Lebensretter |30.04.2021|13:00

DKMS-Spender Riechert: "Ein Sechser im Lotto"

Knochenmarkspender Kevin Riechert: "Im Herbst 2020 wurde mir dann Bescheid gegeben, dass ich als potentieller Spender in Frage komme."[Foto: Wencke Hinterschuster]

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Im Januar konnte Kevin Riechert, Kapitän der TSG Neustrelitz aus der NOFV-Oberliga Nord, durch eine Knochenmarkspende einem Kind die Chance auf ein gesundes Leben ermöglichen. Daraus folgte eine größere Aktion mit dem Ziel, die DKMS zu unterstützen und weitere mögliche Stammzellenspender zu gewinnen. Wir sprechen mit dem 31-Jährigen über unbegründete Ängste vor einer Spende und die Tränen seiner Frau. 

FUSSBALL.DE: Sie entschieden sich im Januar für eine Knochenmarkspende. Wie kam es dazu, Herr Riechert?

Kevin Riechert: Registriert hatte ich mich bei der DKMS bereits vor vielen Jahren. Meine Frau arbeitet im medizinischen Bereich und hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Im Herbst 2020 wurde mir dann Bescheid gegeben, dass ich als potentieller Spender in Frage komme. Nach einigen Voruntersuchungen mit Blutabnahmen kam es dann im Januar zur Knochenmarkentnahme.

Erklären Sie uns doch bitte, wie die Spende genau abläuft.

"Aus eigenem Erleben kann ich jetzt sagen: Das ist eine außergewöhnlich tolle Erfahrung"

Riechert: Es gibt grundsätzlich erst einmal zwei Spendenarten: Knochenmarkentnahme und Stammzellapherese. Die Knochenmarkspende ist grundsätzlich etwas intensiver als das Rausfiltern von Stammzellen aus dem Blut. Unter einer rund 50-minütigen Vollnarkose nahmen die Ärzte in meinem Fall zwei kleine Schnitte über dem Beckenkamm vor - links und rechts neben der Wirbelsäule. Danach wurde über Punktionsnadeln die nötige Menge Knochenmark entnommen. Am Tag nach der OP kann man das Krankenhaus schon wieder verlassen. Mögliche Nachwirkungen sind muskelkaterähnliche Symptome. Ich hatte aber weder Muskelkater noch Schmerzen. Auch organisatorisch lief alles reibungslos ab.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man als Spender überhaupt in Frage kommt?

Riechert: Das hängt von der Blutgruppe ab. Da ich eine sehr seltene Blutgruppe habe, war die Wahrscheinlichkeit tatsächlich sehr gering. Meine Spende ist also ein bisschen so wie ein Sechser im Lotto.

Durch Ihre Knochenmarkspende konnten Sie einem Kind die Chance auf ein gesundes Leben ermöglichen. Wie fühlt sich das an?

Riechert: Im ersten Moment? Irgendwie surreal und gleichzeitig unglaublich schön. Ich habe ja einige Wochen nach der Spende bereits die Info erhalten, dass es sich um ein kleines Mädchen im Vorschulalter handelt. Da ich selbst Vater zweier Töchter bin, war das umso mehr eine Herzensangelegenheit für mich. Meiner Frau, die noch etwas näher am Wasser gebaut ist als ich, kamen die Tränen.

Hatten Sie schon Kontakt zu der kleinen Patientin?

Riechert: Nein. Während das in anderen Ländern wie Spanien aber gar nicht erst möglich ist, bekommt man in Deutschland zwei Jahre nach der Knochenmarkentnahme die Gelegenheit, persönlich Kontakt aufzunehmen. Für diese zwei Jahre bin ich nun sozusagen für das kleine Mädchen reserviert. Falls es also noch mehr Knochenmark benötigt, kann es zu einer weiteren Spende kommen. Weil sich die Stammzellen nach rund sechs Wochen vollständig regeneriert haben, ist das auch unproblematisch. Vorher würde aber noch einmal ein Blutbild gemacht werden.

Auch Ihr Verein TSG Neustrelitz unterstützt nun die DKMS und rief eine Online-Registrierungsaktion unter dem Motto "Als Verein helfen" ins Leben. Ziel ist es, deutlich mehr Stammzellenspender zu gewinnen. Macht es Sie stolz, dass auch Ihr Verein so engagiert ist?

Riechert: Auf jeden Fall. Tatsächlich war die Aktion unabhängig von meiner Knochenmarkspende geplant. Vorstandsmitglied Nico Kosche ist selbst als Stammzellenspender registriert und wollte schon länger eine solche Aktion starten. Es war nun eine optimale Gelegenheit, die Aktion mit meiner Spende in Verbindung zu bringen, um so möglichst viele weitere Menschen davon zu überzeugen, sich zu registrieren.

Haben Sie vor, zukünftig noch einmal zu spenden?

Riechert: Absolut. Ich sehe es als ein Privileg an, Stammzellenspender zu sein. Wenn ich das noch einmal sein darf und dem gesundheitlich nichts im Wege steht, tue ich das gerne.

Sie sprechen die Gesundheit an. Was muss man beachten, bevor man spendet? Es gibt - auch dank Ihnen - sicher viele andere Menschen, die nun spenden möchten.

Riechert: Die genauen Vorgaben sollten mit der DKMS direkt abgeklärt werden. Es wird bei den Voruntersuchungen ohnehin erst einmal überprüft, ob man gesundheitlich dazu in der Lage ist, eine Spende abzugeben. Aber klar: Je jünger man ist und je gesünder man sich ernährt, desto besser ist das Blutbild. Insgesamt möchte ich auch noch einmal betonen, dass man keine Angst vor einer solchen Spende haben muss. Von den Voruntersuchungen bis zu den Nachuntersuchungen wird sich super gekümmert und es gibt keinen Anlass für Bedenken. Außerdem ist einem freigestellt, ob man schlussendlich wirklich spenden will. Niemand wird dazu gezwungen - auch nach der Registrierung nicht. Im ersten Schritt kann ich deshalb nur jedem ans Herz legen, sich registrieren zu lassen, um vielleicht zukünftig einem anderen Menschen ein glückliches und gesundes Leben zu ermöglichen. Aus eigenem Erleben kann ich jetzt sagen: Das ist eine außergewöhnlich tolle Erfahrung.

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