SV Spellen: "Echte Mädchen spielen Fußball"
Der SV Spellen engagiert sich in besonderem Maße sozial – vor allem im Mädchen- und Frauenfußball. Dafür wurde der Klub beim DFB-Punktespiel mit dem Gold-Status ausgezeichnet.
Mehr lesen
Aktuell technische Probleme bei FUSSBALL.DE.
An der Lösung des Problems wird mit Hochdruck gearbeitet.
Wir bitten um euer Verständnis.
Begeisterte Deutschland mit tollen WM-Auftritten: die Handball-Nationalmannschaft.[Foto: Getty Images]
Fußball-Weisheit #72: „Die zweite Halbzeit war ja fast wie ein Handballspiel: Es gab beinahe kein Mittelfeld, das war fast nur Abwehr gegen Angriff.“ (Armin Veh)
Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Während der Handball-WM in Deutschland und Dänemark haben viele Journalisten und Fans den Vergleich zwischen dem Hallen- und dem Rasensport gezogen. Was ist mitreißender, wo geht's härter zur Sache: Fußball oder Handball? In der neuesten Ausgabe der Kolumne Amateur-Alltag hält Autor Joel Grandke ein Plädoyer für eine friedliche Koexistenz beider Sportarten.
Wenn zwei Mannschaften mit komplett offenem Visier aufeinander zu marschieren und den Torhütern die Bälle um die Ohren fliegen wie beim Völkerball-Turnier, hat das für den Zuschauer hohen Unterhaltungswert. Während der Winterpause erfreute sich ein Großteil der Fußballfans daher auch gern an der heimischen Handball-WM. Ein Sport, bei dem es so rasant rauf und runter geht, dass Spiele innerhalb von wenigen Sekunden kippen können – das sorgt für Stimmung unter dem Hallendach. Am Ende stand zwar kein erneut gekröntes „Wintermärchen“ der DHB-Auswahl, doch die Truppe begeisterte die Deutschen bis zum Halbfinale und machte ordentlich Werbung für die eigene Sportart.
Aus dieser Euphorie heraus fluteten plötzlich unzählige Texte das Internet, in denen sich nicht nur über eine spannende Weltmeisterschaft gefreut werden konnte, sondern unbedingt noch den Kickern ans Bein gepinkelt werden musste: „Warum Handball viel geiler als Fußball ist!“ Über mehrere Seiten führten die Autoren ihren Standpunkt aus, um auch wirklich dem letzten Fußballfan klar zu machen, dass er seine Leidenschaft ein Leben lang an den objektiv falschen Sport verplempert hat. Es wurde mit einer solchen Inbrunst argumentiert, dass möglichst auch der letzte Fan der Dortmunder Südtribüne seinen Banner einrollt und mit gesenktem Kopf nach einem neuen Wunschverein googelt – in der Handball-Bundesliga, versteht sich. Die Dämlichkeit der meisten dieser Texte erübrigt eigentlich jede weitere Kommentierung. Dennoch: Vor allem als passionierter Amateurfußballer darf man durchaus einen Schritt in diese Diskussionsarena wagen und verteidigen, was einem lieb ist. Nehmen wir die Argumente mal genauer unter die Lupe...
"Jubelt doch einfach, für wen ihr wollt."
„ Der Fußball ist viel zu langweilig, beim Handball ist viel mehr Tempo drin!“: Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass es beim Handball rasanter von vorne nach hinten geht. Das liegt in der Natur der Sportart: Das Spielfeld ist deutlich kleiner, bei Angriffen droht bei zu wenig Zug zum Tor eine Zeitspielstrafe mit entsprechendem Ballverlust. Mit der Hand lässt sich auch einfacher das Tor treffen als mit dem Fuß, somit fallen die Tore hier im Minutentakt. Das hat zweifellos seinen Reiz. Wer den Fußball andererseits ins Reich der Schlafmützigkeit verdammt, hat das Spiel nicht verstanden. Bei einem Fußballspiel kann es auf diesen einen Moment ankommen, diesen einen Geistesblitz des Angreifers oder Aussetzer des Verteidigers, der 90 Minuten komplett auf den Kopf stellen kann. Darüber hinaus kann man auch bei einem ereignisarmen Fußballspiel seine Freude an packenden Zweikämpfen (vor allem in der Kreisliga!) oder einer taktisch hervorragenden Spielweise (in der Kreisliga doch eher die Ausnahne...) finden. Es ist doch schön, wenn der Zuschauer nach seinem fünften Bier entspannt während des Spiels auf Toilette gehen kann, ohne mindestens fünf Tore zu verpassen. Der Handballfan hat aufgrund der Torfestivals deutlich öfters Grund zum Jubeln, aber dieser eine einzige Torjubel kurz vor Schluss, der den 1:0-Sieg für deinen Klub bedeutet, kann doppelt so viel Glückseligkeit mit sich bringen wie 20 Torjubel beim Handball zusammen.
„ Die Stimmung in der Halle ist viel besser als im Fußballstadion!“: Wie gesagt: Viele Tore, viel gute Laune. Das Hallendach hält die Akustik zudem in den eigenen vier Wänden, was zu den oft als „Hexenkessel“ beschriebenen Kulissen führt. So weit, so richtig. Großen Fußballstadien, in denen 30.000 bis 70.000 Menschen gemeinsam mit tränenfeuchten Augen Vereinslieder schmettern, allerdings eine schlechtere Stimmung nachzusagen, ist schon etwas albern. Dieses Argument kommt meist von einem im Vorwege schon Fußball-Desinteressierten, der ein einziges Mal im Stadion war und bei Minusgraden eine 0:3-Heimpleite miterlebt hat. Hier sei gesagt: Auch beim Handball tobt die Halle nicht ekstatisch bis zum Abpfiff, wenn der Gastgeber haushoch von der Platte gefegt wird. Aber bleiben wir beim Amateurfußball: Auf den wenigsten Dorfsportplätzen ergibt sich zugegebenermaßen eine ohrenbetäubende Kulisse, wenn maximal 50 Leute um den Rasen versprenkelt stehen. Doch auch diese Vertrautheit im kleinen Kreise hat ihren Charme: Jede Pöbelei des Rentnerduos am Spielfeldrand kann Wort für Wort genossen werden, was oft großen Unterhaltungswert bietet. Und wenn die betrunkenen Zweitherrenkicker am Spielfeldrand den lautesten Drei-Mann-Chor bilden, den das Dorf je gehört und gesehen hat, freut man sich als Außenstehender auch darüber, die gelallten Gesangskünste in ungestörter Atmosphäre genießen zu können.
„ Handballer sind nicht solche Weicheier wie Fußballer!“: Die meisten Handballer sind zweifellos hart im Nehmen. Auf Profi-Niveau würde ich dieses Argument auch weitestgehend durchgehen lassen. Beim Handball wird vor allem am Kreis gerungen und ausgeteilt, was das Zeug hält. Nach einem 60-minütigen Infight geben sich die Kontrahenten zum Abpfiff die Hand und alles ist vergessen – so soll es sein. Es ist aber viel zu platt, dagegen einfach nur eine Neymar-Schwalben-Compilation zu setzen und zu behaupten, dass alle Fußballer verweichlichte Laienschauspieler seien. Die Theatralik hat zweifellos zugenommen, doch auch auf dem Rasen sind Hartgesottene unterwegs, die mit getackerten Platzwunden ein WM-Finale gewinnen. Es ist die Macht der Bilder: Ein Schweini-Bild im Maracana ist genauso wenig Beweis für die Zähigkeit aller Fußballer wie die zehnfache Neymar-Pirouette für die Verweichlichung einer ganzen Sportart. Das gilt vor allem für den Amateurbereich: Jeder einzelne aktive oder ehemalige Kreisligakicker weiß genau, wie es sich anfühlt, wenn der gegnerische Stollen auf dem Knöchel landet. Jeder hat nach einer Flanke wohl schon mal eine heftige Kopfnuss abbekommen, weil man gleichzeitig mit dem Gegenspieler unglücklich zum Ball gegangen ist. Und jeder war bei einem Pressschlag schon mal derjenige, der nicht ordentlich durchgezogen hat. Solange Bein und Kopf danach aber noch am Körper waren, ging es in der Regel weiter. Schmerzresistenz geht auf dem Rasen genauso wie bei den Handballbrechern in der Halle.
Auch wenn eine leidenschaftliche Diskussion durchaus Spaß bringen kann, sollte abschließend festgehalten werden, dass das Aufwiegen von Sportarten natürlich völlig unnötig und sinnfrei ist. Ein Fußballfan lässt sich seine Leidenschaft auf diese Weise kein bisschen madig reden, die Mühe braucht sich kein Handballfan machen. Warum auch? Andersrum würde auch keiner seinen THW Kiel-Schal in die Ostsee werfen, nur weil ihm erzählt wird, dass beim Basketball viel mehr Punkte fallen als beim Handball. Was ich durchaus supporte, ist die Forderung, dass anderen Sportarten neben dem bundesweiten überdominanten Fußball durchaus mehr Platz in der medialen Öffentlichkeit eingeräumt werden sollte. Ansonsten gilt: Ob mit oder ohne Ball, ob draußen oder in der Halle – jubelt doch einfach, für wen ihr wollt. Mir schuldet ihr zumindest keine Erklärung.
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
Lieber Fußballfreund,
du möchtest gern einen Beitrag, z.B. Musik, Fotos, Videos, Daten oder einen Zeitungsartikel (nachfolgend „Inhalte“) hochladen? Wir möchten dich an dieser Stelle gern nochmal daran erinnern, dass die Verantwortung für die von dir hochgeladenen Inhalte bei dir liegt. Bitte vergewissere dich also zunächst, ob die Inhalte unseren Vorgaben entsprechen (siehe die ausführlichen Bestimmungen unter „Community-Spielregeln“) und insbesondere ob du über die entsprechenden Nutzungsrechte an den Inhalten verfügst. Diese liegen in der Regel bei Dritten und nicht bei dir, wenn du Inhalte aus dem Internet (z.B. Fotos bekannter Personen, Videos oder Zeitungsartikel) kopierst und hochlädst.
Bitte beachte: Wenn du die Nutzungsrechte an den Inhalten nicht berücksichtigst, kann es zu kostspieligen Abmahnungen und weiteren Forderungen gegen dich kommen. Sofern wir hiermit direkt konfrontiert werden, sind wir berechtigt, deine Daten zum Zwecke der Rechtsverfolgung herauszugeben und mögliche Forderungen an dich weiter zu berechnen.