SV Hegnach: Erst Durchmarsch, jetzt Schlusslicht
Seit 2021 in der Regionalliga Süd: die Frauen des SV Hegnach.[Foto: Foto: SV Hegnach]
Seit 20 Jahren geht es für die Frauen des SV Hegnach aus dem Württembergischen Fußballverband nur aufwärts. In der vergangenen Saison stand die Mannschaft kurz vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nun ist das Team punktlos Letzter in der Regionalliga Süd. Was ist da passiert?
Der Blick auf die Tabelle tut weh. Logisch bei zwölf Niederlagen nach zwölf Spielen und einem Torverhältnis von 11:32. Aber wie kann das sein? Die Mannschaft hat die vergangene Saison noch auf dem zweiten Platz beendet. Was ist seitdem geschehen? „Wir hatten im Sommer einen großen Umbruch. Wir wussten, dass uns eine komplizierte Situation bevorsteht. Dass es so schwierig wird, hatten wir nicht erwartet“, sagt Abteilungsleiter Alexander Rieger. Seit der Saison 2006/2007 sind die Fußballerinnen des SV Hegnach im offiziellen Spielbetrieb dabei.
Einmalige Reise in Deutschland
Die Mannschaft hat in den knapp 20 Jahren eine Reise hinter sich, die ziemlich einmalig in Deutschland sein dürfte. Es ging immer nur aufwärts, immer nur in die richtige Richtung. Nach dem Start in der Bezirksliga ging es über die Regionenliga und die Landesliga schnell in die Verbandsliga. 2016 gelang der Aufstieg in die Oberliga und seit 2021 ist der SV Hegnach fester Bestandteil der Regionalliga Süd – im ersten Jahr nach dem Aufstieg erreichte die Mannschaft Rang drei, danach zweimal den zweiten Platz. Und nun folgte der harte Absturz.
"Viele haben uns schon abgeschrieben. Aber wir geben nicht auf. Natürlich ist der Weg zum Klassenverbleib jetzt weit. Wir glauben jedoch an die Möglichkeit, es noch zu schaffen", betont Rieger, der den ganzen Weg mitgegangen und die Entwicklung maßgeblich geprägt hat. Zehn Partien bleiben dem SV Hegnach, um das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. 30 Punkte sind noch zu vergeben. Am 2. März (13 Uhr) soll die Aufholjagd mit dem Heimspiel gegen die Reserve des SC Sand starten. Aber ist die Wende wirklich möglich? Oder ist die Ausgangslage bereits hoffnungslos?
"Lassen uns nicht unterkriegen"
"Wir hatten in der Hinrunde zeitweise leider auch sehr viel Pech. Allein sechs Begegnungen haben wir nur mit einem Tor Unterschied verloren", sagt Rieger. "Das ist ein Aspekt, der uns Hoffnung macht. Aber klar ist, dass wir eine besondere Serie brauchen, um das Ruder nochmal herumzureißen. Wir müssen einige Überraschungen schaffen. Und trotzdem ist uns allen bewusst, dass die Saison im Abstieg enden kann." Und dann? Wie geht es dann weiter?
"Wir haben in den vergangenen Jahren ein gutes Fundament aufgebaut. Wenn es wirklich so kommen sollte, nehmen wir in der Oberliga einen neuen Anlauf. Hier bricht nichts zusammen", so Rieger. "Von so einem Rückschlag lassen wir uns sicher nicht unterkriegen. Bei uns ging es 20 Jahre nur aufwärts. Das war außergewöhnlich. Jetzt stellen wir uns auch dieser Herausforderung."
Frauenfußball als Aushängeschild
Warum auch nicht? Hegnach hat es in der Regionalliga mit großen Namen als Gegnerinnen zu tun. Der VfB Stuttgart führt die Tabelle an. Dort spielen unter anderem die beiden früheren deutschen Nationalspielerinnen Leonie Maier und Mandy Islacker. Rang zwei belegt die U20 der TSG Hoffenheim. Auf Platz drei befindet sich derzeit der FFC Wacker München.
Und die SV Hegnach? Ist in einem Dorf beheimatet, das etwa 15 Kilometer von Stuttgart entfernt ist. Nicht einmal 4500 Menschen leben dort. Umso bemerkenswerter ist, wie erfolgreich der Verein mit überschaubaren Mitteln ist. "Der Frauenfußball ist bei uns im Ort das sportliche Aushängeschild", erklärt Rieger. "Wir haben eigentlich immer über 100 Zuschauerinnen und Zuschauer bei unserem Heimspiel. Bei besonderen Duellen, zum Beispiel im Verbandspokal, waren auch schon 1500 Fans bei unseren Spielen."
Die Geschichte des SV Hegnach ist geprägt von Erfolgen, von Aufstiegen, von außergewöhnlichen Geschichten. Der Weg nach oben war manchmal mühsam. Wie bei einer Achterbahn, deren Wagen langsam aufwärts gezogen werden. Der Scheitelpunkt kommt näher und näher. Was kommt dahinter? Eine kurze, aber überschaubare Abfahrt in ein Tal und danach kommt der nächste Aufstieg? Oder eine rasante, eine lange Abfahrt, deren Ende nicht zu sehen ist? An diesem Punkt befindet sich gerade der SV Hegnach. Vieles spricht für Ersteres. Vielleicht schafft die Mannschaft sogar noch das Wunder. Irgendwie würde es zur Geschichte des Kubs passen, in der Rückschritte nicht eingeplant sind.