Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Unterhachinger Fußballgeschichte(n) [Foto: Getty]
Die SpVgg Unterhaching aus dem Münchner Süden empfängt am Finaltag der Amateure am 28. Mai im Bayerischen Toto-Pokal-Finale Drittligist FC Würzburger Kickers (live in der ARD-Konferenz und im BR-Livestream, Anstoß 14.30 Uhr, Tickets ). Die "Rot-Blauen" sind nicht nur Titelverteidiger und haben im Toto-Pokal-Finale auch nicht nur eine 100-prozentige Erfolgsquote (drei Teilnahmen, drei Siege - 2008, 2012, 2015), sondern haben sich in ihrer fast 100-jährigen Vereinsgeschichte in die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs gestanzt.
Daum, Ballack, Calmund oder Unterhaching und die "Vizekusener"
Bayer 04 Leverkusen ist unbestritten einer der Top-Klubs der Fußball-Bundesliga und das seit Jahrzehnten. So etwas verdient Respekt. Im Jahr 2000 war jedoch etwas passiert, was den Rheinländern viel Hohn und Spott einbrachte und den Verein und seine Anhänger noch bis heute verfolgt. Der Sportpark Unterhaching, Heimstätte der Spielvereinigung und Spielort des diesjährigen Toto-Pokal-Finales, ist untrennbar damit verknüpft.
Es war der 20. Mai 2000. Die "Werkself" von Trainer Christoph Daum und gespickt mit Stars wie Michael Ballack, Oliver Neuville, Ulf Kirsten, Emerson und Zé Roberto trat am letzten Bundesliga-Spieltag beim bereits gesicherten Aufsteiger aus Unterhaching an. Nach der Vizemeisterschaft im Vorjahr hatten es die Rheinländer endlich geschafft, dem Rekordmeister aus München erfolgreich die Stirn zu bieten. Drei Punkte Vorsprung! Ein Unentschieden und Bayer wäre erstmals Deutscher Fußballmeister, das Lebenswerk von Manager-Legende Reiner Calmund vollbracht. Alles war vorbereitet: die frisch polierte Meisterschale hatte der DFB nach Unterhaching geschickt, die Kopie schlummerte im Koffer ein paar Kilometer weiter im Münchner Olympiastadion, wo der zweitplatzierte FC Bayern München den SV Werder Bremen empfing. 11.300 Zuschauer, das Stadion in Unterhaching prall gefüllt, Millionen vor dem Radio und Herbert Fandel pfiff an - das Unheil für Bayer 04 nahm seinen Lauf. In der 21. Spielminute bekamen die Gäste den Ball nicht geklärt, die Kugel flog wieder von rechts in den Strafraum, Kapitän Michael Ballack rannte zurück, wollte klären, machte sich ganz lang und drückt das Leder mit der Fußspitze am verdutzten Keeper Adam Matysek vorbei ins eigene Netz. Entsetzen auf den Ehrenplätzen und im Gästeblock. Aber es war noch Zeit. Schließlich spielte dort der kleine Aufsteiger gegen die unangefochtene Torfabrik der Liga. Ein Tor und alles wäre wieder im Lot. Doch nichts passierte, Halbzeit, Wiederanpfiff, die Zeit lief immer weiter runter, die Nerven lagen bei den Gästen mehr und mehr blank. Angriff um Angriff prallte an der Hachinger Abwehr ab.
Oberleitner zerstört Bayers Titeltraum
72. Spielminute - Tor in Unterhaching, riesiger Jubel - nur nicht im Gästeblock: Flanke Jochen Seitz, Markus Oberleitner ist zur Stelle - 2:0, der Super-GAU für Leverkusen schien Realität zu werden, da der FC Bayern schon zur Halbzeit gegen Bremen 3:1 führte. Abpfiff, Ende, Aus - Meisterschale im Sportpark wieder in den Koffer, Kopie im Olympiastadion raus. Die Niederlage ist für die Millionentruppe aus dem Westen so unfassbar, dass zunächst kaum Tränen kullern können. Das ringen nach Worten beginnt. Am Ende wird Emerson, der Kapitän der brasilianischen Nationalmannschaft, in seiner Verzweiflung rufen: "Dieser Verein wird nie, nie, nie etwas gewinnen!" Nachdem sich Leverkusen in der Saison 2001/02 dann sowohl in der Meisterschaft, als auch in der Champions League und im DFB-Pokal mit Platz zwei zufrieden geben musste, war endgültig der Spottname "Vizekusen" etabliert, den sich die Bayer AG später sogar markenrechtlich schützen ließ - wohl auch, um dieses Ereignis in Unterhaching irgendwann aus der Erinnerung zu verbannen.
Zwei Jahre in der Eliteliga dabei
Der sportliche Aufstieg der SpVgg Unterhaching begann in den 1980er Jahren. 1983 nahm die Spielvereinigung erstmals an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga teil. Im dritten Anlauf sollte es 1989 dann endlich klappen. Es ging sofort wieder runter und wieder rauf und wieder runter und 1995 dann zum dritten Mal wieder rauf. Die Münchner Vorstädter etablierten sich im Fußballunterhaus und schafften 1999 dann mit Trainer Lorenz-Günther Köstner den ersten und einzigen Aufstieg in die 1. Bundesliga. Nach zwei Jahren war dann wieder Schluss. Die Rot-Blauen setzten in dieser Zeit aber einige Ausrufezeichen. Neben der historischen Partie gegen Leverkusen, boten die Underdogs auch anderen Topteams Paroli. So gewannen die Hachinger in der Abstiegssaison 2000/01 gleich beide Derbys gegen die Münchner Konkurrenz. Ottmar Hitzfeld verließ den Sportpark zusammen mit Oliver Kahn, Mehmet Scholl, Jens Jeremies oder "Brazzo" Salihamidzic genauso geschlagen wie die Löwen mit Trainer-Legende Werner Lorant, "Icke" Häßler und Daniel Bierofka. Der Rekordmeister verlor 0:1, der TSV 1860 2:3. Ebenso gelang der Spielvereinigung in der Abstiegssaison der höchste Bundesligasieg der Vereinsgeschichte. Leidtragende beim 5:2 war die "Alte Dame" Hertha aus Berlin, der auch nicht die Künste von Sebastian Deisler, Dariusz Wosz oder Michael Preetz halfen. Unterm Strich waren es dann aber zu wenige Siege, Unterhaching landete auf Rang 16 und stieg ab.
DFB-Pokal: Der Underdog stößt bis ins Viertelfinale vor
In der kommenden Saison wird die SpVgg Unterhaching wahrlich nicht zum ersten Mal im DFB-Pokal antreten. Der ganz große Coup blieb dem aktuellen Regionalligisten zwar versagt, aber wie in der Meisterschaft lieferte der kleine Klub bereits diverse Pokalfights und denkwürdige Spiele im Prestigewettbewerb ab. Die bisher erfolgreichste DFB-Pokal-Saison spielte der Verein 2002/03. Der damalige Regionalligist hatte eine starke Truppe um Torjäger Francisco Copado, die später auch in die 2. Bundesliga aufsteigen sollte. Nacheinander kegelten die Hachinger den FSV Mainz 05 (5:3 n.E.), Union Berlin (1:0) und Hansa Rostock (3:2) aus dem Wettbewerb und brachte auch Bayer 04 Leverkusen im Viertelfinale an den Rand einer Niederlage. Zweimal glichen die Gastgeber die Gästeführung aus. Am Ende wendeten die Rheinländer eine erneute Schmach im Sportpark im Elfmeterschießen ab (7:6 n.E.). Insgesamt fünfmal stieß die Spielvereinigung bis ins Achtelfinale vor. Zuletzt in der vergangenen Saison - ebenfalls als Regionalligist. Bevor der entscheidende Gegner erneut Bayer 04 Leverkusen hieß (1:3), schockte das Team von Claus Schromm Bundesliga-Aufsteiger FC Ingolstadt 04 und vermieste ihm die Bundesliga-Generalprobe mit einem 2:1-Sieg. Danach wurde der aktuelle Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig sogar mit 3:0 abgefertigt. Und der Sportpark giert nach weiteren unvergesslichen Spielen.
Große Namen auf und neben dem Platz - Urgesteine, Legenden, Weltmeister
Bayerische Fußballklubs und berühmte Persönlichkeiten. Für Fußballfans ist es kein Problem gleich eine ganze Reihe Namen zu nennen, wenn es um die Münchner Klubs geht, oder beispielsweise den 1. FC Nürnberg. Aber auch die kleine SpVgg Unterhaching hat einige zu bieten. Und nicht selten sind es auch ganz große Namen. Neben der bayerischen Trainer-Legende Karsten Wettberg oder Hachings Urgestein Harry Deutinger sowie Aufstiegstrainer Lorenz-Günther Köstner schwangen schon die Weltmeister Klaus Augenthaler oder Andreas Brehme das Zepter im Sportpark. Es ist auch noch nicht so lange her, dass Ralph Hasenhüttl, der jetzt für eine Rekordablöse als Trainer nach Leipzig wechselt, hier Woche für Woche an den Spielern feilte - oder Werner Lorant, oder Europameister Christian Ziege. Sie alle sind Vorgänger von Claus Schromm, der aktuell zum zweiten Mal auf der Trainerbank sitzt und den Neuaufbau nach dem Abstieg aus der 3. Liga im vergangenen Jahr vorantreibt. In der Spielerhistorie sind dagegen zwar nicht die ganz großen Namen zu finden, aber ohne Frage werden Fußballfans bei Manfred Bender, Francisco Copado, Altin Rrakkli, Miroslaw Spizak oder Tobias Schweinsteiger anerkennend den Kopf schütteln. Natürlich darf für die Hachinger Fans auch Matthias Zimmermann nicht fehlen, der von 1996 bis 2005 die Schuhe für den Klub schnürte. Denn "Zimbo" war nicht zuletzt der Kapitän der Aufstiegsmannschaft 1999. Oder André Breitenreiter. Der ehemalige Trainer des FC Schalke 04 ist mit 15 Toren der Bundesliga-Rekordtorschütze des Vereins.
Manfred Schwabl: ein Mann, ein Ziel - Neuaufbau und Vereinserhalt
Nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga 2001 ging es für den Verein bis auf ein kurzes Zwischenhoch Stück für Stück zurück in den Amateurfußball. Immer wieder mussten Vereinsmitglieder und Fans bangen, in welcher Liga und ob überhaupt in der kommenden Saison der Ball rollen würde. Im Herbst 2010 drohte dem Verein sogar die Insolvenz. Eine Millionenlücke im Etat konnte erst im letzten Moment gestopft werden, doch die Probleme waren meist nur aufgeschoben, nicht gänzlich aufgehoben. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 18. Juni 2012 trat Engelbert Kupka dann als Präsident des Vereins zurück. Er stand 39 Jahre an der Spitze des Klubs, so lange wie kein anderer in der deutschen Profi-Fußballlandschaft. Den vakanten Posten übernahm Manni Schwabl. Ein Mann aus der Region und erfolgreichen Zeiten als Profi beim FC Bayern München, dem 1. FC Nürnberg und dem TSV 1860 München, die ihm sogar Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft bescherten. Seit 2010 fungierte er bereits als Nachwuchskoordinator, jetzt war er plötzlich Präsident und führt seitdem den Kampf um den Fußballstandort Unterhaching an. Kein leichtes Unterfangen mit zwei Profivereinen vor der Haustür, einer davon eine internationale Top-Adresse, wo für einen Transfer im Zweifel auch mal so viel überwiesen wird, wie die Spielvereinigung in einer ganzen Dekade für alle Spieler und den Vereinsbetrieb zusammen bezahlt.
Schwabl gab das neue Motto aus: Junge, hungrige und damit natürlich auch günstige(re) Spieler. Heute stellt sich die Spielvereinigung als "Ausbildungsverein" auf. Das Ziel: Ausbildung auf höchstmöglichem Niveau. Und in der aktuellen Saison zeigen die Spieler, dass mit der Spielvereinigung auch nach dem Abstieg aus der 3. Liga am letzten Spieltag der vergangenen Saison künftig zu rechnen ist. Nach zunächst schwachem Start, holte die Schromm-Elf so auf, dass sogar eine Top-Platzierung in Reichweite schien. Am Ende landeten die Rot-Blauen auf einem starken vierten Rang - vor den Reserveteams des FC Bayern München und des TSV 1860 München. Durch Erfolge im bayerischen Toto-Pokal oder der bayerischen Amateurmeisterschaft winken zudem im DFB-Pokal die sportlichen Highlights und auch die für höhere Ambitionen nötigen Einnahmen.
Olympiasieger und Weltmeister im Schatten der Kicker
Deutschlandweit bekannt ist die SpVgg Unterhaching für seine Fußballer. Das Vereinslogo verrät, dass sich im Schatten der Fußballer aber auch noch andere Sportler tummeln - die Bobfahrer(innen). Und die haben in der Vergangenheit für die ganz großen Erfolge des Vereins gesorgt. Jedem Wintersportfan ist Christoph Langen ein Begriff. Der Bob-Fahrer ist nicht nur mehrfacher Olympiasieger, sondern hat über viele Jahre als Welt- und Europameister in verschiedenen Bob-Disziplinen die Sportart geprägt. Nicht minder bekannt ist Susi Erdmann, die ebenfalls unter der Flagge der SpVgg durch den Eiskanal raste. Sie durfte sich unter anderem die Olympia-Silbermedaille um den Hals hängen und wie Langen den Weltmeistertitel feiern.
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