Korbinian Beck und Lukas Riglewski|20.08.2014|08:27

Wenn Söhne aus der (Sport-)Art schlagen

Korbinian Beck stammt aus einer erfolgreichen Familie: Florian, der Vater, war Skirennläufer, Slalomspezialist. Nicht ganz so berühmt wie Maria, Korbinians Mutter. Unter ihrem Mädchennamen Epple war sie 1978 Weltmeisterin im Riesenslalom. [Foto: Reinhard Hübner]

Es sei doch nicht nur Bürde, Kind prominenter Eltern zu sein, wurde Natalie Cole mal gefragt. Das Paradoxe ist, hat die Sängerin und Tochter des großen Nat King Cole geantwortet, dass wir, die Kinder berühmter Eltern, nie unten ansetzen. Wir denken, wir müssten gleich ganz weit oben einsteigen. Manche blockiert das total, und sie machen gar nichts, die anderen treten irgendwann dann doch in die Fußstapfen. Die dritte Möglichkeit hat sie nicht genannt. Nämlich etwas ganz anderes zu machen.

Beck? Ein Allerweltsname. Man kommt nicht sofort darauf, dass Korbinian aus einer sportlich richtig erfolgreichen Familie stammt. Florian, der Vater, war Skirennläufer, Slalomspezialist. Nicht ganz so berühmt wie Maria, Korbinians Mutter. Unter ihrem Mädchennamen Epple war sie 1978 Weltmeisterin im Riesenslalom, fünf Weltcupsiege durfte sie feiern. Eigentlich hätte bei dieser Konstellation aus dem Sprössling ein toller Skifahrer werden können. Der 24-Jährige aber spielt Fußball. Aktuell beim Landesligisten FC Ismaning.

"Dreimal mehr Talent"

"Schade, dass ich meinen Vater nicht in seiner aktiven Zeit erleben durfte. Das hätte mir Spaß gemacht, mit ihm zu reisen, ihm zuzuschauen"

Beim Namen Riglewski werden zumindest Tennisfans hellhörig, die in der Becker-Ära nah am Ball waren. Udo Riglewski war ein Doppelspezialist, hat mit Michael Stich viele Davis-Cup-Schlachten geschlagen. Lukas, der älteste Sohn, spielt auch richtig gut Tennis. „Für Fußball aber, sagte man mir, hätte ich dreimal mehr Talent“, so der 20-Jährige, der gerade mit dem TSV Dachau 1865 in die Bayernliga aufgestiegen ist.

„Natürlich war Skisport bei uns immer ein Thema“, erzählt Korbinian Beck. Er hat auch ein paar Kinderrennen bestritten, Spaß aber fand er weniger zwischen den Slalomtoren, sondern am freien Fahren. Und am Fußball. Kein Problem für die Eltern: „Ich war immer frei in meiner Entscheidung.“ Lukas Riglewski war da ein Stück weiter in der Sportart des Vaters. Er hat im Tennis schon bayerische Meisterschaften gespielt, „bis ich gespürt habe, Fußball liegt mir wirklich mehr“. Als er 16 war, holte ihn der FC Bayern. Und die Entscheidung war gefallen.

„Wenn du bei Bayern spielst, träumst du natürlich von der großen Karriere“, sagt er. Aber dafür braucht man viel Glück. Lukas hatte es nicht, eineinhalb Jahre verlor er wegen Verletzungen, versuchte, über die SpVgg. Unterhaching nach oben zu kommen, zeigte dort aber nicht den „Killerinstinkt“, den der Trainer sehen wollte. „Ich war wohl etwas zu brav.“ Er ging nach Heimstetten, wurde Torschützenkönig beim Bezirksliga-Aufstieg mit der Zweiten Mannschaft, bekam erste, für ihn aber zu wenige Einsätze in der Regionalliga: „Ich will spielen.“ Und irgendwann in der vierten, vielleicht sogar 3. Liga. „Mit 20 habe ich noch meine Möglichkeiten“, sagt er.

Robust und ambitioniert

Auch Korbinian Beck stand auf dem Sprung. Gerade der A-Jugend entwachsen, überzeugte er beim FC Memmingen Trainer Esad Kahric mit seiner Robustheit und seiner Zweikampfstärke. „Ich habe auch viel an mir gearbeitet“, betont er. Großer Ehrgeiz zeichnete ihn aus, das hat er wohl mitbekommen von seinen so erfolgreichen Eltern. Die Stuttgarter Kickers wurden auf ihn aufmerksam, 3. Liga, doch Korbinian hatte andere Pläne: Er begann in München ein Studium zum Umweltingenieur, „das interessiert mich sehr, das ist mir wichtiger“.

Trotzdem hat er viel in den Fußball investiert. Zwei Jahre lange pendelte er zwischen München und Memmingen, spielte Regionalliga, kam oft erst nachts um 23 Uhr vom Training zurück an seinen Studienort. Er wechselte nach Sonthofen, Bayernliga, kam meist nur zu den Spielen, trainierte in München bei anderen Vereinen. So auch beim FC Ismaning. Dem er sich in diesem Sommer anschloss. „Wenn ein Trainer bei dir anfragt, ist das eine gute Basis. Damit habe ich beste Erfahrungen gemacht.“ Mit Ismaning, gerade in die Landesliga abgestiegen, will er mittelfristig zurück nach oben. „Wir haben viele Neue, die Mannschaft muss sich erst finden. Aber sie hat Potenzial“, erklärt er. Wenn es die Zeit zulässt, tauchen auch mal die berühmten Eltern bei den Spielen auf. „In Memmingen und Sonthofen haben sie oft zugeschaut.“ Selbst Tante Irene und ihr Mann, der frühere deutsche Finanzminister Theo Waigel, wurden dort auf der Tribüne gesichtet. „München aber ist halt ein bisschen weit weg.“

Unterstützung von der Familie

Auch Lukas freut sich über die Unterstützung der Familie. Die Mutter ist fast immer dabei, der Vater, der Lukas auch im Fußball wohlwollend und unterstützend begleitet hat, wenn er in München ist. Udo Riglewski hat vor zwei Jahren in Hamburg eine Tennisschule aufgemacht, kommt nur noch alle zwei Wochen heim. Dann aber fiebert er mit, wenn der Sohn kickt. „Die Mannschaft hat die Qualität, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben“, sagt Lukas. Und peilt „einen Platz im oberen Drittel“ an.

Dem Tennis ist er noch immer stark verbunden, „ich verfolge jedes Turnier im Fernsehen, bin wohl der größte Federer-Fan“. Die Entscheidung pro Fußball aber hat er nie bereut, auch wenn ihn der Tennis-Zirkus fasziniert. Schade findet er, „dass ich meinen Vater nicht in seiner aktiven Zeit erleben durfte. Das hätte mir Spaß gemacht, mit ihm zu reisen, ihm zuzuschauen.“ Nun hofft er auf seinen sieben Jahre jüngeren Bruder Jakob: „Der wäre richtig gut. Wenn er den nötigen Biss entwickelt, kann er weit kommen.“ Lukas könnte sich vorstellen, ihn auf der Tennis-Tour zu begleiten, zu coachen. Fußball oder Tennis, eines von beiden will er später auch beruflich machen, als Trainer. Oder im direkten Umfeld. Vorerst strebt er das Abitur an der Fachoberschule an.

Korbinian verfolgt den Sport seiner Eltern auch gerne im Fernsehen. Bei Rennen sitzt daheim in Gunzesried im tiefsten Allgäu oft die ganze Familie vor dem Schirm, Korbinian liebt den Slalom, „der hat was“. In die Fußstapfen seines Vaters, der am Olympiastützpunkt arbeitet und das Trainingszentrum am Oberjoch leitet, wird er aber nicht treten. Ihn fasziniert die Umwelttechnik, dort sieht er seine Zukunft.

Lukas und Korbinian sind eigene Wege gegangen. Und vielleicht ist es gut so. Der ständige Vergleich mit den berühmten Eltern kann schnell zur Last werden. So aber können sie Fußball spielen, ohne Druck von außen, ohne Zwang. Einfach mit viel Spaß.