Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
Mehr lesen
Aktuell technische Probleme bei FUSSBALL.DE.
An der Lösung des Problems wird mit Hochdruck gearbeitet.
Wir bitten um euer Verständnis.
Ramy Jamal Raychouni: "Deutschlands bester Torschütze der 8. Liga zu werden, wäre auf jeden Fall eine große Ehre."[Foto: Olaf Bastian/SC Gatow/Collage FUSSBALL.DE]
Es ist ein ambitioniertes Ziel: Zum Saisonfinale der Bezirksliga Berlin gegen den Adlershofer BC am Sonntag (ab 12 Uhr) will Ramy Jamal Raychouni, Torjäger des SC Gatow, noch die Marke von 60 Saisontreffern knacken, um seine Chancen auf den Gewinn der Torjägerkanone für alle zu steigern. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der 28 Jahre alte Stürmer auch über seine Zeit beim Nationalteam des Libanon.
FUSSBALL.DE: Die Saison neigt sich dem Ende zu. Dürfte es bei Ihrer Trefferquote gerne noch etwas weitergehen, Herr Raychouni?
Ramy Jamal Raychouni: Auf jeden Fall. Es macht zurzeit sehr viel Spaß. Ich nehme mir immer wieder ambitionierte Ziele vor. Aber wer hätte schon damit gerechnet, dass es am Ende der Saison so viele Treffer werden? Um mir also treu zu bleiben, habe ich jetzt so kurz vor Schluss die Marke von 60 Toren ins Auge gefasst.
54 Treffer haben Sie nach 26 Einsätzen bereits auf dem Konto, fehlen also noch sechs Tore. Warum läuft es denn wie am Schnürchen?
"Wenn man mit deutschen Werten aufwächst, dann ist man umso dankbarer, hier Fuß fassen zu dürfen"
Raychouni: Wir sind in der vorherigen Saison mit 40 Punkten aus der Landesliga abgestiegen. Das war sehr bitter, weil auch sehr viel Pech dabei war. Den Kern der Mannschaft konnten wir aber beisammenhalten. Obwohl ich die Möglichkeit hatte, zu einem anderen Verein zu wechseln, wollte ich ein Teil davon sein, diesen Schaden wieder zu reparieren.
Also war der direkte Wiederaufstieg von Beginn an das klare Ziel?
Raychouni: Genau. Schließlich waren wir vor allem deshalb abgestiegen, weil wir nicht unsere bestmögliche Leistungsfähigkeit auf den Platz bringen konnten. Wir waren auch wegen der Corona-Pandemie aus dem Rhythmus gekommen. Viele Spieler unseres Teams waren körperlich nicht in der besten Verfassung. Das wollten wir in dieser Saison beweisen. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass es derzeit sehr gut aussieht.
Am Sonntag steht gegen den Adlershofer BC das Saisonfinale auf dem Programm. Steht für die Aufstiegsfeier schon alles bereit?
Raychouni: Ich denke schon. Wir haben derzeit drei Punkte Vorsprung und eine um 15 Treffer bessere Tordifferenz. Wenn wir also unsere Hausaufgaben machen, dann dürfen wir nach dem Spiel auch die Korken knallen lassen. Außerdem habe ich mitbekommen, dass ich als Torschützenkönig unserer Staffel geehrt werden soll. Da ich mich selbst gerne als etwas fußballverrückt bezeichne, ist das für mich eine tolle Ehrung. Schließlich ist es für mich auch das erste Mal, dass ich Torschützenkönig werde.
Auch eine weitere Trophäe ist für Sie persönlich möglich. Sie können sich zusätzlich noch mit der bundesweiten Torjägerkanone für alle in der 8. Liga auszeichnen. Wie sehr haben Sie die Rangliste über die Saison verfolgt?
Raychouni: Tatsächlich hatte ich es gar nicht mitbekommen, dass ich auch im bundesweiten Vergleich ganz oben mitmische. Jetzt, da ich aber davon erfahren habe, spornt es mich noch zusätzlich an. Ich finde es klasse, dass es mittlerweile eine Gelegenheit gibt, auch unterklassigen Spielern eine große Bühne zu bieten. Es ist eine besondere Wertschätzung gegenüber den kleinen Klubs, die jedes Jahr aufs Neue tolle Arbeit leisten.
In der Spitzengruppe geht es kurz vor dem Saisonende sehr eng zu. Ihren ärgsten Konkurrenten, Hatim Bentaleb vom 1. FC Mülheim, haben Sie erst am zurückliegenden Spieltag überholt und aktuell einen Treffer mehr auf dem Konto. Jetzt sind Sie der Gejagte. Wie gehen Sie mit diesem Wissen um?
Raychouni: Ich denke, wenn ich mein gesetztes Ziel von sechs Toren im abschließenden Spiel erreiche, dann sollte ich auch gute Chancen auf den Gewinn der Kanone haben. Vielleicht reichen auch schon drei bis fünf Treffer. Deutschlands bester Torschütze der 8. Liga zu werden, wäre auf jeden Fall eine große Ehre.
Werden Absprachen innerhalb der Mannschaft getroffen, vielleicht das eine oder andere Mal den Ball noch häufiger vor dem gegnerischen Tor querzulegen?
Raychouni: Ich habe in der laufenden Saison 54 unserer 102 Tore erzielt, also mehr als die Hälfte. Es gibt keinen Zweifel daran, dass meine Mitspieler genau wissen, wie sie mich in Szene setzen müssen. Die Elfmeter und gefährlichen Freistöße schieße ich ohnehin schon. Von daher wird es wohl keine gesonderten Absprachen geben. Gegen den ABC habe ich außerdem gute Erinnerungen an das Hinspiel. Damals konnte ich in Adlershof vier Treffer zu unserem 6:2-Erfolg beisteuern.
Was würde Ihnen die Auszeichnung in der Torjägerkanone für alle bedeuten?
Raychouni: Es ist immer ein schönes Gefühl, für besondere Leistungen geehrt zu werden. Sollte ich die Trophäe tatsächlich bekommen, weiß ich schon genau, wo sie hinkommt. Meine Frau hat in einer Vitrine ein fünf Jahre altes Bild von mir stehen, das mir gar nicht gefällt. Die Trophäe als Deutschlands bester Torschütze in unserer Spielklasse wäre der optimale Ersatz. Dann bin ich das Foto auch endlich los. (lacht)
Aufstieg mit dem SC Gatow oder die Torjägerkanone für alle: Was würden Ihnen mehr bedeuten?
Raychouni: Ganz klar der Aufstieg mit Gatow. Das liegt vor allem daran, dass wir unserem Trainer Axel Vogel zu Beginn der Saison das Versprechen gegeben haben, alle an einem Strang zu ziehen, um so die direkte Rückkehr in die Landesliga zu schaffen. Außerdem verbringe ich sehr viel Zeit mit den Jungs auf und auch neben dem Platz. Da ist es nicht angebracht, die eigenen Erfolge über die der Mannschaft zu stellen. Auch ohne Torjägerkanone weiß ich, dass ich meinen Teil zum gemeinsamen Erfolg beigetragen habe.
Während Ihrer Laufbahn waren Sie auch schon für den früheren Bundesligisten Tennis Borussia Berlin in seiner vielleicht schwierigsten Phase am Ball. Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit von 2014 bis 2016?
Raychouni: Die Zeit bei TeBe Berlin war die vielleicht aufregendste Phase meiner Laufbahn. Das liegt vor allem auch daran, dass wir den Aufstieg von der Berlin-Liga in die NOFV-Oberliga Nord realisieren konnten. Obwohl TeBe zu dem Zeitpunkt auch nur ein Amateurklub war, konnte man eine gewissen Aura im Verein spüren. Die Rahmenbedingungen waren viel professioneller als bei anderen Vereinen. Das fing schon damit an, dass Fans zu unseren Trainingseinheiten kamen. Das hat uns das Gefühl gegeben, scheinbar wichtig zu sein. Wir kamen mit unseren Kulturtäschchen in der Hand - ohne dass etwas drin war - zum Training. Einfach nur, weil es gut aussah. (lacht) Mittlerweile merke ich aber selbst, dass ich deutlich reifer bin. Das liegt aber auch vor allem an der Zeit bei Tennis Borussia.
Außerdem durften Sie Luft bei der Nationalmannschaft Ihres Heimatlandes Libanon schnuppern. Sicherlich eine besondere Ehre, oder?
Raychouni: Auf jeden Fall. Es war ein einmaliges Erlebnis für mich, bei der libanesischen Nationalmannschaft dabei zu sein. Damals war Giuseppe Gianini, der vor dem Weltstar Francesco Totti bei AS Rom die Kapitänsbinde getragen hatte, unser Trainer. Ich habe sehr viel aus diesem Lehrgang mitgenommen. Es war ein tolles Gefühl. Leider kamen die geplanten Länderspiele gegen Ägypten und Aserbaidschan damals nicht zustande, weil zu diesem Zeitpunkt Unruhen im Land herrschten. Auch deswegen habe ich schnell gemerkt, dass es bei der libanesischen Nationalmannschaft nicht nur um fußballerische Leistungen ging. Wenn man mit deutschen Werten aufwächst, dann ist man umso dankbarer, hier Fuß fassen zu dürfen.
Wissen Sie schon, wie es für Sie nach dem Aufstieg und dem möglichen Gewinn der Torjägerkanone für alle für Sie weitergeht?
Raychouni: Ich bin kein Typ, der von einem Verein zum anderen springt. Ich bin sehr glücklich beim SC Gatow. Allerdings bin ich auch Sportler und mich reizt es, immer das Beste aus mir herauszuholen. Sollte sich also die Möglichkeit bieten, noch einmal deutlich höher zu spielen, dann müsste ich mir darüber Gedanken machen. Ich bin mit meinen 28 Jahren jetzt im besten Fußballeralter. Jetzt geht es aber erst einmal darum, den Aufstieg mit dem SC Gatow zu besiegeln. Und so viele Tore wie möglich dazu beizutragen.
Lieber Fußballfreund,
du möchtest gern einen Beitrag, z.B. Musik, Fotos, Videos, Daten oder einen Zeitungsartikel (nachfolgend „Inhalte“) hochladen? Wir möchten dich an dieser Stelle gern nochmal daran erinnern, dass die Verantwortung für die von dir hochgeladenen Inhalte bei dir liegt. Bitte vergewissere dich also zunächst, ob die Inhalte unseren Vorgaben entsprechen (siehe die ausführlichen Bestimmungen unter „Community-Spielregeln“) und insbesondere ob du über die entsprechenden Nutzungsrechte an den Inhalten verfügst. Diese liegen in der Regel bei Dritten und nicht bei dir, wenn du Inhalte aus dem Internet (z.B. Fotos bekannter Personen, Videos oder Zeitungsartikel) kopierst und hochlädst.
Bitte beachte: Wenn du die Nutzungsrechte an den Inhalten nicht berücksichtigst, kann es zu kostspieligen Abmahnungen und weiteren Forderungen gegen dich kommen. Sofern wir hiermit direkt konfrontiert werden, sind wir berechtigt, deine Daten zum Zwecke der Rechtsverfolgung herauszugeben und mögliche Forderungen an dich weiter zu berechnen.