Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Keine leichte Aufgabe: Trainer und Sportlicher Leiter Raphaél Laghnej (rechts) will etwas Neues aufbauen in Zweibrücken. [Foto: Fotos imago; Collage FUSSBALL.DE]
Auf den ersten Blick ist es äußerst erstaunlich, was sich aktuell beim SVN Zweibrücken tut. Dutzende Spieler wollen unbedingt zum Fünftligisten aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar wechseln. Dabei hat der Klub aus der „Herzogstadt der Rosen und Rösser“ nicht nur mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Auch die sportliche Bilanz fällt alles andere als rosig aus. Nach 18 Partien stehen ein Sieg, 17 Niederlagen und 7:72 Tore zu Buche. Der Klassenverbleib käme bei 19 Zählern Rückstand auf einen sicheren Nichtabstiegsplatz beinahe einem Wunder gleich. Warum quillt das Postfach von Trainer Raphaél Laghnej also dennoch fast über?
Zweibrücken, in der vergangenen Saison noch Südwest-Regionalligist, hat sich nicht zuletzt wegen der finanziellen Situation zu einem radikalen Schritt entschieden. Alle Verträge der Oberliga-Spieler wurden zum 31. Dezember gekündigt. Schon seit Oktober zahlt der Verein aus der 40.000 Einwohner-Stadt keine Spielergehälter mehr - und will das auch in Zukunft nicht tun. Trotzdem soll bis zum ersten Punktspiel im neuen Jahr (am 28. Februar 2016 beim SV Gonsenheim) eine komplett neue Mannschaft stehen - quasi zum Nulltarif.
Eine sechsstellige Schuldensumme belastet den SVN schon lange. Mit Jürgen Roth hatte daher ein vorläufiger Insolvenzverwalter seine Arbeit aufgenommen. Noch im Sommer waren die Verantwortlichen optimistisch, die Saison ohne größere Schwierigkeiten zu Ende spielen zu können. Doch die verheerende sportliche Bilanz machte dem Klub einen Strich durch die Rechnung.
"Wir sind nicht an Spielern interessiert, die bei uns nur einige Wochen Oberliga-Luft schnuppern wollen"
„Die Zuschauer blieben aus, damit auch Einnahmen beim Catering. Dadurch hat sich die Situation noch einmal verschärft“, so der erste Vorsitzende Richard Denger im Gespräch mit FUSSBALL.DE . Der 69 Jahre alte Rentner ist seit mehr als 50 Jahren Vereinsmitglied, hat fast alle Höhen und Tiefen erlebt.
Um ein Insolvenzverfahren kommt Zweibrücken nicht herum. Die Frage ist, wann es eröffnet wird. Die ursprünglichen Planungen sahen vor, die Eröffnung bis nach dem Saisonende am 21. Mai hinauszuzögern. Dann hätte das keine sportrechtlichen Konsequenzen. Sollte es jedoch früher eröffnet werden, stünde der SVN vorzeitig als Absteiger fest, alle Partien würden aus der Wertung genommen.
„Es gibt für uns drei Optionen“, sagt Denger. „Wenn wir jetzt Spieler finden, die für uns trotz unserer aktuellen Lage bis zum Saisonende in der Oberliga nur für eine kleine Aufwandsentschädigung auflaufen, wollen wir die Spielzeit sportlich zu Ende bringen. Alternativ könnten wir die Mannschaft abmelden und mit Freundschaftsspielen auf den Neustart in der Verbandsliga vorbereiten. Option drei will bei uns niemand: Sollte das Insolvenzverfahren in die Hose gehen, wäre die Existenz des gesamten Vereins mit all seinen Abteilungen und über 500 Mitgliedern bedroht.“
Ans Aufgeben denkt Denger freilich nicht. Mit dem 42 Jahre alten Raphaél Laghnej wurde im Oktober ein Fußball-Lehrer verpflichtet, der in Personalunion als Sportlicher Leiter perspektivisch etwas aufbauen soll. „Dazu gehört vor allem der Unterbau des Vereins. Wir wollen und müssen den Nachwuchs stärken, um den Klub langfristig wieder in die Spur zu bekommen“, so Laghnej, der unter anderem schon für die U 23 der Offenbacher Kickers sowie als Nachwuchsleiter für den Südwest-Regionalligisten Eintracht Trier tätig war.
Anfang Oktober hatte Laghnej beim SVN den glücklosen Sorin Radu beerbt. In seinem vierten Spiel gelang Laghnej, was kaum jemand für möglich gehalten hätte. Das 1:0 bei Arminia Ludwigshafen beendete eine Serie von 14 Niederlagen seit Saisonbeginn - und eigentlich noch viel mehr. Denn der letzte Sieg datierte zuvor vom 1. November 2014. Damals hatte der SVN noch in der Regionalliga Südwest 2:0 bei Astoria Walldorf gewonnen. Nicht weniger als 32 Niederlagen am Stück hatte Zweibrücken in der Zwischenzeit kassiert.
Die Trendwende war der knappe Sieg in Ludwigshafen allerdings nicht. Die folgenden drei Begegnungen gingen bei einer Tordifferenz von 2:20 erneut verloren. Nicht zuletzt deshalb entschieden die Verantwortlichen, die Spielerverträge zu kündigen. „Vielleicht hätten wir es irgendwie geschafft. Doch wir müssen auch daran denken, den Gläubigern im Falle der Insolvenzeröffnung noch etwas anbieten zu können“, stellt Denger klar.
Am vergangenen Wochenende musste der SVN das geplante Heimspiel gegen die SpVgg Burgbrohl, die letzte Partie vor der Winterpause absagen. „Mehrere Spieler waren zu uns gekommen. Sie wollen das bei uns nicht mehr mitmachen. Wir hatten dann schlicht und einfach keine Mannschaft zusammenbekommen“, erklärt Denger, der hofft, dass sich die Verbandsstrafe in Grenzen halten wird. Die Punkte sind ohnehin weg.
Trotz aller Schwierigkeiten: Funktionär Denger und Trainer Laghnej werten die große Resonanz von Spielern, die nun gerne für Zweibrücken auflaufen wollen, als sehr gutes Zeichen. „Unser Ziel ist es, eine junge und charakterstarke Mannschaft aufzubauen, mit der sich das Umfeld identifizieren kann“, so Laghnej gegenüber FUSSBALL.DE . „Nur so kann auch Vertrauen bei den Sponsoren aufgebaut werden.“
Über eines sollte sich laut Laghnej jeder im Klaren sein, der zum Probetraining kommt. „Wir sind nicht an Spielern interessiert, die bei uns nur einige Wochen Oberliga-Luft schnuppern wollen. So oder so geht es darum, ein Gerüst für die kommende Saison in der Verbandsliga aufzubauen. Spieler, die die Oberliga-Rückrunde nur für sich selbst als Plattform begreifen, werden wir nicht holen.“
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