Magazin | 21.10.2025 | 07:15

Inklusion beim TSV Marl-Hüls: "Genau die richtige Entscheidung"

Jakub Jabli: "Ich kann nur sagen, dass es genau die richtige Entscheidung war, dieses Team zu gründen."[Foto: TSV Marl-Hüls]

Der TSV Marl-Hüls hat vor ziemlich genau einem Jahr eine Inklusionsmannschaft ins Leben gerufen. Seitdem wächst das Team und hat in diesem Sommer erfolgreich an mehreren Turnieren teilgenommen. Welche Erfahrungen haben die Verantwortlichen in den vergangenen Monaten gemacht? Was hat gut funktioniert? Was weniger? Und was können andere Vereine lernen, die sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigen?

Alles fing mit einem Wunsch an. Julian Jabli wollte Fußball spielen. So, wie seine Freunde. In einer Mannschaft. Im geregelten Spielbetrieb. Aber der 16-Jährige hatte eine Herausforderung zu lösen – wegen seiner Behinderung fand er keinen passenden Verein. Und nun? Kommt Julians großer Bruder Jakub Jabli ins Spiel. Dem 23-Jährigen war sofort klar, dass seine Hilfe nun gefordert war.

Tipps vom DFB und WDFV

"Ich konnte es einfach nicht glauben, dass wir für meinen Bruder keine Mannschaft finden konnten, in der er trotz seiner Beeinträchtigung seinem großen Hobby nachgehen kann", sagt Jakub Jabli heute. "Also haben wir beschlossen, dass wir einfach selbst ein inklusives Team gründen, in dem Menschen mit und ohne Handicap zusammen Fußball spielen können."

Das war vor ziemlich genau einem Jahr. Aber war es wirklich so einfach? "Wir haben den TSV Marl-Hüls angesprochen und haben sofort positives Feedback bekommen", sagt Jabli heute. "Wir haben uns dann noch mit dem DFB und dem Westdeutschen Fußballverband in Verbindung gesetzt und dort ein paar gute Tipps für die Umsetzung bekommen. Und dann ging es auch schon los."

"Es hat sich ziemlich schnell herumgesprochen, dass wir hier etwas Nachhaltiges aufbauen"

Jakub Jabli übernahm nicht nur die Organisation der Mannschaft, sondern direkt auch das Amt des Trainers. Und dann begann alles in kleinem Rahmen. Zu Beginn waren nur ein paar Spieler dabei, manchmal fünf, manchmal sechs Fußballer mit Handicap. Fast nie mehr. "Aber dann hat es sich ziemlich schnell herumgesprochen, dass wir hier etwas Nachhaltiges aufbauen", so Jabli.

Die Mannschaft ist in den vergangenen zwölf Monaten gewachsen und gewachsen. Inzwischen treffen sich bis zum 17 Fußballerinnen und Fußballer im Alter von 13 bis 22 Jahren mit und ohne Beeinträchtigung zum wöchentlichen Training am Freitagnachmittag. Und es werden immer mehr. "Bei uns ist jeder und jede willkommen, der oder die Lust hat, mit uns zu kommen und sich in unsere Gemeinschaft integrieren kann. Wir sind eine besondere Truppe. Es macht unglaublich viel Spaß, hier das Training zu leiten", sagt Jabli: "Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, mit welcher Freude alle dabei sind."

"Manche rufen mich täglich an"

Der Start war etwas holprig, wie Jabli berichtet: "Ich hatte zwar durch meinen Bruder bereits Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung. Aber hier war es so, dass alle auf ihre ganz eigene Art und Weise besonders und liebenswert zugleich sind. Ich habe ziemlich schnell festgestellt, dass sie Emotionen und Gefühle nur schwer regulieren können. Bei vielen aus der Mannschaft kommt das Feedback total ungefiltert. Und man merkt auch sehr schnell, ob jemand einen guten oder schlechten Tag hatte. Ich habe etwas gebraucht, um damit umgehen zu können."

Mittlerweile hat sich alles eingespielt. Jabli ist für viele mehr als nur ihr Fußballtrainer. Er ist ihr Freund geworden. "Manche rufen mich täglich an und wollen einfach nur quatschen oder wollen einen Ratschlag von mir haben", sagt Jabli. "Es ehrt mich natürlich, dass sie mir Vertrauen. Aber an manchen Tagen wird es auch ganz schön viel."

Letztlich soll es aber vor allem um die sportlichen Aspekte gehen. Denn dafür kommen sie mindestens einmal in der Woche zusammen. Außerdem nimmt die Mannschaft mittlerweile regelmäßig an Turnieren teil oder organisiert Freundschaftsspiele gegen andere Inklusionsmannschaften.

"Rückblickend kann ich nur sagen, dass es genau die richtige Entscheidung war, dieses Team zu gründen", sagt Jabli: "Nicht nur, weil wir Menschen mit Beeinträchtigung die Möglichkeit geben Fußball zu spielen. Auch für den Verein ist es sehr positiv. Wir sind toll aufgenommen worden und ich bin davon überzeugt, dass meine Spieler das Vereinsleben mit ihrer herzlichen und besonderen Art bereichern."

Und noch ein anderer Aspekt darf nicht vergessen werden: Endlich kann auch Jakub Jablis Bruder Julian Fußball spielen. Sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen.