Magazin | 13.11.2025 | 14:45

El Malas Ex-Coach: "Der Junge hat einfach etwas Besonderes"

Christian Werner über Said El Mala (M.): "Was er auf dem Rasen macht, ist außergewöhnlich."[Foto: Marvin Ibo Güngör/GES]

Said El Mala ist gerade ein großes Thema im deutschen Fußball - auch, weil der 19-Jährige anlässlich der beiden WM-Qualifikationsspiele in Luxemburg am Freitag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) und gegen die Slowakei am Montag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) erstmals im Kader der A-Nationalmannschaft steht. Was aber viele nicht wissen: Seine stockende Karriere musste El Mala erst im Amateurfußball beim TSV Meerbusch aus dem Fußballverband Niederrhein wieder in Schwung bringen. FUSSBALL.DE hat mit dem damaligen Trainer Christian Werner über das Toptalent gesprochen.

FUSSBALL.DE: Christian Werner, Sie haben einen Teil der noch jungen Karriere von Sail El Mala als Co-Trainer und Abteilungsleiter des TSV Meerbusch begleitet. Wie haben Sie ihn in den beiden Jahren bei Ihnen im Verein erlebt?

Christian Werner: Als Said zum TSV Meerbusch kam, war er ziemlich niedergeschlagen aufgrund der für ihn negativen Entwicklung bei Borussia Mönchengladbach. Dort ging es für ihn im Nachwuchsleistungszentrum nicht mehr weiter, er musste sich neu orientieren. So sind wir überhaupt erst ins Spiel gekommen. Dass er fußballerisch besondere Veranlagungen hat, war immer zu sehen. Damit meine ich vor allem diese unglaubliche Spielfreude. Was Said auf dem Rasen macht, ist außergewöhnlich. In seinen zwei Jahren bei uns haben wir ihn dann recht schnell als mutigen, unbekümmerten Spieler erlebt, der sich stetig verbessern wollte und einfach Lust am Fußball gehabt hat.

Kommt es für Sie dennoch überraschend, dass er jetzt erstmals für die A-Nationalmannschaft nominiert wurde?

Werner: Nach den Entwicklungen in der jüngeren Vergangenheit beim 1. FC Köln habe ich es schon fast erwartet. Der Junge hat einfach etwas Besonderes, das man selbst in der Bundesliga so nur ganz selten sieht. Nach seinen ersten Einsätzen in Köln haben wir im Verein sogar gesagt, dass Said auf jeden Fall zur Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in den USA, Kanada und Mexiko fahren wird.

"Dass er so durchstarten würde, war in der Zeit, als er bei uns war, nicht absehbar"

Wann war für Sie absehbar, dass er so durchstarten würde?

Werner: Ganz ehrlich? Trotz seiner Veranlagungen war das in der Zeit, als er bei uns war, nicht absehbar. Said war damals 15 und musste sich nach der Corona-Zeit fußballerisch neu orientieren. Wie gesagt: Natürlich hat man schon damals diese besonderen Fähigkeiten gesehen. Aber er ist mit 15 Jahren zu uns gekommen. In diesem Alter erkennt man Talent. Dass jemand allerdings so durchstartet, kann man nicht vorhersehen. Man darf ja auch nicht vergessen, dass er zu uns gewechselt ist, weil es für ihn in Mönchengladbach nicht mehr weiterging. In dieser Konstellation konnte man nicht erwarten, dass das passiert, was jetzt geschehen ist.

Wie haben Sie ihn nach der Enttäuschung in Mönchengladbach wieder aufgebaut?

Werner: Wir haben ihn einfach Fußball spielen lassen. Ohne großen Druck. Uns war wichtig, dass er den Spaß an diesem tollen Sport wiederfindet. Das hat nur funktioniert, weil er sich bei uns einfach wohlgefühlt hat. Außerdem hatten wir schon länger einen guten Austausch mit der Familie El Mala. Das kam auch daher, dass Saids Bruder Malek und mein Sohn in dieselbe Klasse am Gymnasium gingen. Zudem kannten Said und Malek den Großteil der Mannschaft aus der Schule oder dem DFB-Stützpunkt. Insoweit war die Integration natürlich einfach, zumal die Jungs sich auch außerhalb des Vereins zum Kicken getroffen haben. Mit Freude und Freunden ambitioniert kicken - das war vielleicht ein guter Weg.

Said El Mala hat beim TSV Meerbusch nur im Nachwuchsbereich gespielt. Warum?

Werner: Ja, zwar schon mit dem älteren Jahrgang, also in der U 17 in der Niederrheinliga. Sein Bruder Malek hat zu diesem Zeitpunkt übrigens bei uns bereits in der U 19 gespielt. Aber beide sind beim TSV Meerbusch nicht im Herrenbereich zum Einsatz gekommen. Dies hat auch das Regelwerk verboten. Nach zwei Jahren haben sie uns dann gemeinsam Richtung Viktoria Köln verlassen.

"Said ist ein total lieber und netter Junge, dem man nie böse sein konnte"

Wie haben Sie Said kennengelernt?

Werner: Für mich war Said einfach ein Sonnenschein. Ich weiß noch, dass er immer für das eine oder andere Späßchen in der Kabine zu haben war. Das ist ein total lieber und netter Junge, dem man nie böse sein konnte. Gleichzeitig ist er auch ein wenig extrovertiert, was man ja seinem Spiel auch ansieht. Er pusht seine Mitspieler und feuert die Fans in der Südkurve mit seinen Gesten an. In diesem Punkt unterscheidet er sich ein wenig von seinem Bruder. Malek wirkt ja eher introvertiert. Zusammen sind sie einfach ein tolles Gespann. Wir sind stolz darauf, dass wir sie zwei Jahre bei uns im Verein hatten.

Was ist der TSV Meerbusch für ein Verein?

Werner: Wir sind ein reiner Amateurverein, aber wir sind schon sehr ambitioniert. Unser Anspruch ist es, zu den besten Ausbildungsvereinen unterhalb der Nachwuchsleistungszentren zu gehören. Wir versuchen einerseits, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, aber haben andererseits auch den Leistungsaspekt immer im Blick. Unsere erste Mannschaft spielt in der Oberliga. In der Jugend wollen wir immer in der höchstmöglichen Liga antreten und uns ab und an für die DFB-Nachwuchsligen qualifizieren. Unser Fokus richtet sich in der Jugendarbeit darauf, sehr darauf zu achten, dass unsere Trainerinnen und Trainer top ausgebildet sind und die Spieler nachhaltig entwickeln. Das hat sich in der Gegend auch herumgesprochen. Wir sind stolz auf die Entwicklung, die der Verein genommen hat. Auch deswegen hatten wir überhaupt die Möglichkeit, dass die beiden El Malas zu uns kamen.

Stehen Sie auch heute noch in Kontakt mit der Familie El Mala?

Werner: Ich persönlich aktuell weniger. Das liegt ganz einfach daran, dass gerade unheimlich viel auf den Jungen einprasselt und er wahrscheinlich wenig Zeit für solche Themen hat. Aber Said ist bis heute ein sehr bodenständiger junger Mensch. Er und sein Bruder haben uns regelmäßig zu Spielen in der Nachwuchsliga besucht. Von unseren Spielern bekomme ich ab und an die Info, dass sie sich gegenseitig immer wieder mal schreiben. Und auch mit den Trainern, die er bei uns hatte, ist er noch regelmäßig im Austausch. Namentlich muss man hier vor allem Dennis Granata und Dominik Idel nennen, Letzterer ist ja auch dann mit den beiden El Malas zur Viktoria gegangen.