FC Basara Mainz: Beim Fußball "ein Stück Japan erleben"
"Fußball spielen und gleichzeitig Kulturen verbinden": der FC Basara Mainz.[Foto: Basara Mainz/Collage FUSSBALL.DE]
"Wir wollten einen Ort schaffen, an dem wir Fußball spielen, uns entwickeln und gleichzeitig Kulturen verbinden", sagt Takashi Yamashita. Der Japaner ist Gründer und Vorsitzender des FC Basara Mainz - einem Verein, der in der Mainzer Fußballlandschaft längst eine besondere Rolle spielt. Ein Ex-Profi ist Mitgründer des japanischen Klubs.
Als Takashi Yamashita 2003 aus Japan nach Deutschland kam, war vieles neu. Sprache, Mentalität, Strukturen. "Ich musste vieles allein machen und wusste nicht, wie das geht", erinnert er sich. Aus dieser Erfahrung entstand später die Idee, jungen Japanern den Start in Deutschland zu erleichtern. 2014 gründete er mit Shinji Okazaki und Babak Keyhanfar den FC Basara Mainz. Okazaki, Yamashitas früherer Schulfreund, spielte später erfolgreich in der Bundesliga für Stuttgart und Mainz 05. Keyhanfar, damals selbst noch in den unteren Ligen aktiv - unter anderem beim SV Gonsenheim - unterstützte den Verein mit seinem Wissen und seinem Netzwerk. Zwischen 2018 und 2019 lief er sogar für Basara auf, bevor er seine Trainerlaufbahn begann und später Co-Trainer in Mainz und bei Union Berlin wurde.
Fünf Aufstiege in fünf Jahren
"Babak hat uns von Anfang an enorm geholfen - sein Netzwerk und seine Erfahrung haben viel für den Aufbau des Vereins bedeutet", sagt Yamashita. Trotz knapper Vorbereitung und vieler Hürden gelang der Start. Fünf Aufstiege in fünf Jahren brachten Basara von der C-Klasse bis in die Verbandsliga Südwest, wo der Klub heute fest im oberen Tabellenfeld steht.
Okazaki ist heute auch Cheftrainer bei Basara, offiziell unterstützt von Sho Chikaraishi, der die notwendige Trainerlizenz besitzt. Chikaraishi kam über Yamashita nach Deutschland, studierte an der Sporthochschule Köln und arbeitet inzwischen auch als Videoanalyst bei der Frauenmannschaft von Mainz 05. Yamashita selbst agiert als Mentor im Hintergrund, führt Gespräche mit Spielern, berät und begleitet sie. Parallel ist er Cheftrainer der Zweitliga-Frauen des 1. FSV Mainz 05. "Es ist manchmal schwierig, alles unter einen Hut zu bringen, aber ich mache das gern", sagt er. "Mir macht es Spaß, mit jungen Leuten zu arbeiten und sie wachsen zu sehen - auf dem Platz und als Menschen."
Heute ist Basara Mainz ein Verein, der weit mehr ist als ein sportliches Projekt. Yamashita beschreibt den Ansatz als Verbindung von Fußball und Persönlichkeitsentwicklung. "In Japan haben wir gelernt: Wenn man als Fußballer besser werden will, muss man auch als Mensch gut sein." Diese Haltung prägt die Arbeit des Klubs.
Yamashita und Okazaki kennen sich seit ihrer Schulzeit in Japan. "Wir waren auf derselben Oberschule und hatten denselben Trainer, der uns menschlich sehr geprägt hat", erzählt Yamashita. Dieser Lehrer habe ihnen vermittelt, dass Disziplin, Respekt und Haltung genauso wichtig seien wie Technik oder Taktik. Diese Werte leben sie nun in Mainz weiter. Basara, das japanische Wort für "Diamant", steht für Entwicklung und Potenzial. "Jeder Spieler ist wie ein Rohdiamant, der geschliffen werden soll", sagt Yamashita. Dabei gehe es nicht nur um sportliche Qualität, sondern auch um Charakterbildung, Verantwortungsbewusstsein und Freude am Spiel.
"Basara ist wie mein Kind - und man hört ja nie auf, sich um sein Kind zu kümmern"
In der Mannschaft stehen japanische und deutsche Spieler gemeinsam auf dem Platz. Integration ist dabei kein Nebenaspekt, sondern Teil des Konzepts. "Wir versuchen, die Spieler zu unterstützen, beim Ankommen, bei der Sprache, beim Zusammenleben", erklärt Yamashita. " Viele Gespräche sind wichtig, um gegenseitiges Verständnis zu schaffen."
Ein zentrales Trainingsprinzip bei Basara lautet: Mut zum Risiko. "Wir sagen den Spielern, dass sie Fehler machen dürfen", so Yamashita. "Nur so lernen sie, Entscheidungen zu treffen." In Japan sei die Angst, etwas falsch zu machen, oft größer. In Mainz will er diese Haltung verändern: "Wir wollen, dass sie mutig sind und Herausforderungen annehmen." Auch sportlich verbindet Basara die Disziplin japanischer Fußballer mit Elementen der deutschen Schule - Zweikampfstärke, Umschaltverhalten, Teamorganisation. Ziel ist es, Spieler auszubilden, die später auch in Europa bestehen können.
Der kulturelle Gedanke steht weiterhin im Zentrum. Zwischenzeitlich hat Basara Mainz einen Partnerverein in Japan: Basara Hyogo, benannt nach der Region, in der Yamashita und Okazaki einst zur Schule gingen. Zwei Spieler von dort haben in dieser Saison bereits in Mainz gespielt. Umgekehrt sollen auch deutsche Spieler künftig nach Japan gehen und dort Erfahrungen sammeln. "Wir wollen, dass beide Seiten voneinander lernen", sagt Yamashita.
Auch abseits des Platzes pflegt der Verein japanische Traditionen. Bei Heimspielen präsentiert Basara Elemente der Kultur - etwa traditionelle Tänze, Schriftkunst oder japanische Gerichte. "Die Zuschauer sollen nicht nur Fußball sehen, sondern auch ein Stück Japan erleben", sagt Yamashita.
Basara Mainz bleibt ein ambitioniertes Projekt. Der Verein arbeitet an der Erweiterung seiner Jugendarbeit, derzeit gibt es eine Spielgemeinschaft im Nachwuchsbereich. Und er möchte weiter wachsen, ohne den ursprünglichen Gedanken zu verlieren. "Viele Vereine gibt es seit hundert Jahren", sagt Yamashita. "Wir sind noch jung, erst rund zwölf Jahre alt. Aber wir wollen Schritt für Schritt weitergehen." Für ihn ist Basara längst mehr als ein Ehrenamt. "Es ist wie mein Kind - und man hört ja nie auf, sich um sein Kind zu kümmern."