Aus dem Leben eines Holzpfosten: Die Top Ten
Sieg bei der Hüingser Sportwoche im August 2011. [Foto: privat]
Man muss nur den Begriff "Holzpfosten" in die Vereinssuche bei FUSSBALL.DE eingeben und hat den Beweis: Holzpfosten Schwerte ist einmalig. Und zwar nicht nur wegen des Namens. Bei unserem FUSSBALL.DE-Team des Jahres ist immer etwas los. Inzwischen schon seit zehn Jahren. Anlässlich des runden Jubiläums in diesem Jahr haben die Holzpfosten mal die Top Ten-Anekdoten der ersten zehn Jahre zusammengestellt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
1) Der ungerechteste Sieg aller Zeiten
Eigentlich war es bis dahin eine ganz passable A-Liga-Saison gewesen, doch gegen Vatanspor Hemer haben sich die Holzpfosten schon immer schwer getan. 2:2 steht es an diesem Abend auf dem Kunstrasenplatz in Hemer, der Gegner hat zwei Mann weniger auf dem Platz, weil Spieler der eigenen Mannschaft Mitte der zweiten Halbzeit aufeinander losgegangen waren. Viel Zeit für den Führungstreffer, doch wie es in solchen Spielen so ist: der Ball will einfach nicht rein. Stattdessen dribbelt sich in der letzten Minute ein gegnerischer Angreifer in den Strafraum, legt sich den Ball zu weit vor und hebt ab. Der Schiedsrichter nimmt die Aktion dankend an und pfeift Elfmeter. Der Hemeraner läuft an und versucht den "Totti"-Lupfer - doch HP-Keeper Daniel Otto bleibt einfach stehen, fängt den Ball und wirft ihn direkt weit nach vorne, Konter über links, Pass in die Mitte: Tor zum 3:2 durch Daniel Hornbruch. Ein Wahnsinnsspiel - und einer der unverdientesten Holzpfosten-Siege aller Zeiten.
2) Aufstieg ausgerechnet in Wandhofen
Der Verein Holzpfosten ist auch so ein bisschen das Resultat der Unzufriedenheit über die Situation beim damaligen Heimverein in TuS Wandhofen. Viele der Jungs, die später die Holzpfosten gründeten, lernten die Ballbehandlung auf dem "roten Rasen" im Schwerter Stadtteil. Im Jahr 2010 sollte es so sein, dass die Holzpfosten und der TuS Wandhofen direkte Konkurrenten um den Aufstieg in die A-Liga waren. Der Saisonverlauf zielte auf ein Finale am vorletzten Spieltag hin - in Wandhofen. Ein Punkt reichte den Holzpfosten zum Aufstieg, den sie sich in der Regenschlacht von Wandhofen erkämpften. Dass es am Ende ein feinstes B-Liga-0:0 ohne jegliche Torchancen war, geschenkt. Aufstieg beim ärgsten Rivalen? Meinetwegen.
3) Das Hirngespenst von Schloss Holzpfosten
Kai Kunsmann hätte höher spielen können, doch seine private Situation zog ihn in die Holzpfosten-Stadt. Er schoss den jungen Schwerter Klub zwar 2008 nicht im Alleingang von der C- in die B-Liga, hatte aber schon einen wolkenkratzergroßen Anteil daran. Sein starker linker Fuß brachte ihm - verbunden mit seiner Treffsicherheit - den Spitznamen "Bumm" ein. Kein Wunder also, dass er sich nach dem sensationellen dritten Platz bei den Schwerter Hallenstadtmeisterschaften (als C-Ligist) genötigt fühlte, eine Rede zu halten, in der er eigentlich sagen wollte, dass der Verein vor ein paar Jahren nur ein Hirngespinst gewesen sei. Was er allerdings sagte war, dass der Verein vor ein paar Jahren ein "Hirngespenst" war. Für Mannschaftssportler natürlich ein gefundenes Fressen für wöchentliche Sprüche: Fast zehn Jahre später erhielt Kunsmann zum 30. Geburtstag ein T-Shirt mit der Aufschrift "Hui Bumm, das Hirngespenst."
"Hui Bumm, das Hirngespenst."
4) Die Geschichte von Heinz-Harald
Apropos Spitznamen: Früher hießen Fußballer Kante, Tanker oder Acker, heute werden sie meist mit ihren Nachnamen gerufen. Christoph Ferenc wird allerdings nur noch selten „Ferenc“ genannt. Denn – auch das ist gute Holzpfosten-Tradition – sobald ein neuer Spieler zur Mannschaft stößt, wird erst einmal gemeinschaftlich der bestmögliche Spitzname eruiert. Bei Ferenc war das bei einem Hallenturnier im Winter. Die Mannschaft war sich noch nicht ganz einig, ob Ferenc nun Ferenc sein sollte oder nicht doch „Frentzen“, wie der ehemalige Rennfahrer. Die Entscheidung fiel vor einem der Spiele, vor denen sich die Holzpfosten springend und singend vorbereiteten. Und da ließ sich „Heinz-Haraaaaaald Frentzen“ (nach der Hermes House Band „I love you Baby“) einfach besser singen, als irgendetwas mit Ferenc. Seitdem heißt Ferenc: Heinz-Harald. Logisch.
5) Siegessaft für den Titel
Den bislang einzigen großen Titel holten die Holzpfosten sensationell bei der Schwerter Hallenstadtmeisterschaft 2011. Die junge Truppe stürmte unnachahmlich durch das Turnier, warf im Halbfinale in einem dramatischen Spiel die Freunde des Geisecker SV aus dem Turnier (auf dessen Platz sie damals noch trainierten) und sollte nun im Finale auf die starke Bezirksliga-Truppe des ETuS/DJK Schwerte treffen (auf dessen Platz sie heute trainieren). Das Trainerteam griff zu einem Motivationskniff: Eine Flasche Orangensaft wurde zum „Siegessaft“ umetikettiert, von dem jeder Spieler einen Schluck nehmen musste. Das Finale verlief wie in Trance – die Holzpfosten gewannen 7:3 und holten den Titel.
Die letzten zweieinhalb Minuten des Finals gibt es hier (da steht es schon 6:2).
6) Trainer-Entlassung nach Holzpfosten-Niederlage
Schon in der Halbzeit des Stadtmeisterschaftsspiels im Jahr 2009 ist der Trainer des VfL Schwerte sauer: „Leute, das ist Kreisliga Z!“, brüllt er. Falsch. Holzpfosten spielt in der Kreisliga B. Und der VfL Schwerte in der Westfalenliga. Trotzdem gewinnen am Ende die Holzpfosten mit 1:0 durch ein Tor von Florian Riesewieck. Damit schmeißen sie nicht nur den VfL raus, sondern indirekt auch dessen Trainer. Wenig später muss der nämlich gehen und soll Gerüchten zufolge Wochen später in der Kreisliga Z aufgetaucht sein.
7) Rekord-Jahreshauptversammlung mit 19 Minuten
Schneller als die versammelte Mannschaft ihr bestelltes Bier serviert bekommen hat, ist die Holzpfosten-Jahreshauptversammlung zu Beginn des Jahres 2008 bereits beendet: nach nur 19 Minuten. Über alles herrscht grundsätzliche Einigkeit, der Aufstieg ist beschlossene Sache. Und dann muss man so eine Versammlung ja auch nicht künstlich in die Länge ziehen. Der Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde scheint gewiss. Die Antwort des dafür zuständigen Komitees indes steht bis heute aus. Das Bier dagegen kam kurz darauf. Prost.
8) Der erste offizielle Futsal-Titel – oder nicht?
„Holzpfosten feiern ersten Titel“ titelte die Lokalausgabe der „Ruhr Nachrichten“, ja, der Stolz war schon ziemlich groß im März 2010, als die Holzpfosten nach nicht einmal einem Jahr Spielbetrieb den „Futsal-Westfalenpokal “ gewannen. Durch die Vorrunde hatten sie sich zwar mehr schlecht als recht durchgewurschtelt, aber im Finale siegten sie klar und deutlich mit 3:0. Den Pokal im Gepäck, ging es aus Lünen zurück nach Schwerte – wo sie die Nachricht ereilte, dass der Ausrichter wegen Zahlungsversäumnissen zum Zeitpunkt des Turniers kein Mitglied des Verbands gewesen sei. Das hieß: Der Pokal war zwar gewonnen, der offizielle Titel aber soviel Wert wie der dritte Platz in der laufenden Futsal-Saison: Gar nichts.
9) Die Erfindung des Holzpfosten-Flows
Apropos Futsal: Als sich die Futsal-Mannschaft erstmals für das Viertelfinale der damals noch inoffiziellen Deutschen Meisterschaft qualifizierte, war das zunächst einmal vor allem eine schöne gemeinsame Auswärtsfahrt nach Hamburg. Denn in einer Halle in St. Pauli trafen sie auf das hoch favorisierte Team Yasar. Den Spielverlauf kann jeder, der dabei war, nachts um drei fehlerlos aufsagen. Die Holzpfosten führen schnell und überraschend 3:0, der Gegner kommt auf 4:3 ran und bekommt eine Sekunde vor Schluss einen Einkick. Pass, Schuss, 4:4. Verlängerung. Kaum ist die angepfiffen, liegen die Holzpfosten hinten, gleichen aus, kassieren wieder den Rückstand und gewinnen am Ende mit 8:6. Wie? Das weiß heute keiner mehr. Nur, dass. Und auch, dass Torhüter Daniel Otto am Ende ein legendäres Interview gibt, in dem er erstmals den "Holzpfosten-Flow, der irgendwann kommt und dann kann man uns nicht mehr aufhalten" beschwört.
Auch hier gibt es ein Video .
10) Der Holzpfosten-Shake
Als der Harlem-Shake die Internet-Republik durchschüttelte, gab es natürlich auch im Holzpfosten-Lager gewisses Interesse, sich an diesem Hype mit einem Video zu beteiligen. Allerdings war die Kabine nicht gut genug ausgerüstet und die Trainingszeit zu kurz, um sie für solch eine Aktion zu unterbrechen. Umso besser, dass es den Freitagabend und vor allem: die Holzpfosten-WG von Florian Riesewieck und Philipp Oldenburg mitten in Dortmund gab. Noch besser, dass Oldenburg an diesem Freitagabend in Hamburg weilte – und sein Zimmer frei war. Das Resultat ist der Holzpfosten-Shake in der zweiten Etage einer Mietwohnung in der Dortmunder Innenstadt.