Schwierking: "Für den Verein was zu tun, erfüllt mich mit Sinn"
Schwierking (r.): "Wir wollen nachhaltig wachsen, die Jugend stärken und so konkurrenzfähig bleiben."[Foto: Maximilian Meyer]
Größer könnte die Aufgabe kaum sein: Mit dem Heimspiel gegen den Spitzenreiter 1. FC Germania Egestorf-Langreder beginnt für Neuling TSV Wetschen am kommenden Sonntag bereits die Rückrunde in der Oberliga Niedersachsen. Sich mit solchen Gegnern messen zu dürfen, ist für den Verein aus dem 1900-Einwohner-Ort im Landkreis Diepholz immer noch ein Abenteuer.
Vor zwei Wochen stieg das Derby beim keine drei Kilometer entfernten Ortsrivalen BSV Schwarz-Weiß Rehden, der seit Jahren in der Oberliga etabliert ist und sogar schon in der Regionalliga mitmischte. Ein absolutes Highlight für den kleinen TSV, der beim 1:1 gegen den großen Nachbarn gut mithalten konnte - und für den Klassenverbleib alles raushaut. Einer der bei den Gelb-Blauen jeden Tag tatkräftig mit anpackt, dass die Strukturen Wetschen in weiterwachsen, ist Phil Schwierking. Der 28-jährige Innenverteidiger, nach einem Kreuzbandriss und Knorpelschaden derzeit noch im Aufbautraining, ist beim TSV so eine Art "Allesmacher". Ein besonderes Faible hat 1,95-Meter-Mann Phil Schwierking für die Rasenpflege. Warum, das erklärt der Absolvent eines Sportmanagement-Studiums und Jung-Unternehmer im FUSSBALL.DE-Interview.
FUSSBALL.DE: Warum laufen die Kicker des TSV Wetschen nach dem Abpfiff mit Rasengabeln über den Platz, Herr Schwierking?
Phil Schwierking: Das ist bei uns normal. Jede Mannschaft macht mit, auch bei der "Ersten", egal ob jung oder alt. Ich habe das eingeführt, weil ich schon von Berufs wegen gerne möchte, dass der Platz top gepflegt wird und gut bespielbar ist.
FUSSBALL.DE: Wieso von Berufs wegen?
Schwierking: Meine Eltern haben einen landwirtschaftlichen Betrieb, in dem ich mithelfe, so oft es gut. Ich selber führe mit einem Freund zusammen ein Unternehmen für Beregnungsanlagen, daher kenne ich mich auch mit Rasenpflege einigermaßen aus.
FUSSBALL.DE: Und die Gegner freuen sich über den guten Untergrund in Wetschen?
Schwierking: Es hat sich noch keiner beschwert. (lacht) Die wundern sich vielleicht ein bisschen, dass wir nach dem Abpfiff nicht direkt in die Kabine gehen, sondern eben noch den Platz ausbessern, aber für uns ist das normal. Wir machen das ja schon länger so.
FUSSBALL.DE: In welchen Bereichen sind Sie noch für den TSV Wetschen tätig?
Schwierking: Ich bin im Vorstand für die Bereiche Infrastruktur und Sponsoring zuständig. Als Selbstständiger bin ich zeitlich ein bisschen flexibel und kann mich zum Beispiel auch mittags mal auf den Rasenmäher setzen und den Platz in Schuss halten oder zu Hause die Trikots zu waschen. Wir sind ein Dorfverein, da packt jeder mit an. Mir macht es Spaß, für den Verein etwas zu tun, das erfüllt mich mit Sinn.
"Die Gegner wundern sich ein bisschen, dass wir nach dem Abpfiff nicht direkt in die Kabine gehen, sondern eben noch den Platz ausbessern"
FUSSBALL.DE: Sie haben aber auch mal einen Ausflug in den großen Fußball gemacht…
Schwierking: Ja, während meines Sportmanagement-Studiums habe ich für eineinhalb Jahre bei Werder Bremen im Sponsoring gearbeitet. Das war eine lehrreiche Zeit, in der ich interessante Einblicke gewonnen habe, aber ich muss ehrlich sagen: Hier bei uns in Wetschen fühle ich mich wohler. Ich bin ein bodenständiger Mensch und in der Region hier sehr verwurzelt. Mit den kleineren Strukturen im Amateurfußball kann ich mehr anfangen als mit dem Profigeschäft.
FUSSBALL.DE: Dafür machen Sie jetzt in Wetschen umso mehr, oder?
Schwierking: Wir bauen gerade mit einer anderen Firma hier im Ort ein Padel-Tennis-Center, eine Halle mit zwei Indoor-Plätzen und einem Outdoorplatz. Und bei uns im Stadion haben wir vor der Saison einen separaten Gästebereich mit Zäunen und eigenem Ausschank errichtet und die Tribüne mit Sitzschalen ausgestattet.
FUSSBALL.DE: Das ist Oberliga-reif!
Schwierking: Wir möchten natürlich gerne länger in der Oberliga bleiben, allerdings werden wir dafür unsere Marschroute nicht ändern. Finanziell sind bei uns keine größeren Sprünge drin, 95 Prozent der Spieler aus der ersten Mannschaft kommen aus der eigenen Jugend und kennen sich schon seit vielen Jahren. Wir wollen nachhaltig wachsen, die Jugendabteilung stärken und so möglichst konkurrenzfähig bleiben.
FUSSBALL.DE: Und wann werden Sie selbst wieder auf dem Platz stehen?
Schwierking: Nach meiner langen verletzungsbedingten Auszeit bin ich jetzt seit gut einem Monat wieder im Training und hoffe, bald wieder ein paar Minuten auf dem Platz mitmischen zu können. Allerdings kann ich zeitlich bedingt nicht jede Trainingseinheit mit der Mannschaft mitmachen, so dass es mit meinem Comeback vielleicht noch ein wenig dauern wird.