Magazin | Finaltag der Amateure | 31.05.2025 | 09:45

Turban-Torschütze Ernes Matjaz: Wie einst Dieter Hoeneß

Matchwinner Ernes Matjaz (l.): "Als ich gesehen habe, dass der Ball im Netz landet, bin ich komplett eskaliert."[Foto: imago]

Der Matchwinner kam als Letzter zur Pokalparty. Vizekapitän Ernes Matjaz (23), der den RSV Eintracht 1949 Stahnsdorf aus der NOFV-Oberliga Süd am Finaltag der Amateure zum 1:0-Sieg im Endspiel um den Landespokal von Brandenburg gegen den Ligakonkurrenten VfB Krieschow geschossen hatte, musste nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte zunächst noch einen anderen "Termin" wahrnehmen.

Für Matjaz ging es nämlich unmittelbar nach dem Abpfiff im Volksparkstadion von Neuruppin zunächst in eine nahegelegene Klinik, wo er wegen einer leichten Gehirnerschütterung untersucht und wegen einer erlittenen Platzwunde behandelt wurde. Erst mit einiger Verspätung konnte er deshalb die Heimreise antreten, verpasste den Empfang des Teams mit Grillfest und Bierchen am heimischen Sportplatz an der Heinrich-Zille-Straße und stieß erst am Abend im bekannten Berliner Club "Pirates" zu seinen feiernden Teamkollegen. "Das Wichtigste war, dass alles in Ordnung ist und ich keine Schäden davongetragen habe", erklärt Ernes Matjaz im Gespräch mit FUSSBALL.DE. "Als ich im Klub ankam, hatten wir noch genügend Zeit, um unseren großen Erfolg zu feiern."

Siegtreffer trotz Kopfwunde

Schon in der Anfangsphase des Finales war Ernes Matjaz beim Versuch, nach einem langen Ball an die Kugel zu kommen, mit voller Wucht mit seinem Gegenspieler zusammengeprallt. "Ich wusste erst gar nicht, was los war, fünf bis zehn Sekunden war mir richtig schwarz vor Augen", erinnert er sich. "Nach kurzer Zeit war mir aber klar, dass ich unbedingt weiterspielen wollte. Wer will schon im wichtigsten Spiel in der Historie des Klubs schon nach wenigen Minuten vom Feld?"

Die Blutung am Kopf wurde von der medizinischen Abteilung mit Hilfe eines blauen Verbandes gestoppt, so dass Matjaz schließlich mit einem so genannten "Turban" auf den Platz zurückkehrte. Spätestens, als er dann kurz vor der Pause mit einem leicht abgefälschten Schuss an die Unterkante der Latte den 1:0-Siegtreffer für das Team von RSV-Trainer Patrick Hinze erzielte, wurden Erinnerungen an Ex-Nationalspieler Dieter Hoeneß wach, der einst im DFB-Pokalfinale 1982 mit dem FC Bayern München gegen den 1. FC Nürnberg (4:2 nach 0:2-Rückstand) trotz einer stark blutenden Kopfwunde mit "Turban" noch zwei Torvorlagen und vor allem einen Kopfballtreffer beigesteuert hatte.

"Als ich gesehen habe, dass der Ball im Netz landet, waren es pure Emotionen: Ich habe direkt losgeschrien, bin komplett eskaliert"

"Als ich gesehen habe, dass der Ball im Netz landet, waren es pure Emotionen", berichtet Matjaz. "Ich habe direkt losgeschrien, bin komplett eskaliert. Meine gesamte Familie und viele Freunde waren im Stadion. Deshalb war es etwas ganz Besonderes."

Schon seit 2021 kickt Ernes Matjaz, der im Nachwuchs beim 1. FC Wilmersdorf und beim Berliner AK in der Hauptstadt ausgebildet worden war, für den RSV Eintracht 1949 in der Großgemeinde Stahnsdorf (15.000 Einwohner) im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Er avancierte schnell zum Stammspieler und Leistungsträger, bestritt inzwischen schon fast 100 Oberligapartien für den Klub.

Dabei erwies sich der eigentliche Mittelfeldspieler, der vor allem auf der Sechser- oder Achterposition zum Einsatz kam, als absoluter Allrounder. "Ich habe in dieser Saison schon mehrfach Innenverteidiger gespielt, durfte aber im Pokalfinale auf der linken Seite stürmen", so Matjaz - eine Maßnahme von Trainer Hinze, die sich auszahlen sollte.

In die Saison waren die Stahnsdorfer mit dem Ziel gestartet, um die Meisterschaft und den erstmaligen Aufstieg in die Regionalliga Nordost mitzuspielen. Schon seit einigen Wochen ist die Tabellenspitze jedoch außer Reichweite. "Die zweite Mannschaft des 1. FC Magdeburg war einfach zu stark", räumt Ernes Matjaz ehrlich zu: "Wir werden jedoch in der nächsten Saison einen neuen Anlauf nehmen."

Wunschgegner: Bayern oder BVB

Allerdings ist der historische Triumph im Verbandspokal "wesentlich mehr als nur ein Trostpflaster", wie der 23-Jährige betont. Schließlich wird der RSV Eintracht 1949, der auf seinem Weg ins Finale unter anderem den Drittligisten und haushohen Favoriten FC Energie Cottbus nach Elfmeterschießen ausgeschaltet hatte, jetzt im August seine Premiere im DFB-Pokal feiern. Ganz Stahnsdorf fiebert diesem Ereignis bereits entgegen.

Wenn es nach Ernes Matjaz geht, dann hat er klare Vorstellungen davon, welches Los am Sonntag, 15. Juni (ab 17.15 Uhr, live im ZDF), im Deutschen Fußballmuseum für den RSV Eintracht 1949 gezogen werden soll. "Ich wäre auf jeden Fall für Bayern oder den BVB, eine ganz große Nummer also", meint der Finaltorschütze.

Klar dürfte sein: Auf der heimischen Anlage "auf der Zille" wird das Pokalspiel aller Voraussicht nach nicht stattfinden können. Eine mögliche Option wäre das Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion des Nordost-Regionalligisten SV Babelsberg 03. "Sollte mein Wunsch in Erfüllung gehen, dann könnte aber selbst das Karli zu klein sein", sagt Ernes Matjaz voller Vorfreude.