Trainerin Sarah Romert: "Sabrina Wittmann ist Türöffnerin und Vorbild"
"Ich übernehme gerne Verantwortung und Führung": Sarah Romert trainiert den SV Heimstetten.[Foto: SV Heimstetten]
Am Samstag, 19. Juli, startet der SV Heimstetten mit einem Heimspiel gegen den TSV Nördlingen in die neue Saison der Bayernliga Süd. Viele Blicke werden sich dann bei "Hoaschdeng '67", so der örtliche Spitzname des 1967 gegründeten Klubs, auf die Trainerbank der Gastgeber richten - dort sitzt nämlich eine junge Frau. Die erst 30 Jahre alte Sarah Romert hat die Nachfolge von Roman Langer beim Männer-Fünftligisten aus dem Ort in Kirchheim bei München übernommen, vorher war sie dessen Assistentin.
Hinter Sabrina Wittmann vom Drittligisten FC Ingolstadt 04 ist die ehemalige Bundesliga-Spielerin und Deutsche Meisterin des FC Bayern die klassenhöchste Trainerin im Männerfußball in Bayern. Im FUSSBALL.DE-Interview beschreibt die studierte Sportbusiness-Managerin, wie sie ihre Aufgabe angeht.
FUSSBALL.DE: Frau Romert, Sie mussten aus Verletzungsgründen bereits früh Ihre aktive Karriere beenden. War es klar, dass Sie danach Trainerin werden wollten?
Sarah Romert: Nein, das war nicht unbedingt so geplant. Ich war noch mitten im Studium und hätte gerne weiter Fußball gespielt, aber das hat mein Knie leider nicht mitgemacht. Das war im Jahr 2017, ich war ich erst 22 Jahre alt und stand vor der Überlegung, wie es im Sport für mich weitergeht. Dann habe ich einmal bei einem Fußballcamp des FC Bayern reingeschnuppert und auf Anhieb sehr viel Gefallen daran gefunden. Ich arbeite generell gerne mit Menschen zusammen, auch sehr gerne mit Kindern, und dachte, das wäre etwas für mich.
Wie ging es dann weiter?
Romert: Ich habe meine Trainer-B-Lizenz absolviert und 2019 im Nachwuchsleistungszentrum des FC Ingolstadt angefangen. Sabrina Wittmann kam damals auf mich zu, weil sie in dem Bereich gerne mehr Frauen als Trainerinnen haben wollte. Ich war allerdings nur ein Jahr in Ingolstadt, weil der Fahrweg für mich sehr weit war und ich zeitgleich beim Bayerischen Fußball-Verband angefangen habe. Sabrina und ich sind aber bis heute eng befreundet, und wir tauschen uns regelmäßig aus. Ich sehe sie als eine Art Türöffnerin für Frauen im Herrenfußball und auch als Vorbild für mich.
Als Sabrina Wittmann den FC Ingolstadt als Cheftrainerin übernommen hat, war das bundesweit ein großes Thema. Auch Sie stehen nun im Blickpunkt, weil Sie beim SV Heimstetten in die erste Reihe gerückt sind…
Romert: Ich verstehe, dass dies ein Thema ist, das die Öffentlichkeit interessiert, möchte aber die Aufmerksamkeit um meine Person möglichst klein halten. Da ich ja vorher schon beim SVH als Trainerin im Nachwuchsbereich tätig war und vergangene Saison die Co-Trainerin von Roman Langer bei der ersten Mannschaft, war es sicher nicht so ungewöhnlich, dass der Verein mich angesprochen hat. Ich übernehme gerne Verantwortung und Führung, möchte aber nicht im Mittelpunkt stehen. Wir sind ein Team, darauf kommt es an.
"Ich möchte die Gruppe und einzelne Spieler ermutigen, finde aber auch klare Worte, wenn es sein muss"
Wie sind Sie als Trainerin?
Romert: Ich denke, dass ich ein einfühlsamer Mensch bin, der viel Wert auf positive Kommunikation innerhalb eines Teams legt. Ich möchte die Gruppe und einzelne Spieler ermutigen, finde aber auch klare Worte, wenn es sein muss. In der Trainerausbildung beim Bayerischen Fußballverband musste ich vor etwa 25 Männern referieren, das hat auch sehr gut geklappt.
Wünschen Sie sich mehr Frauen im Männerfußball, auch in Führungspositionen wie Sie als Chefcoach bei einem Bayernligisten?
Romert: Ja, aus meiner Sicht wäre das gut. Viele meiner ehemaligen Mitspielerinnen sind als Trainerinnen tätig, aber die meisten eben im Frauen- oder Mädchenfußball. Grundsätzlich ermuntere ich Frauen dazu, als Trainerin aktiv zu sein. Ob das im Frauen-, Jugend- oder Herrenbereich ist, spielt für mich gar nicht die große Rolle. Der Weg ins NLZ und in den Herrenbereich ist aber möglich - und wenn das zu einem passt, dann gerne.
Wenn Sie Fußball schauen, interessieren Sie sich mehr für Männer- oder Frauenfußball?
Romert: Sowohl als auch, wobei ich meistens keine Zeit habe, am Wochenende viel Fußball im TV zu schauen. Aufgrund meiner Tätigkeit in der Beratungsagentur schaue ich aber live regelmäßig Spiele der Frauen. Ansonsten bin ich durch meine berufliche Tätigkeit und den Trainerjob beim SV Heimstetten gerade jetzt in der Vorbereitung zeitlich sehr stark eingespannt.
Wie sieht es mit der aktuell laufenden Frauen-EM aus?
Romert: Die verfolge ich natürlich, so gut es zeitlich geht, vor allem die Spiele der deutschen Nationalmannschaft. Drei Spielerinnen, die wir mit unserer Agentur betreuen, sind ja dabei. Am Samstag werde ich daher in Zürich vor Ort sein, wenn es gegen Schweden geht. Die Mannschaft hat einen super Teamspirit, der den Ausfall von Giulia Gwinn hoffentlich auffangen wird.