Ann-Katrin Berger bei der KSG Eislingen: "Sie war die Kleinste und Beste"
"Sie war unglaublich heiß darauf, Tore zu schießen": Berger bei der KSG Eislingen.[Foto: KSG Eislingen/Yuliia Perekopaiko]
Spätestens seit der Europameisterschaft in diesem Sommer ist Ann-Katrin Berger in aller Munde. Mit ihren sensationellen Paraden und aufgrund ihrer Persönlichkeit hat sie sich in die Herzen der deutschen Fans gespielt. Was viele nicht wissen: Mit vier Jahren hat sie bei der KSG Eislingen mit dem Fußball begonnen - im Feld zusammen mit den Jungs. Welche Spuren hat Berger in Eislingen hinterlassen? FUSSBALL.DE stellt den Heimatverein der Nationaltorhüterin vor den Finalpartien der UEFA Women's Nations League gegen Spanien heute (ab 20.30 Uhr, live im ZDF) in Kaiserslautern und am Dienstag (ab 18.30 Uhr, live in der ARD) in Madrid vor.
Sie hat Spuren hinterlassen. Nur gute Erinnerungen. Ann-Katrin Berger ist nicht nur heute als Nationaltorhüterin eine besondere Persönlichkeit. Schon damals, als Kind, mit vier, fünf oder sechs Jahren, hat die heute 34-Jährige bei der KSG Eislingen, ihrem Heimatverein, Eindruck gemacht. Michael Barth war damals ihr erster Trainer. Heute spielt der 53-Jährige bei der Alten Herren der KSG Eislingen. Obwohl es lange hier ist, sind die Erinnerung an die Zusammenarbeit mit Berger noch frisch.
"Sie hatte keine Angst, auch dann nicht, wenn sie gegen deutlich größere Jungs antreten musste - die hat sie dann einfach schwindelig gespielt"
Vor 30 Jahren, als Berger mit dem Fußball in dem Dorfverein begonnen hatte, konnte Barth noch nicht sofort das besondere Talent erkennen: "Was aber auffiel: Ann-Katrin hatte immer einen Ball am Fuß", sagt er. "Ich kann mich wirklich an keinen einzigen Tag erinnern, an dem das nicht der Fall war. Sie hat bei uns in einer Mannschaft mit Jungs gespielt. Sie war die Kleinste und trotzdem die Beste. Ich weiß noch, dass die Jungs teilweise geweint haben, weil Ann-Katrin einfach so viel besser war und die anderen sie nicht vom Ball trennen konnten."
Besonders an der Geschichte ist außerdem, dass Berger zu jener Zeit gar nicht im Tor stand. Sie spielte im Feld - und das sehr gut, wie Barth erzählt: "Sie war unglaublich heiß darauf, Tore zu schießen. Das war genau ihr Ding. Sie war extrem engagiert und hatte keine Angst, auch dann nicht, wenn sie gegen deutlich größere Jungs antreten musste - die hat sie dann einfach schwindelig gespielt."
Berger war damals zusammen mit Melis Ercetin das einzige Mädchen im Team. Aus Berger wurde Jahre später die deutsche Nationaltorhüterin, Ercetin schaffte es als Fechterin in den deutschen Nationalkader. "Das war damals schon eine außergewöhnliche Konstellation", sagt Barth. "Dass beide sehr sportlich und ambitioniert waren, war natürlich früh abzusehen. Aber dass sie sich so entwickeln würden, damit konnte man nicht rechnen."
"Der Kontakt ist nie ganz abgerissen"
Noch heute hat Barth Kontakt zur Familie Berger. "Ann-Katrins Vater war lange Abteilungsleiter bei uns im Verein, er ist dann leider viel zu früh verstorben", sagt Barth. "Ihre Mutter, ihre Schwester und ihre Großeltern leben immer noch in der Nähe. Da Ann-Katrin derzeit bei Gotham FC in den USA spielt, ist sie leider nur sehr selten hier vor Ort. Über ihre Schwester tauschen wir uns weiterhin aus. Der Kontakt ist nie ganz abgerissen."
Nun stehen für Berger und die deutsche Frauen-Nationalmannschaft die Finalspiele in der UEFA Women’s Nations League gegen Spanien an. Auch bei der KSG Eislingen wird man sehr genau verfolgen, was für die bekannteste Persönlichkeit des Vereins möglich ist. Piero Napolitano ist Vorsitzender des Vereins und sagt: "Wir sind natürlich stolz darauf, dass Ann-Katrin bei uns mit dem Fußballspielen angefangen hat. Das war zwar weit vor meiner Zeit bei der KSG Eislingen. Aber es ist auch heute noch immer wieder mal Thema. Im Zuge der Europameisterschaft in diesem Sommer war das Interesse an uns aber riesig."
Bei der KSG Eislingen aus dem Württembergischen Fußball-Verband stehen Sport, Gemeinschaft und vor allem der Spaß im Fokus. 380 Mitglieder verteilen sich auf acht Abteilungen. Eislingen ist mit acht Teams im offiziellen Spielbetrieb dabei. Die Herren haben sich in der Spitzengruppe der Kreisliga A etabliert und träumen vom Aufstieg in die Bezirksliga. Das wäre eine Premiere in der Vereinsgeschichte. "Wenn es klappt, ist das super, wenn nicht, ist es auch nicht schlimm", sagt Napolitano. "Von Vereinsseite gibt es überhaupt keinen Druck. Wir sind alle gerne ehrenamtlich dabei, weil es unser Hobby ist und weil es Freude bereiten soll. Und so soll es auch bleiben."