Vegas, Baby! Schiedsrichter-Reise in die USA
Karl Schneider (l.) und Oliver Romanow (r.) trafen in den USA den Deutschen Heiko Petzold. [Foto: privat]
Hollywood Hills, Hoover Dam, Beverly Hills, Grand Canyon. Diese Liste deutet nicht unbedingt auf eine Fußballreise hin. Oliver Romanow und sein Stiefvater Karl Schneider sind jedoch nicht nur wegen der vielen Sehenswürdigkeiten in die USA gereist. Die beiden Schiedsrichter kamen in Las Vegas und Phoenix bei zwei Jugendturnieren zum Einsatz.
Beim Elsass-Spring-Cup war Oliver Romanow auf den Geschmack gekommen. Im vergangenen Sommer pfiff der 45-Jährige ein Jugendturnier in Kehl, das von KOMM MIT organisiert wurde. Schnell stellte er fest, welch großen Spaß ihm dieses internationale Turnier bereitete. Im Internet suchte er nach weiteren Möglichkeiten, das Schiedsrichterdasein mit interessanten Reisen zu verbinden.
Seine Recherche führte ihn zu Refex . Das dänische Portal bringt Schiedsrichter und die Organisatoren internationaler Turniere zusammen und ermöglicht so einen spannenden Austausch. Dänemark, die Tschechische Republik, Zypern, Portugal, Griechenland, Norwegen, Schweden und die USA – vermittelt werden Cups in den unterschiedlichsten Ländern.
Turnier mit 500 Mannschaften
"Der Umgang zwischen den Spielern, Trainern und Schiedsrichtern entschädigte für alles"
Romanows Wahl fiel auf die USA: "Ein tolles Land und herausragendes Reiseziel." Nach der Bewerbung und einem zähen Einreiseantrag inklusive Interviewtermin im US-Konsulat in Frankfurt brachen Vater und Sohn am 11. Februar ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten auf. Los Angeles statt Klein-Auheim. 36 statt vier Grad Celsius.
Ehe der Mayor's Cup in Las Vegas startete, hatten die beiden Deutschen allerdings noch ein paar Tage Zeit, um sich den vielen Sehenswürdigkeiten in LA und Las Vegas zuzuwenden. Sunset Boulevard, Hollywood Hills, Santa Monica, Death Valley. Fasziniert von den Eindrücken und Naturlandschaften fieberten sie dem Turnierauftakt entgegen.
Am Bettye Wilson Sportkomplex angekommen, staunten Romanow und Schneider über die Rahmenbedingungen: Zehn Rasenplätze in Top-Zustand, alle ausgestattet mit einer Flutlichtanlage. Rund 500 teilnehmende Teams. Je zwei Spiele als Schiedsrichter und zwei Spiele als Assistent leiteten die beiden an ihrem ersten Tag – bei Temperaturen von bis zu 30 Grad durchaus eine körperliche Herausforderung. Am Ende des Turniers brachten sie es auf je acht Spiele in drei Tagen. "Der Umgang zwischen den Spielern, Trainern und Schiedsrichtern entschädigte für alles. Es herrschte eine tolle Atmosphäre", so Romanow, der sogar beim U 14-Finale mitwirkte.
Vier Kapitäne pro Team
Ähnlich wie in Las Vegas erlebte das Duo auch beim Turnier in Phoenix kuriose Situationen. Zum Beispiel ein mexikanisches Gespann, das mit Headset, Funkfahnen und Freistoßspray ausgestattet war. Oder ein US-Schiedsrichter, der seine Spiele mit einer Basecap auf dem Kopf leitete. Skurril auch die Szenen bei der Platzwahl. In den USA entscheidet sich der Spielführer erst für Kopf oder Zahl, sobald die Münze in der Luft ist.
"Man kann sich unsere fragenden Blicke vorstellen, als wir einen Kapitän aufforderten, sich für eine Seite zu entscheiden und dieser darauf wartete, dass wir endlich die Münze hochwerfen", lacht Romanow. Auch vier Kapitäne pro Team sind in den USA nicht unüblich. Schwierig werde es, wenn der eine Kopf, der andere Zahl wählt.
Eine Halbmarathondistanz am Tag
All diese Erfahrungen ließ die Schiedsrichter die körperlichen Anstrengungen vergessen. Am Ende brachten es beide auf 20 Partien in sechs Tagen. "In Phoenix mussten wir täglich eine Halbmarathondistanz laufen – bei Temperaturen von bis zu 25 Grad", berichtet Romanow. Zur Belohnung gönnten er und sein Vater sich am Abend noch einen saftigen Burger und ein kühles Bier. Am nächsten Tag kehrten sie in die Heimat zurück.
Statt Las Vegas Mayor's Cup oder Blackhawk Invitational (Phoenix) heißt es für die Unparteiischen nun wieder deutscher Amateurfußball. Momentan pfeift Romanow noch für den SV Buchonia Flieden . Ab Sommer wechselt er jedoch wieder zu seinem Heimatverein, dem FC Alemannia Klein-Auheim . Der Klub, für den auch sein Stiefvater pfeift, sucht dringend neue Schiedsrichter. Dass er seinen Heimatverein unterstützt, ist für den 45-Jährigen ebenso klar, wie seine Rückkehr in die USA: "Auf jeden Fall. Ich werde die Eindrücke nie vergessen und möchte eine ähnliche Reise zukünftig wiederholen."