Neuer Verein, alte Liebe: TuS Bövinghausen 25 startet durch
"Wir wollen keine Thekenmannschaft sein": der TuS Bövinghausen 25.[Foto: TuS Bövinghausen]
Nach der Insolvenz des TuS Bövinghausen 04 lebt der Fußball im Dortmunder Westen wieder auf. Mit dem neu gegründeten TuS Bövinghausen 25 setzen engagierte Mitglieder und langjährige Weggefährten ein starkes Zeichen für Zusammenhalt, Bodenständigkeit und Heimatgefühl.
Der TuS Bövinghausen 04 war über Jahrzehnte eine feste Größe im Dortmunder Amateurfußball. Unter Präsident Ajhan Dzaferoski erlebte der Klub eine beispiellose Entwicklung: Mehrere Aufstiege bis in die Westfalenliga, der Kunstrasenplatz an der Provinzialstraße und zeitweise auch prominente Spieler wie Weltmeister Kevin Großkreutz oder Ex-Nationalspieler David Odonkor machten den Verein überregional bekannt.
"Plötzlich war alles vorbei"
Oliver Ehlscheid, der viele Jahre als Trainer, Jugendleiter und Helfer im Hintergrund aktiv war, spricht mit großem Respekt über Dzaferoski: "Ajhan war sehr erfolgsorientiert - und das ist im Fußball ja nicht falsch. Er hat unglaublich viel Energie in den Verein gesteckt und Dinge möglich gemacht, die vorher undenkbar waren." Gleichzeitig weiß Ehlscheid, dass der hohe Anspruch auch seinen Preis hatte. Vieles hing an einer Person, wirtschaftlich wurde die Lage immer schwieriger.
Im März 2025 kam schließlich der Bruch: Der TuS Bövinghausen 04 musste Insolvenz anmelden und wurde kurz darauf aus dem Vereinsregister gelöscht. "Für viele war das wie eine Schockstarre - plötzlich war alles vorbei", sagt Ehlscheid. Aber Aufgeben kam für ihn und einige andere nicht infrage. "Wir wollten den Fußball in Bövinghausen nicht einfach verschwinden lassen. Also haben wir schnell gesagt: Lass uns etwas Neues machen."
Am 22. März 2025, an dem Wochenende, an dem das Aus des alten Vereins endgültig besiegelt wurde, saßen sechs Menschen mit Stallgeruch am Tisch - Familie, Freunde, ehemalige Mitstreiter. "Jeder wollte irgendetwas beitragen, um den Fußball im Stadtteil zu retten", erzählt Ehlscheid. Der Start war kein Selbstläufer. Innerhalb weniger Wochen mussten Satzung, Versicherungen und Vereinsregistereintrag organisiert werden. "Bevor das Meldefenster geschlossen wurde, hatten wir noch eine Woche Zeit", erinnert sich Ehlscheid.
"Es ist wieder Leben da - Leute, die man ewig nicht gesehen hat, fragen, wie sie helfen können"
Trotz aller Hektik wuchs das Projekt schnell. Schon im Sommer zählte der neue TuS rund 130 Mitglieder - viele davon einfach, um "dazuzugehören". Andere packten tatkräftig mit an: am Grill, an der Kasse oder auf dem Platz. "Das Schöne ist: Es ist wieder Leben da", sagt Ehlscheid. "Leute, die man ewig nicht gesehen hat, kommen vorbei und fragen, wie sie helfen können. Und es sind viele neue Gesichter dabei."
Auch über den Namen wurde lange diskutiert. "Gerne hätten wir den alten Namen und das Wappen behalten, aber das war rechtlich nicht möglich", sagt Ehlscheid. Also wurde ein neues Emblem entworfen, mit dem Bövinghauser Wasserturm im Mittelpunkt. Statt des alten Vereinsblaus trägt der TuS 25 nun Schwarz und Rot. "Das Logo steht für unseren Stadtteil und für den Neuanfang. Es verbindet Tradition und Aufbruch - und das kommt gut an." Nur wenige Wochen nach der Gründung standen die ersten Teams auf dem Platz. Das erste Probetraining der Senioren wurde zum kleinen Volksfest. "Da standen 18 Spieler auf dem Platz und rund 50 Zuschauer drumherum", erinnert sich Ehlscheid.
Cheftrainer Christoph Blumberg, in Bövinghausen aufgewachsen, leitet das Team gemeinsam mit Co-Trainer Adriano Krause. Im ersten Testspiel gegen die Sportfreunde Schnee II erzielte Torjäger Pascal Rosenberg gleich einen Hattrick beim 8:0, der Angreifer ist aktuell auch der beste Torschütze. "Wenn Pascal vorne fehlt, wird’s eng", sagt Ehlscheid augenzwinkernd. Zum Kader gehören aber auch Spieler wie Michael Siekiera und Torhüter Patrick Kunz, die bereits vor vielen Jahren für den Vorgängerverein in den unteren Ligen aktiv waren.
"Wir wollen keine Thekenmannschaft sein"
Da in Dortmund eine neue Kreisliga D gegründet wird, könnte der Verein theoretisch absteigen. Daher ist der Klassenverbleib das erklärte Ziel. Ehlscheid betont: "Wir haben keine großen Ambitionen im ersten Jahr. Aber eine Thekenmannschaft wollen wir auch nicht sein. Fußball ist ein Ergebnissport, und wir wollen zeigen, dass wir sauber arbeiten." Der Kader ist bunt gemischt - 32 Spieler zwischen 18 und 53 Jahren, manche erfahren, manche erst seit kurzem dabei.
Gespielt und trainiert wird weiterhin an der Provinzialstraße, gemeinsam mit Westfalia Dortmund und dem FC Sandzak. "Das klappt hervorragend, jeder zieht mit, wir stimmen Trainingszeiten und Platzbelegung fair ab", sagt Ehlscheid. Besonders stolz ist er auf die Nachwuchsabteilung. "Unsere Jugend wächst stetig. Fast jede Woche kommt ein neues Kind vorbei, das mal reinschnuppern will." Rund 20 Kids trainieren inzwischen regelmäßig - Tendenz steigend.
Auch das Vereinsleben hat wieder den alten Dorfcharakter. Zudem kann sich nicht nur Ehlscheid der familiären Unterstützung sicher sein. "Meine Frau ist im Wirtschaftsrat, meine Kinder stehen an der Kasse, die Schwägerin hilft im Ausschank - und bei anderen Familien ist es genauso. Das ist unser Rückgrat." Am 17. Juni 2025 fand die erste Mitgliederversammlung statt, kurz darauf ein Jugendtag. Sichtbare Zeichen, dass der Verein auf breiter Basis steht. "Wenn wir irgendwann 500 Mitglieder haben und eine komplette Jugendabteilung, dann ist das echter Erfolg", sagt Ehlscheid.
Denn es gehe nicht um Tempo oder Tabellenplätze, sondern um Beständigkeit: "Wir wollen keine Gegenbewegung zum alten Verein sein", sagt er. "Wir wollen einfach, dass der Fußball in Bövinghausen weiterlebt." Der TuS Bövinghausen 25 versteht sich nicht als Nachfolger, sondern als Fortsetzung einer Leidenschaft, die nie verschwunden ist, sondern nur kurz pausiert hat.