Magazin | 19.10.2025 | 08:30

Vor 5000. Spiel: Die Datenfreaks von der KSG Brandau

Herr der Daten bei der KSG Brandau: Stefan Roth und die Vereinschroniken.[Foto: KSG Brandau]

Die KSG Brandau feiert am heutigen 19. Oktober ein beachtliches Jubiläum. Der 1946 gegründete Verein aus dem vorderen Odenwald, mit 1300 Einwohnern größter Ortsteil der Gemeinde Modautal, sieht seinem 5000. Spiel im Seniorenbereich entgegen. Die 2. Mannschaft spielt dann bei der FC Ober-Abtsteinach. Das allein ist noch nicht beeindruckend, sind doch in Deutschland die meisten Dorfvereine in der Zeit zwischen den Weltkriegen gegründet worden und deshalb schon früher an dieser Marke gewesen. Doch wohl kein Verein kann sein Jubiläum besser dokumentieren als die KSG, die seit drei Jahren eine Spielgemeinschaft mit Nachbarverein TSV Gadernheim bildet, was kein Grund ist, die Statistik der Spiele nicht fortzuführen. 

Dies wiederum geschieht seit dem ersten Tag, dem 17. September 1950. Als es nach vierjähriger Wartezeit dank einer Planierraupe der US-Armee endlich einen Sportplatz gab, setzte es ein 2:9 gegen Griesheim. Nachzulesen im ersten der mittlerweile zehn Chronikbände (rund 2000 Seiten), in denen fein-säuberlich alle Aufstellungen der 1. und 2. Mannschaft nebst Torschützen erfasst wurden. Später gab es auch, natürlich vollkommen objektive, Spielberichte aus der Feder der Abteilungsleiter. So weiß man heute genau, dass für die KSG bisher 569 Spieler im Einsatz waren, die gegen 262 verschiedene Gegner 11.151 Tore erzielten, Spiele der "Reserve" inklusive.

Größte Fußballdatenbank Hessens?

Stefan Roth, der 1. Vorsitzende der KSG, der seit 1998 - als er noch Torwart und Spielführer war - als etwa zwölfter oder dreizehnter Chronist der Klubgeschichte diese Aufgabe fortführt, trat nun mit der Frage an FUSSBALL.DE heran, ob das denn wohl Hessens größte Fußballdatenbank sei? Gute Frage. Vereine, die dem widersprechen können, sind herzlich aufgerufen, der KSG eine Antwort zu geben.

Die Datenbank, deren Digitalisierung laut eigener Aussage ein Jahr von Roths Lebenszeit in Anspruch nahm, ist seit 2011 online auf der Vereinsseite, und auch Menschen, die dem Odenwälder Fußball nicht allzu nahe stehen, finden dort interessante Episoden aus der Welt der kleinen Fußballvereine. So hieß es 1967 nach einem Freundschaftsspiel: "Eine sehr schlechte Leistung des Schiedsrichters, den wir selbst stellten - er war noch leicht betrunken."

"Eine sehr schlechte Leistung des Schiedsrichters, den wir selbst stellten - er war noch leicht betrunken"

Roth hat sogar einen Link zu besonders kuriosen Spielen gelegt. Auch alle Fragen nach Rekorden werden beantwortet. Stolz wird auf den höchsten Sieg (20:3 in Ernsthofen im Jahr 1953) verwiesen und das 0:14-Debakel im Heimspiel gegen Auerbach vor erst zwei Jahren nicht verschwiegen. Ebenso wenig wie die Bilanz der Saison 1960/1961, als der heutige Kreisoberligist noch in der B-Klasse Darmstadt alle Spiele verlor, bei 28:118 Toren.

Bei so viel Akribie steht außer Frage, dass kein Spielerjubiläum verpasst wird, die meisten Ehrungen verdienten sich jedenfalls die Rekordspieler Oliver Hepp (811 Einsätze) und Harald Weiser (801). Und die 358 Tore von Rekordschütze Mario Parenth machen einem Gerd Müller (365 Bundesligatore) alle Ehre - Parenth hatte  seinerzeit angeblich einige Bundesligaangebote.

Weder er noch ein anderer aus Brandau hat es zwar je in den Profifußball geschafft, doch was immer ein KSG-Spieler geleistet hat, es bleibt der Nachwelt erhalten. Übrigens macht die KSG aus dem Jubiläum kein großes Aufsehen. Keine Blasmusik, kein Festzelt, keine Festreden. Aber im November möchte Datenfreak Roth für Interessenten "einen Statistikabend" im Vereinsheim ausrichten. Vielleicht kann er bei der Gelegenheit dann verkünden, ob seine Vorgänger und er wirklich die größte Fußballdatenbank Hessens auf die digitalen Beine gestellt haben.