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Jagt dem Ball mittlerweile wieder in Hamburg nach: Sandjar Ahmadi. [Foto: imago]
In Hamburg ist er gerade aus der Oberliga abgestiegen - in seiner Heimat Afghanistan ist Sandjar Ahmadi dagegen Nationalspieler und Volksheld. Sein Ausflug in die große weite Fußballwelt in die erste indische Liga war allerdings schnell wieder beendet.
Mumbai, Indien. Es ist zwei Uhr in der Nacht, Dezember 2013. Sandjar Ahmadi sitzt in seinem Apartment im Stadtteil Thakur village, ihm ist langweilig und er hat Hunger. Schlafen kann er nicht, zu viel schwirrt dem 21-Jährigen durch den Kopf. Ahmadi geht die Treppen in der zweistöckigen Wohnung hoch und klopft an eine Tür. Dort schläft „Chhotu“, der hauseigene Koch. „Kannst du mir etwas zu essen machen?“, fragt er ihn. Ahmadi weiß nicht, wie sein Koch heißt. Er nennt ihn nur „Chhotu“, was auf Indisch so viel bedeutet wie der Kleine. Ahmadis Bediensteter braucht ein wenig, um die Situation zu realisieren, dann macht er sich auf den Weg in die Küche.
Ahmadi ist zu diesem Zeitpunkt seit drei Monaten in Indien. Er ist Fußballprofi in der I-League beim indischen Erstligisten Mumbai FC. „Ich lebte hier fast wie ein König. Ich musste mich wirklich um nichts kümmern, selbst das Klopapier besorgte man mir“, erzählt der gebürtige Afghane. Drei Monate zuvor kickte er noch in der Provinz beim Hamburger Oberligisten TuS Dassendorf . Er wohnte mit seiner fünfköpfigen Familie in Deutschland unter einem Dach, bis das Angebot aus Mumbai kam.
In Deutschland kennt den Stürmer kaum jemand. In seiner Heimat Afghanistan ist der Hamburger aber ein Superstar. Junge Mädchen machen ihm auf offener Straße Heiratsanträge, Kinder wollen sein Autogramm und vom ehemaligen afghanischen Staatspräsidenten Hamid Karzai hat er eine Wohnung geschenkt bekommen. Mitten in Kabul. Sogar eine Schule soll nach ihm benannt worden sein. Unfassbarer Ruhm, den er nur einem Tor zu verdanken hat.
"Ich lebte fast wie ein König, selbst das Klopapier besorgte man mir"
Zehn Jahre lang hatte die afghanische Nationalmannschaft nicht in ihrer Hauptstadt Kabul spielen dürfen, die politischen Unruhen und das Sportverbot der Taliban machten das unmöglich. Doch am 20. August 2013 gastierte Pakistan zum ersten Freundschaftsspiel im AFF-Stadium von Kabul, Ahmadi erzielte das 1:0. „Ich werde dieses Tor niemals vergessen, es bedeutet mir und meinem Land so viel“, sagt er. Schon damals hatten ihn Scouts des indischen Klubs beobachtet. Als er einen Monat später im Finale um den Südasien-Cup auch das 2:0-Siegtor für die afghanische Auswahl gegen das indische Team schoss, verpflichteten ihn die Verantwortlichen des Mumbai FC.
Ahmadi ist damals einer von vier Afghanen im Team von Trainer Khalid Jamil. Der Druck lastet stark auf den Spielern vom Hindukusch, schließlich darf in Indien keine Mannschaft mehr als vier Ausländer in ihren Reihen haben. Einer davon muss sogar aus Asien stammen. „Früher“, erzählt Arunava Chaudhuri, „kamen die Ausländer meist aus Nigeria oder Ghana.“ Jetzt tummeln sich in der I-League Japaner, Australier, Argentinier, Schotten, Franzosen und Spanier. Arunava Chaudhuri kennt den indischen Fußball wie kaum ein Zweiter. Sein Blog arunava.blogspot.com ist neben der indischen Ausgabe von goal.com die Anlaufstelle für Informationen über den Fußball in Indien. Er hält Kontakt zu den wichtigsten Entscheidungsträgern und war 2006 sogar selbst als Generalsekretär des Verbandes nominiert.
Die vielen Ausländer sind aus Chaudhuris Sicht eines der größten Probleme des indischen Fußballs: „Ich finde, es ist ein Nachteil, dass die Vereine vier Ausländer aufnehmen dürfen. Das ist mindestens einer zu viel. Es ist doch klar, dass die Trainer diese Spieler dann auf den Schlüsselpositionen einsetzen.“ Dass sich die indischen Fußballer nicht entsprechend entwickeln könnten, sei nur die logische Folge. „Die meisten Spieler in der indischen Liga haben das Niveau für die 4. Liga in Deutschland. Die Topspieler vielleicht auch für die 3. Liga“, meint Chaudhuri.
Ahmadi, der aus Deutschlands fünfthöchster Spielklasse nach Mumbai gewechselt war, bestätigt diese Einschätzung. In den ersten vier Partien traf der damals 21-Jährige zweimal. In seinem zweiten Spiel wurde er prompt zum „Man of the Match“ gewählt. Doch dann kam der krasse Leistungsabfall: „Mein Kopf war nicht mehr frei. Ich musste die ganze Zeit an meine Familie und meine Verlobte denken.“ Kurz vor der Abreise hatte Ahmadi seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht, jetzt wollte er nach nur drei Monaten wieder zurückkehren.
Als er an jenem Tag in seinem Apartment im Thakur village nicht schlafen konnte, grübelte er über die Rückkehr nach Deutschland. „Mumbai wollte mich unbedingt halten, aber ich hätte mich kaputtgemacht.“ Der afghanische Nationalspieler spielt jetzt wieder in der Hamburger Provinz beim SC Vier- und Marschlande in der Oberliga. Er ist mit seinem Team in dieser Saison abgestiegen. Sein Stern in Afghanistan leuchtet aber heller denn je. Am heutigen Donnerstag trifft der heutige 23-Jährige mit der Nationalmannschaft in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2018 auf Syrien.
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