Torjägerin Hanna Müller: "Von Reus einige Dinge abgeschaut"
"Seit ich laufen konnte, hatte ich einen Ball am Fuß": Hanna Müller vom TSV Altenwalde.[Foto: Annica Osterndorff]
Bemerkenswerte 25 Treffer markierte Hanna Müller in den ersten fünf Saisonspielen für den TSV Altenwalde in der Kreisliga Cuxhaven an der Nordsee. Damit führt die 24 Jahre alte Physiotherapeutin die Wertung zur Torjägerkanone für alle in der 7. Liga an. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die Angreiferin über Ex-Nationalspieler Marco Reus und den möglichen Aufstieg.
FUSSBALL.DE: Sie haben für den TSV Altenwalde in fünf Spielen bereits 25 Tore erzielt. Was macht Sie so torgefährlich, Frau Müller?
Hanna Müller: In erster Linie ist unser Team dafür verantwortlich. Wir sind sehr gut eingespielt, haben bereits 59 Treffer erzielt. Ich bekomme sehr oft so perfekte Vorlagen, dass ich den Ball gar nicht mehr danebenschießen kann. (lacht)
Dabei spielt die Mannschaft noch gar nicht so lange zusammen, oder?
Müller: Das stimmt. Der TSV Altenwalde hatte einige Jahre lang keine Frauenmannschaft. Ich habe das Team vor zwei Jahren zusammen mit Milena Milkert und Antonia Rupprecht gegründet, die jetzt beide auch mit mir in einer Mannschaft spielen. Die Hälfte der Spielerinnen kannten sich schon, hatten zuvor in einem anderen Verein zusammengespielt. Dennoch lief es sofort gut. Im ersten Jahr verpassten wir den Aufstieg nur um Haaresbreite, da hatten lediglich einen Punkt Rückstand auf den FC Geestland.
"Wir sind unseren Gegnerinnen technisch weit voraus"
Gibt es weitere Gründe, warum Sie in dieser Spielzeit bislang so erfolgreich sind?
Müller: Wir haben einige Spielerinnen im Team, die bereits seit mehr als zehn Jahren Fußball spielen, aber auch andere, die noch nicht so viel Erfahrung haben. Wir sind unseren Gegnerinnen, die meistens über die Körperlichkeit kommen, technisch weit voraus, weshalb es uns leichter fällt, Tore zu erzielen.
Gab es in Ihrer Jugend Vorbilder, an denen Sie sich orientiert haben?
Müller: Ich bin glühender HSV-Fan, fand aber die Übersicht und Technik des ehemaligen BVB-Angreifers und Nationalspielers Marco Reus immer schon super. Von ihm habe ich mir einige Dinge abgeschaut.
Tore wecken bei anderen Vereinen bekanntlich Begehrlichkeiten. Gab es bereits Anfragen von höherklassigen Klubs?
Müller: Ich habe vor fünf Jahren für den VfL Güldenstern Stade in der Landesliga gespielt. Zu dieser Zeit hatte ich Anfragen aus der Oberliga und vor dieser Saison wollte mich ein Landesligist zu sich lotsen. Der zeitliche Aufwand war und ist mir für mein Hobby einfach zu groß, deshalb habe ich abgesagt. Jetzt fahre ich zehn Minuten zum Training und spiele mit meinen Freundinnen.
Wie sehr kommt Ihnen die Arbeit als Physiotherapeutin beim Fußballsport entgegen?
Müller: Es bringt mir sehr viel, weil ich noch gezielter Übungen in mein Trainingsprogramm einbauen kann. Ich arbeite viel mit Sportlern zusammen, kann im Bereich Verletzungsprophylaxe immer dazulernen.
Kommen Sie aus einer Fußballerfamilie?
Müller: Mein Vater Frank und mein älterer Bruder Max, die beide ebenfalls aktiv waren, haben mir das Fußballspielen beigebracht. Seit ich laufen konnte, hatte ich einen Ball am Fuß, sagt meine Mama, die bei den Spielen als Zuschauerin immer dabei ist.
"Ich bekomme sehr oft so perfekte Vorlagen, dass ich den Ball gar nicht mehr danebenschießen kann"
In welchen Bereichen sehen Sie Ihre Stärken und was können Sie noch besser machen?
Müller: Mein Zweikampfverhalten ist nicht so schlecht, und auch mein Torabschluss kann sich sehen lassen. Dafür muss ich noch etwas an meiner Grundschnelligkeit arbeiten.
Bisher haben Sie im Schnitt fünf Treffer pro Spiel erzielt. Sollten Sie Ihren Lauf fortsetzen, wären Sie am Saisonende eine Kandidatin für die Torjägerkanone für alle. Wie sehr spornt Sie das an?
Müller: Ich habe schon jetzt meine 20 Saisontore aus der zurückliegenden Spielzeit überboten. Ich will natürlich so viele Tore wie möglich erzielen.
Wie viele Tore haben Sie sich denn bis zum Saisonende vorgenommen?
Müller: Vorgenommen habe ich mir gar nichts. Wenn ich mir Druck mache, geht der Schuss nach hinten los und ich treffe nicht mehr.
Was zeichnet Ihre Mannschaft besonders aus, und welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Müller: Unser Ziel ist ganz klar der Aufstieg in die Bezirksliga. Bislang sieht es ganz gut aus. Noch besser wäre es, wenn wir den Kader in der Breite mit drei erfahrenen Spielerinnen vergrößern könnten, um ganz sicher zu gehen. (lacht) Der Teamgeist ist unsere ganz große Stärke. Jede setzt sich für jede ein, wir halten fest zusammen.