Magazin | 10.11.2025 | 13:30

Hannemann: "Alles steht und fällt mit guten Trainer*innen"

Hannemann: "Mit bescheidenen Mitteln ein Zentrum für Frauen- und Mädchenfußball etabliert."[Foto: TuS Weitefeld-Langenbach]

Stephanie Hannemann ist ehrenamtliche Geschäftsführerin und 2. Vorsitzende beim TuS Weitefeld-Langenbach aus dem Fußballverband Rheinland (FVR). In diesen Funktionen engagiert sie sich weit über das normale Maß hinaus vor allem für den Mädchen- und Frauenfußball. Und das mit Erfolg. Durch ihren Einsatz und den ihres Kollegen Bayram Biyikli ist es gelungen, die Abteilung neu aufzubauen. Inzwischen tragen 250 Spielerinnen aller Altersklassen das Trikot des Vereins - und das teilweise in den höchstmöglichen Spielklassen. Wie ist das gelungen? Und was können andere Vereine davon lernen?

Der Anfang war schwer, der Weg weit. Denn alles begann bei null. Die TuS Weitefeld-Langenbach war ein gut geführter Amateurfußballverein im Dreiländereck zwischen Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Aber der Klub konnte Mädchen und Frauen nicht die Möglichkeit bieten, dort Fußball zu spielen. Und dann übernahm Stephanie Hannemann gemeinsam mit Bayram Biyikli die Verantwortung. Zusammen wollten sie das ändern.

"Wir sind ein reiner Dorfverein"

"Ich bin 2013 zum TuS Weitefeld-Langenbach gekommen, damals existierte für Frauen und B-Juniorinnen eine Spielgemeinschaft mit einem Nachbarverein, aber das Konstrukt hat nicht wirklich funktioniert", erinnert sich Hannemann, die dieses Jahr den Ehrenamtspreis des Fußballkreises Westerwald-Sieg bekommen hat und Mitglied im Club 100 des DFB ist. "Nur mit Mühe und Not konnten wir die beiden Mannschaften im Spielbetrieb halten, weil wir viel zu wenige Spielerinnen dafür hatten. Wir haben dann überlegt, wie wir das ändern können und sind zu dem Entschluss gekommen, eigenständig Frauen- und Mädchenfußball anzubieten."

Was sich aus dieser Entscheidung entwickelt hat, ist beeindruckend: Heute tragen über 250 Frauen und Mädchen aller Altersklassen das Trikot des TuS Weitefeld-Langenbach. Um dort zu trainieren und für den Verein zu spielen, nehmen manche Spielerinnen - und oft natürlich auch deren Eltern - Fahrtwege von über 50 Kilometern pro Strecke in Kauf. "Wir sind ein reiner Dorfverein, bei uns im Ort leben vielleicht 1000 Menschen", sagt Hannemann. "Umso stolzer sind wir darauf, dass wir es mit unseren bescheidenen Mitteln geschafft haben, hier ein Zentrum für Frauen- und Mädchenfußball in der Region zu etablieren."

Aber wie ist das gelungen? "Alles steht und fällt mit guten Trainer*innen", sagt die 48-Jährige, die den Lehrgang zur DFB-Vereinsmanagerin erfolgreich abgeschlossen hat. "Es ist nicht immer leicht, diese zu finden. Vor allem dann nicht, wenn die Tätigkeit ehrenamtlich ausgeübt wird. Um das trotz dieser herausfordernden Ausgangslage zu schaffen, haben wir es unseren Coaches ermöglicht, an Fortbildungen teilzunehmen." Dass dieser Plan super funktioniert hat, zeigen die Zahlen. Die Frauen- und Mädchenabteilung des TuS Weitefeld-Langenbach wächst und wächst - auch während Corona war das der Fall.

"Man kann es nicht allen recht machen - bei 20 Personen war das vielleicht noch möglich, bei 250 nicht mehr"

Ein weiterer entscheidender Punkt nach Hannemanns Erfahrung ist, dass man lernen muss, auch mit Widerständen umzugehen: "Je größer die Abteilung ist, umso weniger kann man es allen recht machen. Bei 20 Personen war das vielleicht noch möglich, bei 250 nicht mehr. Wichtig ist, dass man sich man sich die Zeit nimmt und sich mit den verschiedenen Sichtweisen auseinandersetzt. So fühlen sich die Menschen gehört und man kann die Kritik gut auffangen."

Hannemann hat zudem viel Zeit dafür investiert, dass die Mädchen und Frauen beim TuS Weitefeld-Langenbach möglichst die gleichen Bedingungen haben wir die Jungen und die Männer: "Meiner Erfahrung nach ist es in vielen Vereinen immer noch so, dass die Mädchen für ihr Training zum Beispiel auf einen Aschenplatz ausweichen müssen, während die Jungs die Kunstrasenanlage nutzen können", sagt sie. "Das geht meiner Meinung nach nicht. Auch bei uns war es nicht einfach, das allem klarzumachen. Um das zu erreichen, haben wir einige kleiner und größere Diskussionen geführt - aber mit Erfolg."

Inzwischen muss der TuS Weitefeld-Langenbach gar keine Eigen-PR mehr für sein Engagement im Mädchen- und Frauenfußball machen. In der Gegend hat es sich längst herumgesprochen, dass der Verein aus dem Fußballkreis Westerwald-Sieg ein attraktives und leistungsgerechtes Programm für weibliche Fußballerinnen anbieten - und das inzwischen seit mehreren Jahren.

Auch sportlich erfolgreich

Auch sportlich trägt das mittlerweile Früchte. Die Frauenmannschaft hat zuletzt in der Rheinlandliga gespielt, die B-Juniorinnen in der Regionalliga. Beide Mannschaften sind zwar im Sommer abgestiegen, streben aber den sofortigen Wiederaufstieg an. "Wir sind natürlich ein reiner Amateurverein, aber wir sind trotzdem sportlich ambitioniert", sagt Hannemann, die mit Bayram Biyikli einen Kollegen an ihrer Seite weiß, der sie als Abteilungsleiter Frauen- und Mädchenfußball bestmöglich unterstützt. "Wir agieren super als Team. Ich übernehme eher den organisatorischen Part, während Bayram sich um alle sportlichen Aspekte kümmert und bei fast jedem Spiel unserer Mannschaft vor Ort ist, oft auch auswärts".

Zusammen sind Hannemann und Biyikli für den TuS Weitefeld-Langenbach ein wichtiges Gespann, das sich in den vergangenen zehn Jahren in erstaunlicher Art und Weise für den Frauen- und Mädchenfußball des Vereins eingesetzt hat. Und ein Ende des Engagements ist noch lange nicht in Sicht. Dafür sind sie mit zu viel Leidenschaft und Herzblut dabei.