannung.
Stimmt es, dass Sie nach Ihrer Profi-Zeit zunächst einmal mit dem Fußball aufgehört hatten?
Tobias Rau: Ja. Es hat ungefähr eineinhalb Jahre gedauert. Man kann ja nicht einfach abrupt aufhören, wenn man Profi gewesen ist. Das wäre nicht gut für den Körper. Da hat es sich angeboten, dass es in der Nähe meines Wohnortes ein kleines Dorf gibt, in dem es keinen interessiert, wer da Fußball spielt.
Wie viel Zeit brauchten Sie, um wieder Lust für den Fußball zu verspüren?
Tobias Rau: Och, Lust hatte ich sofort wieder. Ich wollte nur dieses Fußball-Geschäft mit dem ganzen Drumherum hinter mich bringen. Das ist auch heute noch nichts für mich. Ich kann mir zwar vorstellen, dass ich irgendwann einmal meinen Trainerschein mache, aber jetzt genieße ich es, vom Profifußball fern zu sein. Aber die allgemeine Lust auf Fußball, die Bundesliga im Fernsehen zu verfolgen, Länderspiele zu schauen und selbst ein bisschen zu kicken, das war nie weg. Und das wird sich nie ändern. Das wird immer ein Teil meines Lebens bleiben.
Muss man sich vom Profi-Alltag zum Amateur-Fußball umgewöhnen, umschalten, neuorientieren?
Tobias Rau: Man muss extrem umschalten. Ich kann mir vorstellen, dass das für einige sehr problematisch ist. Ich habe aber gewusst, auf was ich mich einlasse, dass manche Plätze ein Katastrophe sind, die Kabinen schlecht sind. Wenn ich in die Uni gehe, dann bin ich halt ein Student und habe nicht mehr die Privilegien, die ich als Profi genossen habe. Das war kein Problem für mich. Ich habe mich sofort wohl gefühlt, einer von vielen Studenten zu sein.
Haben Sie irgendetwas vermisst?
Tobias Rau: Naja, Fußball-Profi zu werden, ist schon ein Traum. Was man da geboten bekommt und erleben darf, ist etwas Besonderes. Das sind Momente, die nur wenige erleben dürfen. Also, ich will es mal so sagen: Ich vermisse nichts, aber ich denke gerne an viele Dinge zurück.
Umgekehrt: Was schätzen Sie am Amateur-Fußball?
Tobias Rau: Mir macht es einfach Spaß. Das ist das zentrale Thema. Mit den Leuten, mit denen ich zusammenspiele, das sind alles gute Jungs. Klar, will man auch ein bisschen Erfolg haben, aber ich genieße es, Fußball zu spielen, einfach für die Freude.
Sie spielen für den TV Neuenkirchen in der 1. Kreisklasse Osnabrück-Land Süd B – was macht den Reiz aus?
Tobias Rau: Ich lebe in Nordrhein-Westfalen, muss aber nur rund 15 Minuten fahren, um zu meinem Verein zu kommen, der in Niedersachsen spielt. Die Aufmerksamkeit dort ist eine ganz andere. Wenn ich jetzt in NRW spielen würde, glaube ich, dass ich Probleme bekommen hätte, weil die Aufmerksamkeit zu groß geworden wäre. Darunter hätte der Spaßfaktor gelitten. Was den Reiz angeht, so würde ich sagen, dass eine total angenehme Atmosphäre herrscht.
Wie haben Sie Ihren Verein dann ausgesucht?
Tobias Rau: Ich hatte als Profi schon ein Umfeld, das studentisch war. Von den Leuten hatten viele auch Fußball gespielt, allerdings unterklassig. Und die haben sich gesammelt beim TV Neuenkirchen. Ich hatte anfangs ein paar mal mittrainiert und schnell gespürt, dass das alles passt. Und so kam das eine zum anderen und ich habe dort meinen Spielerpass abgegeben. Mittlerweile ist es so, dass ich immer dabei bin, wenn ich keine wichtigen Termine habe.
Die Saison hat begonnen, der TV Neuenkirchen steht nach drei Spielen mit je einem Sieg, einem Unentschieden und einer Niederlage im Mittelfeld. Welches Saison-Ziel verfolgen Sie mit der Mannschaft?
Tobias Rau: Es gibt viele Jungs bei uns, die sehr ehrgeizig sind. Deren Ambitionen wurden auch dadurch genährt, dass wir in den vergangenen beiden Jahren jeweils den Aufstieg knapp verpasst hatten. Die wollen unbedingt aufsteigen. Ich habe aber gesagt, dass wir in dieser Saison gucken sollen, so viele Punkte wie möglich mitzunehmen. Ich denke, der Aufstieg wird in dieser Saison nicht drin sein. Ich finde das aber auch nicht schlimm.
Und wie läuft es für Sie persönlich?
Tobias Rau: Ich muss ganz ehrlich sagen, ich laufe da nicht rum und behaupte von mir, Nationalspieler zu sein und jedes Spiel für den TVN im Alleingang zu gewinnen. Ich schaue, dass ich Spaß habe. Den härteren Zweikämpfen gehe ich aus dem Weg. Ich möchte die positiven Seiten genießen.
Wie häufig trainieren Sie in der Woche?
Tobias Rau: Es ist zweimal in der Woche Training. Im Schnitt schaffe ich es aber nur einmal pro Woche dabei zu sein.
Welche Rolle spielen Sie in der Mannschaft?
Tobias Rau: Ich spiele jetzt offensiv. Das ist nicht meine Position. Aber dort zu spielen, macht am meisten Spaß. Ganz am Anfang habe ich sogar im Angriff gespielt. Mittlerweile werde ich im zentralen Mittelfeld aufgestellt. Aber ich mache auch die Erfahrung, dass, wenn man nicht mehr regelmäßig trainiert, verliert man schnell an Fitness. Insofern kommt es mir entgegen, auf einer Position eingesetzt zu werden, auf der man nicht so viel laufen muss, aber mit Erfahrung die Bälle verteilen kann.
Kommen Spieler auf Sie zu und fragen Sie nach Tipps, sehen die noch den ehemaligen Profi und Nationalspieler in Ihnen?
Tobias Rau: Ja, die fragen viel, die sind sehr interessiert, aber das geschieht immer auf einer Ebene, da gibt es keinerlei Berührungsängste, die müssen nicht zu mir aufschauen, ich helfe auch gerne.
Gibt es auch eine Kehrseite: Werden Sie von Gegenspielern härter attackiert?
Tobias Rau: Nein. Der Umgang ist sehr respektvoll. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Ich lasse auch gegenüber Gegnern nicht den Nationalspieler raushängen und versuche die vorzuführen. Und was die Härte insgesamt angeht: Wenn man da ein wenig mit Auge spielt und den Zweikämpfen, die gefährlich sein könnten, aus dem Weg geht, dann kann man da auch ganz gut leben. Außerdem bin ich ja auch einiges gewohnt, wenn ich daran denke, wie früher im Training Lucio oder Robert Kovac die Bälle weggrätschen haben. Da muss schon viel kommen.
Nehmen die Fragen zu, wenn solche Spiele wie das EM-Qualifikationsspiel am Mittwoch gegen Schottland ansteht?
Tobias Rau: Nein, das haben viele nicht auf dem Schirm, dass das Schottland-Spiel für mich ein Besonderes ist. Die Standard-Frage ist, wie Oli Kahn oder Uli Hoeneß denn nun wirklich sind.
Mit welchen Gedanken verfolgen Sie die Nationalmannschaft?
Tobias Rau: An den Länderspielen bin ich sehr interessiert und verfolge sie entsprechend intensiv. Dazu, wenn es gegen Schottland geht, kommen positiven Erinnerung hoch. Umso mehr Spaß macht es.
Wenn Sie sagen, dass Sie in Nordrhein-Westfalen leben, gehen Sie denn dann auch mal ins Stadion?
Tobias Rau: Nein, gar nicht. Ich schätze, es liegt daran, dass ich so viel Zeit in Stadien verbracht habe, dass ich mir das heute lieber mit Freunden im Fernsehen anschaue, als vor Ort mit dem ganzen hektischen Drumherum.
Wie geht das Spiel in Dortmund aus?
Tobias Rau: Wenn ich mich auf ein Ergebnis festlegen muss, tippe ich ein 3:1.
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