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Ein Wechselbad der Emotionen durchlebten die 1.296 Zuschauer im Meuselwitzer „bluechip-Arena“, als der ZFC am Sonnabend gegen den Halleschen FC lange Zeit auf eine Überraschung zusteuerte – und am Ende doch mit leeren Händen dastand.
Trotz einer disziplinierten und engagierten Vorstellung der Thüringer drehte der HFC die Partie nach Rückstand spät: Joker Eshele avancierte mit einem Doppelpack in der Schlussviertelstunde zum gefeierten Mann auf Seiten der Gäste (78./90.). Meuselwitz hingegen verpasste es, seine Effizienz aus der ersten Hälfte zu konservieren, und verlor in der Nachspielzeit nicht nur das Spiel, sondern mit der Gelb-Roten Karte für Wurr auch einen Leistungsträger.
Die Begegnung offenbarte über weite Strecken ein taktisch geprägtes Kräftemessen zweier Teams mit konträren Ausgangslagen: Der HFC, im Fernduell mit Lok Leipzig im Verfolgermodus, drängte auf den Pflichtsieg – der ZFC hingegen hatte bei fünf Ausfällen und gesichertem Tabellenplatz wenig zu verlieren, aber viel an Moral zu gewinnen. Letztlich reichte Halle eine massive Druckphase in der zweiten Hälfte und ein kraftvoller Schlussspurt, um das drohende Unentschieden doch noch in einen Dreier zu verwandeln.
Die Anfangsphase gehörte dem HFC, der früh versuchte, mit konsequentem Flügelspiel und aggressivem Pressing Dominanz zu erzeugen. Doch bereits in der 7. Minute ließ Hartmann eine hundertprozentige Gelegenheit liegen, als er nach einem Ballverlust im Meuselwitzer Aufbauspiel aus acht Metern knapp am langen Pfosten vorbeischob. Zwei weitere Unsauberkeiten in der ZFC-Defensive – insbesondere das Überlaufen von Schätzle – hätten ebenfalls früh für den Rückstand sorgen können.
Doch Meuselwitz fing sich und agierte fortan aggressiv im Mittelfeldpressing. Die Belohnung folgte prompt: In der 13. Minute brachte Haubner einen Ball in den Rückraum, der zunächst geklärt wurde, ehe Pfeil den Ball feinfühlig auf links lupfte. Kießling antizipierte die Szene gedankenschnell, nahm die Kugel im Sechzehner auf und verwandelte aus kurzer Distanz zur überraschenden Führung – die erste wirkliche Offensivaktion der Hausherren saß.
In der Folge kontrollierte Halle weite Teile der Partie, jedoch ohne die notwendige Tiefe in den eigenen Offensivaktionen zu entwickeln. Das Angriffsspiel blieb trotz hoher Ballbesitzquoten statisch, die Kombinationen vor dem Strafraum fanden selten den finalen Pass. Nietfeld, Richardson und Halangk blieben in der engmaschigen Meuselwitzer Defensive weitgehend abgemeldet. Die gefährlichsten Aktionen entstanden zumeist aus Distanz – wie etwa durch Kulke (28.) oder Berger (60.) –, doch ZFC-Keeper Sedlak reagierte jeweils aufmerksam.
Zur zweiten Hälfte reagierte HFC-Trainer Mark Zimmermann konsequent und stellte personell um: Berger kam für Weber, Polat ersetzte Richardson. Besonders Berger verlieh dem Hallenser Spiel über die linke Außenbahn neue Dynamik, erhöhte die Frequenz der Flankenläufe und zwang Meuselwitz zunehmend in die Defensive. Die Thüringer verloren nach dem Seitenwechsel an Struktur im Übergangsspiel, suchten nun vermehrt Entlastung über lange Bälle – häufig ohne Anschluss.
Der HFC intensivierte seine Bemühungen und drückte die Gastgeber phasenweise tief in deren Sechzehner. Doch es dauerte bis zur 68. Minute, ehe mit Eshele ein weiterer frischer Impuls auf das Feld kam – und dieser sollte die Partie drehen. Bereits zehn Minuten später war es Polat, der nach einer schönen Ballzirkulation über links flach in den Rückraum legte, wo Eshele aus rund 13 Metern trocken zum Ausgleich vollstreckte. Sedlak streckte sich vergeblich – es war Halles erste zwingende Kombination mit Durchschlagskraft im zweiten Durchgang.
ZFC-Trainer Georg-Martin Leopold reagierte mit späten Wechseln (Raithel für Haubner, Rotfuß für Pauling), doch die Gastgeber waren zu diesem Zeitpunkt vor allem mit dem Halten des Remis beschäftigt. In der 82. Minute bot sich sogar noch einmal die Möglichkeit zur erneuten Führung: Pauling kam nach Flanke von Pfeil aus sieben Metern zum Kopfball – doch das Leder rauschte links vorbei. Es war der letzte offensive Aufschrei der Zipsendorfer.
Die Entscheidung fiel in der 90. Minute nach einer Standardsituation – Symbolbild für die zunehmende Passivität der Meuselwitzer Hintermannschaft in der Schlussphase. Eine Ecke, herausgeholt von Löhmannsröben, segelte in den Strafraum. Dort war es erneut Eshele, der sich im Luftduell durchsetzte und per wuchtigem Kopfstoß zum 1:2 einköpfte. Der Gästeanhang verwandelte den Auswärtsblock in ein Tollhaus, während auf Meuselwitzer Seite Fassungslosigkeit dominierte.
Kurz darauf schwächten sich die Thüringer zusätzlich: Wurr, der bereits Gelb gesehen hatte, unterlief in der Nachspielzeit ein weiteres Foulspiel – die Gelb-Rote Karte war die logische Konsequenz. Damit endet nicht nur die Partie mit einer Niederlage, sondern auch das Spiel mit einem personellen Aderlass für den kommenden Spieltag.
Der Hallesche FC fährt mit Mühe und großer Moral einen eminent wichtigen Auswärtssieg ein. Die Mannschaft von Mark Zimmermann bewies nach einem lethargischen ersten Durchgang Stehvermögen, passte taktisch nach und belohnte sich durch den Doppelpack des eingewechselten Eshele mit drei Punkten. Für Meuselwitz bleibt ein bitterer Beigeschmack: Die frühe Führung, die kämpferische Gesamtleistung und die Chance zum 2:1 hätten einen Punkt verdient gemacht – doch am Ende fehlte die Kraft, um der massiven Druckphase der Gäste standzuhalten.