TSV Allmendingen|24.11.2014|13:30

Die Unverwüstlichen: 0:41 - na und?

Gewinnen ist nicht alles: Die A-Junioren des TSV Allmendingen lassen sich nicht unterkriegen. [Foto: Tobias Knaack]

0:11, 0:14, 0:18, 0:23, 0:41 - das sind Ergebnisse der A-Junioren des TSV Allmendingen. Kein Problem für die Jungs, sie geben sich unverwüstlich. Der Stamm an Spielern ist sogar gewachsen.

Erstmal drüber reden: Das 0:7 zur Pause gegen die SGM Rottenacker/Ehingen-Süd wird verbal aufgearbeitet, die eine oder andere Szene auf dem Weg in die Kabine nochmal analysiert. Zum Wiederanpfiff ist der Torwart Feldspieler und die Stimmung immer noch bestens. Mitte der zweiten Halbzeit ist die A-Jugend des TSV Allmendingen ihrem bisher größten Erfolg in ihrer noch jungen Geschichte ganz nah: einem Tor. Im letzten Moment spitzelt der Torwart der SGM Rottenacker/Ehingen-Süd dem Allmendinger Angreifer aber den Ball vom Fuß. So werden am Ende auch diese 90 Minuten ohne einen Treffer des TSV verlaufen: 14:0 gewinnen die Gastgeber an diesem kalten Donnerstagabend in Rottenacker.

Am Sonntag wehren sich die Allmendinger erneut tapfer. 0:11 heißt es beim Abpfiff gegen die SGM Munderkingen/Dettingen, immerhin Tabellenzweiter. Es ist - lässt man einmal die beiden 0:3-Niederlagen außen vor, die der TSV kassierte, weil er nicht genug Spieler stellen konnte - nach dem 0:7 gegen die SGM Ringingen/Pappelau-Beiningen die zweitniedrigste Niederlage der erst vor drei Monaten gegründeten Mannschaft. 0:18, 0:23, 0:41. So lauten die anderen Ergebnisse. Insgesamt hat die Mannschaft ein Torverhältnis von 0:120 - aus acht Begegnungen.

"Manchmal fühle ich mich wie ein F-Jugend-Trainer"

Insbesondere das 0:41 gegen die SGM Ersingen/Donaurieden/Oberdischingen hatte für Aufsehen gesorgt - und das über die Grenzen der Qualifikationstaffel I der A-Junioren-Kreisstaffel hinaus. Es ging sogar eine Mail herum, in der Vertreter der anderen Vereine darum gebeten wurden, die Allmendinger doch ein wenig zu schonen.

Genau das aber wollen diese nicht. Sie wollen sich dem Wettbewerb stellen, betont Bernd Kneer, der das Team gemeinsam mit Martin Schach betreut. Erst im Sommer hatte sich die Mannschaft gegründet und ging aktiv auf den TSV Allmendingen zu. Der Vorstand befand, wie kürzlich im Gemeindeblatt zu lesen war, "dass am Fußballsport interessierte Jugendliche einen Platz beim TSV haben".

Lichte Momente und Slapstick

Mitinitiiert hat das Ganze Clemens Schweiger. Er ist mittlerweile auch Kapitän des Teams. "Es ist eine Mannschaft von Freunden", erklärt er. "Wir alle hatten Lust, Fußball zu spielen." Eine beinahe schon vergessene Rückbesinnung auf die ursprüngliche Idee des Sports. Einige hatten zuvor bereits bei anderen Vereinen gespielt, Schweiger zum Beispiel bei Niederhofen, manche noch nie, wieder andere schnüren die Schuhe nach geraumer Zeit wieder. So wie Julian Will, der "früher mal gespielt" hat, wie er sagt. Als die Idee aufkam, in Allmendingen eine Mannschaft aufzubauen, war er sofort dabei.

Gegen die SGM Rottenacker/Ehingen-Süd spielt Will meist vorne, und es wird schnell deutlich, dass dieses "früher" wohl in der Tat schon einige Zeit her ist. Will läuft viel, das aber mitunter etwas unkoordiniert. Damit ist er in der Mannschaft von Bernd Kneer keineswegs ein Einzelfall. Und so schwanken die Eindrücke des Allmendinger Spiels immer wieder zwischen lichten Momenten, in denen kontrolliert kombiniert wird, und jenen Situationen, in denen das Spiel, nun ja, recht kurios anmutet, beispielsweise, als sich Mitspieler im eigenen Strafraum gegenseitig anschießen und der Gegner im Anschluss per Fallrückzieher trifft - so geschehen beim Treffer zum 0:2.

An der einen oder anderen Stelle wird schon mal gegen den Mitspieler gewettert. Auch zu einem Platzverweis kommt es gegen Rottenacker. Generell aber ist der Umgang des Teams miteinander, mit dem Gegner und den Unparteiischen positiv, vielfach wird gelacht - nicht über-, sondern miteinander. Die Mannschaft wirkt bemerkenswert unverwüstlich.

Das spricht für die Arbeit von Kneer und Schach, aber auch für das Selbstverständnis, den Esprit des Teams - angesichts der teilweise deftigen Niederlagen keine Selbstverständlichkeit. Fragt man Kapitän Schweiger nach der Stimmung nach der 0:41-Niederlage, sei die Klatsche schnell abgehakt gewesen. "Wir hatten keine großen Erwartungen. Dann muss man auch mit solchen Niederlagen rechnen."

Als die Mannschaft im Sommer anfing, waren es gerade mal eine Handvoll Spieler, vielleicht ein oder zwei mehr. Heute, drei Monate später, kann das Trainergespann bei den beiden Einheiten pro Woche auf zwölf oder mehr Spieler zählen. Trotz des ziemlich heterogenen Leistungsniveaus versucht der Coach "normal zu trainieren", auch wenn er sich "manchmal wie ein F-Jugend-Trainer" fühle. Die Mannschaft mache erkennbare Fortschritte, lobt er. Jetzt fehlt nur noch das erste Tor der Saison.

Quelle: Ehinger Tageblatt