Kempe, Osthoff und Grlic: Dingden statt Duisburg
Luka Grlic (l.), Moritz Osthoff (m) und Fabrice Kempe (r.) sind Söhne von ehemaligen MSV-Profis[Foto: SV Blau-Weiß Dingden]
Wenn der Stadionsprecher beim SV Blau-Weiß Dingden in der Oberliga Niederrhein die Mannschaftaufstellung vorliest, dann könnte sich der eine oder andere Zuschauer in die besten Zeiten des ehemaligen Bundesligisten MSV Duisburg zurückversetzt fühlen. Beim Aufsteiger, der erstmals in seiner Vereinsgeschichte in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse am Ball ist, stehen seit dieser Saison mit den Mittelfeldspielern Luka Grlic (21), Fabrice Kempe (20) und Moritz Osthoff (19) gleich drei Söhne früherer Erstligaprofis der "Zebras" im Kader.
Besonders "fußballverrückt" ist die Familie von Fabrice Kempe, der vom Ligakonkurrenten SV Sonsbeck nach Dingden, einem Ortsteil der Stadt Hamminkeln, gewechselt war. Vater Thomas wurde mit dem VfB Stuttgart - unter anderem zusammen mit Weltmeister Guido Buchwald - in der Saison 1983/1984 Deutscher Meister, erreichte beim VfL Bochum (265 Spiele/20 Tore) und auch zu Beginn seiner Karriere beim MSV Duisburg (97/13) Legendenstatus.
Aber auch die älteren Brüder von Fabrice hinterließen ihre Spuren im Profifußball. Tobias (36) war U 20-Nationalspieler, kickte zuletzt für den SV Darmstadt 98 in der 2. Bundesliga, war neben 346 Partien in der zweithöchsten Spielklasse auch 55-mal in der Bundesliga am Ball. Dennis Kempe (39) absolvierte vier Länderspiele für die deutsche U 19, beendete nach insgesamt 260 Zweit- und Drittliga-Einsätzen 2023 seine Karriere beim SV Wehen Wiesbaden.
Väter von Osthoff und Grlic mit MSV im Pokalfinale
Moritz Osthoff, der zuvor für den Oberhausener Landesligisten DJK/Arminia Klosterhardt gespielt hatte, ist der Filius von Markus Osthoff (56), der während seiner Laufbahn 130 Erst- und 68 Zweitligapartien für den MSV Duisburg und Borussia Mönchengladbach absolviert hatte. Mit dem MSV stand er unter anderem 1998 im Endspiel um den DFB-Pokal im Berliner Olympiastadion (1:2 gegen den FC Bayern München).
Luka Grlic, der vom Ligakonkurrenten 1. FC Kleve nach Dingden kam, trägt ebenfalls einen prominenten Namen. Der 20-Jährige ist der Sohn des ehemaligen Bundesligaprofis Ivica Grlic, der während seiner aktiven Laufbahn auf 43 Erst- und 300 Zweitligapartien für den TSV 1860 München, Fortuna Köln, den 1. FC Köln, Alemannia Aachen und den MSV Duisburg zurückblicken kann. 2011 stand auch er mit den "Zebras" im DFB-Pokal-Endspiel, das gegen den Reviernachbarn FC Schalke 04 glatt 0:5 verloren ging. Nach seiner Karriere war "Ivo" Grlic viele Jahre für den MSV als Sportdirektor tätig. Seit April 2023 arbeitet der Ex-Profi nun für den Drittligisten FC Ingolstadt 04 in gleicher Funktion.
Erinnerung an zahlreiche Duelle in der Jugend
Von den drei "prominenten" Zugängen beim SV Blau-Weiß Dingden war Moritz Osthoff der Erste, der im Sommer seine Unterschrift unter den Vertrag gesetzt hatte. "Als Luka in der Vorbereitung dazustieß und dann auch noch Fabrice geholt wurde, war ich unglaublich happy", beschreibt der gebürtige Oberhausener Osthoff im Gespräch mit FUSSBALL.DE. "Ich kenne beide schon sehr lange. Lukas und mein Vater spielen zusammen für die MSV-Traditionsmannschaft. Dort sind wir uns bei den Spielen mehrfach über den Weg gelaufen."
Auch Fabrice Kempe war für Moritz Osthoff ein bereits gut bekanntes Gesicht. "Schon seit meinem sechsten Lebensjahr habe ich regelmäßig gegen ihn gespielt", so der 19-Jährige. "In der Jugend hatte ich für den TV Jahn Hiesfeld und Fabrice für den TV Voerde gekickt. Danach bin ich zu Rot-Weiß Oberhausen gewechselt und Fabrice hatte sich dem MSV Duisburg angeschlossen. So kam es ebenfalls häufig zu Duellen zwischen uns." In Oberhausen wurde Moritz Osthoff von der U 12 bis zur U 14 übrigens von seinem Vater Markus trainiert, der bei RWO auch als Jugendkoordinator tätig war.
"Moritz ist ein ganz aufgeweckter Typ"
Bei seinem neuen Klub in Dingden schrieb Moritz Osthoff gleich Geschichte. Zum Saisonauftakt erzielte er im Spiel beim 1. FC Monheim (1:2) den ersten Treffer in der Vereinsgeschichte der Blau-Weißen in der Oberliga Niederrhein. "Moritz ist ein ganz aufgeweckter Typ", charakterisiert Trainer Sebastian Amendt den Mittelfeldspieler im Gespräch mit FUSSBALL.DE. "Er ist wissbegierig und sehr fleißig, hat sich trotz seines jungen Alters bei uns schon ein gewisses Standing erarbeitet."
Auch Luka Grlic kommt immer besser bei seinem neuen Verein zurecht. "Auch Luka hat schon einen guten Eindruck hinterlassen, kennt außerdem die Oberliga bereits", lobt Amendt seinen Schützling, den er in der jüngsten Partie gegen den TSV Meerbusch (0:1) erstmals in die Startelf beorderte.
Fabrice Kempe, der viele Jahre in der Nachwuchsabteilung beim MSV Duisburg verbracht hatte, arbeitet derweil an seinem Comeback. Noch bei seinem vorherigen Verein SV Sonsbeck hatte er sich eine Kreuzbandverletzung zugezogen und muss sich deshalb in Geduld üben. "Es war klar, dass Fabrice in der Hinrunde kein Spiel für uns machen wird. Er ist aber technisch sehr stark und wird uns noch viel Freude bereiten", sieht Trainer Amendt die Verpflichtung als eine "Investition in die Zukunft".
Demnächst gemeinsam zum MSV-Heimspiel
Für den SV Blau-Weiß Dingden steht in der ersten Oberliga-Saison ganz klar der Klassenverbleib im Vordergrund. Bei den Heimspielen drückt auch regelmäßig Ex-Bundesligaprofi Markus Osthoff seinem Sohn als Zuschauer die Daumen. Auch die Familien von Grlic und Kempe fiebern mit.
Im Gegenzug steht für Luka, Moritz und Fabrice demnächst ein Besuch in der ehemaligen Spielstätte ihrer Väter auf dem Programm. "Wir haben uns fest vorgenommen, bald mal ein Heimspiel des MSV Duisburg anzuschauen", sagt Moritz Osthoff. "Schließlich sorgt der Klub unserer Väter in der 3. Liga aktuell für Furore." Als Aufsteiger führen die noch unbesiegten Zebras überraschend die Tabelle an. Nicht wenige Fans träumen schon davon, an die Zeiten anknüpfen zu können, als noch Thomas Kempe, Markus Osthoff und Ivica Grlic das MSV-Trikot in der Bundesliga trugen.