Bezirksliga Oberbayern Ost |13.04.2015|16:00

Werner Lorant in Waging: Niederlage bei Debüt

Kassierte bei seinem Trainer-Comeback eine Niederlage: Werner Lorant. [Foto: Volker Schmidt]

Bezirksliga statt Bundesliga, Hobbykicker statt Profifußballer - sieben Spieltage vor Saisonende übernahm Werner Lorant den abstiegsbedrohten TSV Waging am See in der Bezirksliga Oberbayern Ost. Große Geldsummen sind nicht im Spiel. Laut dem Vereinsvorsitzenden Josef Hofmann erhält Lorant lediglich eine kleine Übungsleiteraufwandsentschädigung - genauso wie alle anderen Trainer im Verein.

Ein Trainer wie jeder andere ist der 66-Jährige, der von 1992 bis 2001 beim TSV 1860 München tätig gewesen ist, allerdings nicht. Das zeigte sich alleine daran, dass vergangenen Samstag rund 500 Menschen zum ersten Ligaspiel unter Lorant kamen - eine ungewöhnlich große Kulisse für einen Bezirksligisten. Dennoch unterlag der Tabellen-14. dem SV-DJK Kolbermoor mit 0:2. Direkt nach Spielende sprach FUSSBALL.DE mit Werner Lorant und dem Vereinsvorsitzenden Josef Hofmann.

"Hier im Amateurfußball ist alles etwas lockerer"

FUSSBALL.DE: Herr Lorant, das erste Spiel unter Ihrer Führung wurde 0:2 verloren. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Lorant: Eine Stunde lang haben wir hervorragend gespielt. Leider bekamen wir aus einer Standardsituation einen blöden Gegentreffer. Danach waren wir gezwungen, etwas offensiver zu spielen. Für den Gegner ergaben sich dadurch Kontermöglichkeiten. Aber das Ergebnis heute hat noch keine große Rolle gespielt. Wichtiger ist das Spiel am kommenden Samstag.

Sie sprechen auf das Spiel beim Tabellenletzten SV Amerang an. Sie haben auch als Profitrainer Abstiegskampf erlebt, unter anderem bei 1860 München. Lässt sich das mit dem Abstiegskampf im Amateurfußball vergleichen?
Lorant: Nein, hier im Amateurfußball ist alles etwas lockerer. Meine Anspannung im Spiel ist lange nicht so groß wie früher in der Bundesliga. Schließlich steht hier beim TSV Waging nicht so viel auf dem Spiel wie bei einem Profiverein, wo es um Existenzen geht.

Letzter Job in der Slowakei

Ihre letzte Trainerstation war der slowakischen Verein DAC Dunajska Streda vor gut drei Jahren. Warum haben Sie sich zu einem Comeback bei einem abstiegsbedrohten Bezirksligisten bereit erklärt?
Lorant: Ich wohne in Waging und habe mir fast alle Spiele angeschaut. Ich kenne ganz viele Menschen in diesem Verein - zum Beispiel den Präsidenten und den Sponsor. Nachdem der vorherige Trainer zurückgetreten war, kam der Verein auf mich zu und hat gefragt, ob ich die letzten sieben Spiele als Trainer helfen würde. Ich habe gar nicht lange darüber nachdenken müssen. Es ist okay für mich, noch einmal einen Verein zu trainieren.

Macht es Ihnen vielleicht so viel Freude, dass Sie sich auch langfristig wieder eine Trainertätigkeit vorstellen können?
Lorant: Nein. Danach werde ich wieder in Rente gehen.

Herr Hofmann, wie kamen Sie auf die Idee, Werner Lorant einen Trainerposten in der Bezirksliga anzubieten?
Hofmann: Wie schon gesagt, verbringt Werner Lorant seinen Ruhestand hier in Waging. Wir mussten einfach auf den Rücktritt unseres vorherigen Trainers Bernhard Zeif reagieren. Werner Lorant war naheliegend. Warum sollten wir in der Ferne nach einem Trainer suchen, wenn wir einen direkt vor der Nase haben? Zumal er die Spieler unseres Vereins kennt, weil er sehr häufig bei uns auf dem Fußballplatz gewesen ist. Er hat sich sogar Auswärtsspiele sowie Spiele der zweiten Mannschaft und unserer Jugendmannschaft angesehen. Seine Bindung zum Verein ist also sehr eng.

Herr Lorant, Sie galten früher als ein sehr strenger Trainer. Auch vor Ihrem ersten Spiel mit dem TSV Waging haben Sie gesagt: “Wer im Spiel nicht läuft, der muss im Training laufen.” Wie hart müssen Sie Ihre Spieler nach der Niederlage nun im Training rannehmen?
Lorant: Von der Disziplin her kann ich meiner Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen. Nur bei der Standardsituation haben wir nicht gut gestanden. Das wurde gleich mit dem Gegentor bestraft. Ansonsten bin ich mit meiner Mannschaft zufrieden. Unser Gegner Kolbermoor steht ganz oben in der Tabelle, wir stehen ganz unten. Trotzdem habe ich keinen großen spielerischen Unterschied gesehen.

Drei Einheiten angesetzt

Wie häufig werden Sie mit der Mannschaft nun trainieren?
Lorant: Normalerweise trainiert die Mannschaft zweimal die Woche. Ich habe für diese Woche allerdings drei Trainingseinheiten angesetzt. Das reicht dann auch. Schließlich sind alle Spieler berufstätig.

Ist es für Sie ungewohnt mit Spielern zu arbeiten, für die der Fußball nur ein Hobby ist und nicht im Mittelpunkt steht?
Lorant: Überhaupt nicht. Ich bin das bereits gewohnt. Schließlich bin ich auch früher schon einmal Amateurtrainer gewesen.
Hofmann: Er agiert genau so, wie ein Trainer im Amateurfußball agieren muss. Er weiß ganz genau, dass unsere Spieler jeden Tag acht oder neun Stunden arbeiten und erst danach zum Training kommen. Daher hat er eine sehr kameradschaftliche und freundschaftliche Umgangsweise. Aber natürlich immer mit einem gewissen Abstand, den ein Trainer zu den Spielern haben muss.

Herr Lorant, Sie sprachen Ihre frühere Vergangenheit im Amateurfußball an. Bereits in Ihrer aktiven Laufbahn haben Sie nebenher unterklassige Vereine wie den SC Westtünnen und den VfR Groß-Gerau trainiert. Das ist allerdings nun mehr als 30 Jahre her. Ist der Amateurfußball heute ein anderer als früher?
Lorant: Selbstverständlich. Die Qualität der Spieler war in den unteren Klassen höher. Vielleicht lag das daran, dass es damals nicht ganz so viele Ligen gegeben hat wie heute.

Können Sie mit Ihrer aktuellen Mannschaft in der Bezirksliga ähnliche Trainingsübungen anwenden wie früher im Profifußball?
Lorant: Nein, das geht natürlich nicht. Letztendlich ist Fußball zwar überall das Gleiche. Aber die Qualität ist eine ganz andere. Das muss ich im Training berücksichtigen. So, nun möchte ich aber das Interview beenden. Ich möchte jetzt meine Ruhe haben.

Dann bedanken wir uns für das Gespräch.