Wie lässt sich die Wertschätzung gegenüber Schiedsrichter*innen verbessern? Welche Ziele verfolgen der DFB und die Landesverbände mit dem Jahr der Schiris? Wie können wir für die Schiri-Tätigkeit begeistern? Wie ist ein sportlicher Aufstieg für Unparteiische möglich? Um diese und viele weitere Fragen ging es in der aktuellen Online-Sprechstunde von FUSSBALL.DE. Wir fassen die wichtigsten Antworten zusammen und teilen das Video zur Präsentation mit euch.
Wie begeistern wir für den Schiri-Job und wie binden wir aktive Schiris?
Schiedsrichter*innen zu begeistern und insbesondere an die Tätigkeit zu binden, kann nur gelingen, wenn die eigene Begeisterung positiv nach außen getragen wird. Auch über positive Dinge zu berichten, kann dabei helfen, eine positive Wahrnehmung der Tätigkeit in der Öffentlichkeit zu erzeugen. Hierbei spielen nicht nur die Verbände eine Rolle, sondern vor allem auch die Vereine selbst.
Was ist die wohl schwierigste Aufgabe, wenn man Schiedsrichter*in ist?
Das lässt sich nur individuell beantworten. Am schwierigsten ist wohl das Gesamtpaket. Wie beim Auftakt zum "Jahr der Schiris" erkennbar, kommt auf Einsteiger*innen während der 90 Minuten eine ganze Menge an Aufgaben zu.
Wie können wir es schaffen, dass Schiris wie in anderen Sportarten stärker respektiert werden?
Mit der Initiative "Jahr der Schiris" soll eine große Zahl an Menschen im Fußball erreicht werden, damit eine neue Wertschätzungskultur im Fußball eingeleitet werden kann. Dies ist ein langer Weg. Die Angebote sollen jedoch keinesfalls zur Verpflichtung werden. Die Motivation, etwas für die Schiris zu tun, muss von allen Beteiligten selbst ausgehen – insbesondere von Vereinen, Fußballkreisen, Schiri-Gruppen. Nur gemeinsam geht es. Jedem im Fußball muss bewusst sein, dass wir alle Verantwortung für die Zukunft des Schiriwesens tragen.
Wie kann man schnellstmöglich aufsteigen und auch mit 32 Jahren noch "Karriere machen"?
In erster Linie überzeugt man immer durch gute Leistungen. Aber Einsatzbereitschaft und Verfügbarkeit für die eigene Schiri-Gruppe helfen, indem man eine Vielzahl an Spielen übernimmt und präsent ist. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass mit 32 Jahren der Weg im Normalfall nicht mehr in die Bundesliga führen wird.
Warum wurden Schiedsrichter*innen in der F- und E-Jugend abgeschafft?
Die neuen Spielformen im Kinderfußball sehen vor, dass von der G- bis zur E-Jugend in der Regel keine Schiedsrichter*innen zum Einsatz kommen, sondern nach dem Prinzip der Fairplay-Liga gespielt wird. Bedeutet: Die Kinder entscheiden auf dem Platz selbst, die Trainer*innen sollen nur im Ausnahmefall eingreifen. Der Hintergrund ist, dass Kinder auf dem Platz lernen sollen, selbst Entscheidungen zu treffen und die Regeln korrekt anzuwenden. Unterstützt werden sie dabei von den Spielbegleiter*innen, die bei offenen Fragen eingreifen. Durch das Einbeziehen der Kinder in die Entscheidungen auf dem Platz erhoffen sich die Verbände in der weiteren Laufbahn der Spieler*innen mehr Verständnis für die Tätigkeit der Schiris und dadurch mehr Respekt im gegenseitigen Umgang.
Gibt es ein Modell, in dem auch 12- oder 13-Jährige zum Neulingskurs zugelassen werden?
In bestimmten Landesverbänden ist die Teilnahme an Neulingslehrgängen bereits mit 12 oder 13 Jahren möglich. In anderen Fällen werden Ausnahmegenehmigungen ausgestellt. Entscheidend ist die jeweilige Schiedsrichterordnung.
Warum sind die Spesen so niedrig?
Die Spesen unterscheiden sich je nach Landesverband, sind aber im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Gerade erst wurde im Bayerischen Fußball-Verband eine signifikante Erhöhung beschlossen . Der Prozess zur Aufstockung der Spesen wurde bereits 2018 angestoßen und fand unter der umfangreichen Beteiligung der Amateurvereine und Schiedsrichter*innen statt.
Gibt es keine Möglichkeit, die Spesen in allen Landesverbänden zu vereinheitlichen?
Die 21 Landesverbände sind souverän und selbstbestimmt im föderalen System. Eine Vereinheitlichung ist daher schwer umzusetzen und auch aktuell nicht die Absicht des DFB.
Wie läuft im DFB das "Scouting" von Schiedsrichter*innen?
Die DFB-Listen für die A- und B-Junioren-Bundesligen werden von den Landesverbänden nominiert und dem DFB-Schiedsrichterausschuss vorgeschlagen. In dieser Hinsicht findet also kein direktes Scouting statt. Allerdings kann ein Landesverband seine Talente auch für die Länderpokalturniere nominieren. Auf diesem Weg findet dann eine Sichtung statt. Diese wird vor Ort mit den Landesverbänden und den Landesschiedsrichter-Obleuten besprochen.
Ein allgemeines FAQ zum Thema Schiris mit Hinweise, wie Du Schiri werden kannst und was Vereine tun können, findest Du hier.
Du hast weitere Fragen zum Thema Schiedsrichter*innen? Oder setzt vor Ort bereits kreative Ideen zur Schiri-Gewinnung und -bindung um? Dann schreib' uns per Mail an schiris@dfb.de .
Weitere Informationen und frei verwendbare Materialien gibt es unter www.dfb.de/schiris