Themenwoche Fußball digital|16.03.2015|15:15

Verrücktes Ruppertshain: Ein Dorf sieht Lila

Die Moderatoren im Faschingsfieber [Foto: Screenshot staylila.tv]

Beim SV Ruppertshain steht alles im Zeichen der Farbe Lila. Die Schrift im Logo des Vereins glänzt lila, die Trikots der Spieler und die Fanartikel sind lila, die Homepage verspricht eine „lila Auszeit“ und will mit dem „Lila-Fieber anstecken“. Und das klubeigene Internet-Fernsehen heißt, na klar, Stay Lila TV.

Die farbenfrohen Hessen haben damit nicht nur einen Wiederkennungswert geschaffen. Ihre Online-Videos haben auch einen hohen Unterhaltungswert. Im Januar besuchten die Moderatoren etwa mitten in der Nacht zwei Ruppertshainer Anhänger, die am Tag vor einem Turnier vor dem Eingang zelteten, um am Morgen die ersten in der Sporthalle zu sein. Bei Pizza und Dosenbier wurden die Edelfans im strömenden Regen interviewt. Für die historisch bedeutende erste Teilnahme am Offensiv-Cup seit 22 Jahren zogen die Ruppertshainer den ursprünglich für später geplanten Start ihres Internet-Fernsehens vor.

Auch der zuletzt veröffentlichte Guide zur Faschingszeit, in dem die drei Moderatoren in ständig wechselnden Verkleidungen auf einer lila Couch Tipps und Verhaltensregeln für die närrische Zeit geben, ist immer noch nicht die erste offizielle Ausgabe von Stay Lila TV. „Es sollte eigentlich erst zur Rückrunde im März losgehen, aber durch die Teilnahme am größten Hallenturnier im Main-Taunus-Kreis waren wir quasi zu einer Sondersendung gezwungen. Das hat die Quartalsplanung leicht aus dem Konzept gebracht, aber jetzt sind wir langsam wieder im Zeitplan“, sagt Torsten Schnarrenberger, einer der drei Online-Moderatoren. Oder wie der Verein sie in bester Mundart nennt: „Chaosköpfe und Dummzeuschbabbler." Derzeit produzieren die Ruppertshainer das Vorstellungsvideo von Stay Lila TV , kurz darauf soll dann auch die erste offizielle Ausgabe online gehen.

Jeder vierte Einwohner ist Mitglied

„Das positiv verrückte Bergdorf aus Kelkheim ist nur selten ernst zu nehmen, außer wenn es um den Spaß geht“

„Die verrücktesten Fans der Kreisliga“, titelte der Wiesbadener Kurier nach dem Offensiv-Cup im benachbarten Kriftel. Die „Ruppscher“, die seit mehr als zehn Jahren in der Kreisliga A Main-Taunus spielen, hatten reichlich Anhänger mitgebracht. Die waren nicht nur lautstark – sondern selbstverständlich auch lila gekleidet. „Wir nehmen uns eben selbst nicht so ernst. Im Gegensatz zu anderen Vereinen steht bei uns der Spaß an erster Stelle - noch vor dem sportlichen Ehrgeiz, der natürlich auch da ist", sagte Spieler Sebastian Leischner, neben Schnarrenberger Moderator von Stay Lila TV, der Zeitung. Das Internet-Fernsehen soll „eine Ode an den Amateurfußball, eine Hommage an den Main-Taunus-Kreis und eine Liebeserklärung an den SV 1891 Ruppertshain“ sein. Denn: „Das positiv verrückte Bergdorf aus Kelkheim ist nur selten ernst zu nehmen, außer wenn es um den Spaß geht.“

In dem Stadtteil von Kelkheim am Taunus leben rund 2000 Menschen. Der Ort zieht sich einen Hang hinauf, ganz oben thront das frühere Lungensanatorium, das in Anlehnung an Thomas Manns Klassiker „Zauberberg“ genannt wird. Oder im Volksmund „Hustenburg“. Heute sind Firmen, Arztpraxen, ein Restaurant und Künstlergalerien in der ehemaligen Klinik untergebracht. Der Fußballverein ist tief verwurzelt in Ruppertshain. Fast jeder vierte Einwohner ist Mitglied im SV. „Wir sind ein kleiner Ort mit kollektiver Begeisterung für den Sportverein. Daher haben wir hier eine familiäre Atmosphäre und einen starken Zusammenhalt, der uns ausmacht“, sagt Leischner.

Schon bald soll Stay Lila TV regelmäßig aus Ruppertshain senden. Vor- und Nachberichte zu den Spielen sind geplant, Interviews mit Spielern und Verantwortlichen, die besten und kuriosesten Szenen aus dem Training, dazu ein regelmäßiges „Berggeflüster“ mit Couchgästen und „Klatsch und Tratsch aus Ruppsch“, wie Schnarrenberger sagt. „Wir machen das, weil es Spaß macht. Wir sind ein selbstironischer Verein, das kann man ja ruhig mal erzählen.“ Die Macher des Online-Fernsehens sind allesamt Spieler aus der ersten oder zweiten Mannschaft der Hessen. „Das ist eine ganz familiäre Geschichte“, sagt Schnarrenberger. Wie eigentlich der gesamte Verein. 31 der derzeit 49 aktiven Spieler in Ruppertshain entstammen der eigenen Jugend. Sie sind schon mit der Farbe Lila aufgewachsen.