Kölner wollen Fußball-Liga in Afrika gründen
Haben Gutes vor: Paul Rütschi (rechts) und Ruben Hoffmann. [Foto: privat]
Christian Streich unterstützt das Projekt, sein Trainer-Kollege Pele Wollitz, zudem Sportschau-Moderator Matthias Opdenhövel und Nationalspielerin Celia Sasic. Jetzt mischt aber auch noch der Lukas Podolski Malawis mit. „Wenn die erfahren, dass ich dabei bin, ist die Hölle los“, sagt Daniel Chitsulo. Der frühere Nationalspieler des südostafrikanischen Staates, nach eigener Aussage in Malawi das, was Weltmeister Podolski den Kölnern bedeutet, ist gerade als Schirmherr des Hilfsprojekts „Ein Spielplatz für Misanjo“ vorgestellt worden.
Zwei Kölner wollen in Malawi, einem der ärmsten Länder der Welt, nicht nur einen Spielplatz für 80 Waisenkinder errichten – sie wollen gleich zehn Dörfer im Südosten des Landes in einer Fußball-Liga miteinander verbinden. „Das Projekt wird auf jeden Fall erfolgreich sein. Die Jungs wollen nur Fußball, Fußball, Fußball spielen“, sagt Chitsulo, der einst selbst auf den staubigen Straßen seines Heimatdorfes vom Leben als Fußballer träumte - und es bis nach Deutschland schaffte. 2008 erzielte er als erster malawischer Fußballer überhaupt ein Tor in einer europäischen Profiliga. Für Osnabrück und Ahlen lief er in der Zweiten Bundesliga auf, für Preußen Münster in der Dritten Liga.
„Fußball ist die Sportart Nummer eins in Malawi“, sagt Chitsulo, der immer noch in Köln lebt, wo er zuletzt für die SG Worringen in der Landesliga spielte. Dort traf er auf Paul Rütschi und Ruben Hoffmann. Sporttherapeut Rütschi war im vergangenen Jahr gemeinsam mit seiner Frau als Rucksacktourist nach Afrika gereist und hatte angesichts der Armut, die er im Senegal und in Gambia sah, beschlossen: „Wenn ich das nächste Mal nach Afrika fahre, dann nicht mehr als Tourist.“ Einer Entwicklungshilfe-Organisation wollte er sich jedoch nicht anschließen, sondern ein eigenes Projekt zusammenstellen. Er entschied sich für Hilfe in Malawi. „Ein bitterarmes Land, in dem aber Englisch gesprochen wird und das ziemlich sicher ist. Ein guter Ort für ein Erstprojekt“, sagt Rütschi. Im Förderverein „Freunde der Malawi-Waisen“ aus Bamberg fand er einen Organisationspartner mit Erfahrung vor Ort und im angehenden Sportjournalisten und aktiven Fußballer des SV Weiden Hoffmann einen tatkräftigen Mitstreiter.
Trikots von Darmstadt 98
„Die Kinder und Jugendlichen werden froh sein, mit Bällen zu spielen, die nicht aus Müll sind“
„In Misanjo gibt es ein Waisenhaus für ca. 80 Kinder“, sagt Rütschi. „Aufgrund der sehr hohen Malaria- und HIV-Rate in Malawi haben diese Kinder, die drei bis sechs Jahre alt sind, ihre Eltern verloren. Nach Auskunft eines Verantwortlichen ist es dringend notwendig, diesen Kindern eine Spiel- und Bewegungsfläche zu bieten, um ihnen ihr schweres Schicksal zu erleichtern. Ein Spielplatz wäre für die Kleinen etwas ganz Tolles. Das, was bei uns eigentlich ganz normal ist.“ Denn Rütschi und Hoffmann wuchsen mit dem Fußball auf: „Der Sport ist in unserer Freizeit ein fester Bestandteil. Wir sind auf der Straße vor dem Haus und auf dem Spiel- und Bolzplatz aufgewachsen. Wir erinnern uns gerne an die Zeit des Tobens, Spielens und des Zusammenseins mit unseren Freunden.“
Im Juli, in den Semesterferien, wollen die beiden Kölner nach Malawi fahren und den Spielplatz aufbauen. Bis dahin sammeln sie fleißig Spenden – rund 8000 Euro sollten bis dahin zusammengekommen sein. Zudem benötigen sie für die Spieler der zukünftigen „Misanjo-League“ noch ausrangierte Fußballschuhe und Bälle. „Die Kinder und Jugendlichen werden froh sein, überhaupt Schuhe an ihren nackten Füßen tragen zu dürfen und mit Bällen zu spielen, die nicht aus Müll sind“, sagt Rütschi. Amateurvereine aus Köln haben bereits gespendet, aber auch Zweitligist Darmstadt 98. Die Lilien haben einen Satz Trikots für Kinder und Trainingsanzüge der Profis spendiert. Auch der SC Freiburg und Union Berlin haben ihre Hilfe zugesagt. Und Nationalspielerin Sasic hat signierte Fußballschuhe gespendet, die derzeit zugunsten der Hilfsaktion versteigert werden .
Neben der körperlichen Arbeit bei der Errichtung des Spielplatzes kommt jede Menge Organisatorisches auf die Kölner zu. Denn für die „Misanjo-League“ müssen sie noch einen Liga-Präsidenten ernennen, in jedem Dorf einen Teamchef wählen lassen, Schiedsrichter bestimmen, ihnen die Regeln beibringen und sie mit Karten und Pfeife ausstatten und natürlich einen Spielplan festlegen. „Wir wissen, dass wir Einiges zu tun haben“, sagt Rütschi. Immerhin haben sie jetzt den malawischen Lukas Podolski auf ihrer Seite.
Alle Informationen zur Spendenaktion „Ein Spielplatz für Misanjo“ gibt es hier