Kuriosität in der Kreisliga C im Rheinland |15.04.2015|08:00

Spieler versteckt sich vor Schiri: Gelb-Rot!

Auch Schuhebinden hilft nicht entscheidend weiter, wenn man vom Schiedsrichter gesucht wird. [Foto: FUSSBALL.DE/Collage]

Ein Platzverweis beim 4:0-Heimsieg in der Kreisliga C Mosel/Hochwald? In der 60. Minute? Nichts besonderes. Der Grund allerdings für die gelb-rote Karte für Kevin Seitz beim Stand von 3:0 in der Partie der SG Issel-Kenn gegen die SG Pölich-Schleich II ist ziemlich kurios, wie wir finden: Seitz nämlich "versteckte sich vor dem Schiedsrichter" - so ist es in der Print-Ausgabe des Trierischen Volksfreundes zu lesen. Ein Screenshot davon ist nun bei Facebook und Twitter im Umlauf, verbreitet beispielsweise durch das Elfer Fußballmagazin.

Die FUSSBALL.DE -Redaktion hat bei den Beteiligten nachgehört: Welche Geschichte steckt hinter dieser Meldung? Warum genau hat der 61-jährige Schiedsrichter Hubert Lochen (SG Rascheid/Geisfeld) den Issel-Torjäger Kevin Seitz des Feldes verwiesen? Was ist passiert?

Das sagt der Schiri

Hubert Lochen: "Direkt nach dem Spiel wollte ein Betreuer von mir wissen, warum der Spieler vom Platz geflogen ist und da habe ich halt nur kurz gesagt, dass er sich vor mir versteckt hat. Aber ehrlich gesagt ist 'verstecken' nicht ganz das richtige Wort dafür. Nach einem Foul in der 60. Minute wollte ich ihm die Gelbe Karte zeigen. Bis der Freistoß ausgeführt werden konnte, hat es aber eine Zeitlang gedauert. Der Ball war weit weg. Und ich musste den Spieler suchen. Ich hatte mir aber die Nummer gemerkt, die Nummer zehn. Ich habe gerufen, er kam nicht. Er wollte sich dadurch der Gelben Karte entziehen - und das ist für mich eine Unsportlichkeit. Also habe ich ihm die Gelbe und dann die Gelb-Rote Karte gezeigt. Ich stehe absolut zu dieser Entscheidung. Ich pfeife nun seit 37 Jahren, möchte die 40 noch voll machen, aber so eine Aktion habe ich in diesem Sinne zum ersten Mal erlebt. Ein wenig könnte es damit zusammenhängen, dass ich kürzlich eine Stimmband-OP hatte und man mich aktuell nicht so gut versteht. Das habe ich aber den Spielern vor dem Anstoß mitgeteilt. Außerdem habe ich ja auch noch meine Pfeife."

Das sagt der Spieler

Kevin Seitz (SG Issel-Kenn): "Die Situation war so: Der Gegner war im Angriff und unser Sechser wurde an unserem Strafraum umgetreten, aber so richtig, voll übel. Und ich habe beim Schiedsrichter gemeckert, weil der Gegenspieler, der gefoult hat, der hatte schon Gelb. Und ich habe gemeckert und gemeckert. Weil unser Betreuer Wolfgang Scholz direkt nach dem Foul auf den Platz gerannt ist, um sich um meinen Mitspieler zu kümmern, der sich vor Schmerzen gekrümmt hat, war der Schiri abgelenkt. Die Gelegenheit habe ich versucht zu nutzen und mich aus dem Staub gemacht. Ich habe mich hinter unserem Innenverteidiger Lukas Grünen versteckt und meine Schuhe zugemacht. Naja, ich habe nur so getan. Nach einer gefühlten Minute hat der Schiri mich immer noch gesucht, mich dann gesehen, ist aus 30, 35 Metern auf mich zugekommen und hat mir erst Gelb und dann Gelb-Rot gezeigt. Ich bin direkt runter vom Platz. Am Anfang habe ich mich tierisch aufgeregt, aber im Nachhinein weiß ich, dass es eine dumme Aktion von mir war. Aber durfte mir der Schiri überhaupt die zweite Gelbe geben? Ich meine, das Spielfeld ist so groß, ich kann mich doch überall aufhalten. Egal. Das ist schon mein dritter Platzverweis in dieser Saison, darauf bin ich nicht stolz."

Das sagt der Betreuer

Wolfgang Scholz (SG Issel-Kenn): "Unser Spieler hat die Gelbe Karte wegen Meckerns bekommen. Dann ist er ein paar Meter nach hinten gegangen und hat sich hingekniet, um die Schuhe zu binden. Dann hat ihn der Schiedsrichter gesucht. Der hat wohl nur nach oben geschaut und nicht nach unten. Dafür gab's dann Gelb-Rot. Über die Schiedsrichter-Leistung brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Aber was sollen wir machen? Beschweren bringt doch nichts. Das Spiel war so gut wie rum. So was erlebt man nicht alle Tage."
Wolfgang Scholz begleitet die erste Mannschaft als Betreuer seit Jahren zu jedem Spiel.