TSV 08 Kassel |25.10.2014|16:20

Norbert "Judy" Schum: Comeback mit 57 Jahren

Fit mit 57: Norbert Schum vor seinem Einsatz gegen Rothenbergen. [Foto: Patrick Klöckner]

Wenn Not am Mann ist, hat der TSV 08 Kassel eine Lösung. Und zwar eine Dauerlösung. Mindestens bis ins Jahr 2037. Glaubt zumindest Jochen Hofmann, der Spielausschussvorsitzende des Klubs aus Biebergemünd. „Den kannst du auch mit 80 Jahren rufen", sagt er und meint damit Norbert "Judy" Schum. Mit 57 Jahren feierte der nämlich am am vergangenen Wochenende wegen einer Personalmisere sein Comeback beim Kreisoberligisten. An der 1:6-Niederlage gegen Germania Rothenbergen traf ihn jedoch die geringste Schuld.

Das Vertrauen in den Oldie ist auch ungebrochen. Wenigstens, wenn man den Worten von Jochen Hofmann Glauben schenken darf. "Wenn es um den TSV Kassel geht, dann kommt er auch mit dem Rollstuhl auf den Platz gefahen", erklärt er. Und es klingt, als würde der Sportausschusschef von dieser Option auch Gebrauch machen. Denn wer weiß, ob noch einmal ähnliche Situationen eintreten.

„Ich habe momentan nur vier Spieler, die wirklich fit sind“, erklärte TSV-Trainer Alberto Agnetelli die besonderen Umständen, die das Comeback von Norbert „Judy“ Schum nötig machten. Überzeugungsarbeit zu leisten, war denn auch nicht nötig, um den Senior für sich zu gewinnen. Denn schließlich ist der TSV Kassel so etwas wie eine Herzensangelegenheit für ihn. Eine Selbstverständlichkeit, dass er für „seinen“ Verein in der Not einspringt. Seit 51 Jahren kickt der Leiter der TSV-Soma in Kassel, im geschäftsführenden TSV-Vorstand ist er für die Fußballabteilung zuständig.

"Nochmal muss ich nicht unbedingt spielen"

„Rothenbergen hat an einem Kerbsonntag noch nie ein Spiel ausfallen lassen“

Einst feierte Norbert Schum, der mit 44 Jahren noch regelmäßig in der Ersten Mannschaft spielte, mit der „goldenen Kasseler Generation“ den Aufstieg in die Bezirksliga, die heute vergleichbar mit der Gruppenliga ist. „Das muss 1984 gewesen sein“, erinnert er sich. Der TSV gehörte damals zu den dominierenden Teams des Kreises und setzte fast ausschließlich auf Spieler aus der Umgebung.

Als die Personalmisere in Kassel "auf den Tisch kam", bot sich Norbert Schum selbst an. „Wenn es ganz extrem kommt, setze ich mich halt auf die Bank“, sagte er zu Alberto Agnetelli und Jochen Hofmann. Gesagt - getan. Und dann kam er auch noch zum Einsatz. „Kurz vor dem Abpfiff ging bei einem Spieler gar nichts mehr, dann bin ich halt rein und hab noch acht Minuten gespielt. So haben sich noch ein paar Kasseler draußen gefreut. Es ist wie es ist“, erzählt der Vater von Kassels ebenfalls grippegeschwächtem Torjäger Christian Schum. Er will die Sache nicht überbewerten, weiß aber auch, dass das „nichts Alltägliches ist“.

Eigentlich hatten Norbert Schum und die TSV-Verantwortlichen gehofft, dass das Spiel abgesagt werden würde. Doch das hätte der Zustimmung der Germania bedurft. Rothenbergen, selbst grippegeschwächt, wollte das Spiel über die Bühne bringen. „Rothenbergen hat an einem Kerbsonntag noch nie ein Spiel ausfallen lassen“, weiß Alberto Agnetelli. Norbert "Judy" Schum , der ein Geheimnis aus der Herkunft seines Spitznamens macht („Den habe ich schon ewig, das muss nicht jeder wissen, wo der herkommt") wünscht sich nun, dass sich die Personalsituation beim TSV 08 Kassel bald wieder entspannt. „Nochmal muss ich nicht unbedingt spielen.“ Sagt er einfach so. Aber wenn ihn sein Verein in knapp 23 Jahren rufen würde, „Judy“ würde ganz sicher wieder die Fußballschuhe schnüren. Davon sind alle felsenfest überzeugt.