Lebensretter|01.09.2015|09:00

Stürmer Philipp rettet Gegenspieler das Leben

[Foto: Getty Images 2015]

Matthias Gerhardt, der Spieler der SG Eintracht Bad Kreuznach, der am Samstag in der Landesliga-Partie beim SV Nanz-Dietschweiler (Spielabbruch) schwer verletzt wurde, befindet sich auf dem Weg der Besserung. Dass außer einer schweren Gehirnerschütterung nichts Schlimmeres passiert ist, verdankt er nicht zuletzt dem beherzten Eingreifen von SVN-Stürmer Raphael Philipp.

Es sind diese Momente im Sport, bei denen plötzlich die Farbe des Trikots nicht mehr zählt und alle sportliche Rivalität auf einen Schlag vergessen ist. Als am Samstag der Bad Kreuznacher Abwehrspieler Matthias Gerhardt in der Luft mit Nanz-Dietschweilers Torwart Joshua Purket zusammengeprallt, mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen und bewusstlos liegengeblieben war, eilten sofort Spieler und Betreuer beider Vereine zur Hilfe. Als Gerhardt auf einmal offenkundig keine Luft mehr bekam, war es SVN-Stürmer Raphael Philipp, der geistesgegenwärtig reagierte und dem gegnerischen Spieler die verschluckte Zunge aus dem Hals zog (Die RHEINPFALZ berichtete).

„Ich stand an der Mittellinie und sah plötzlich den gegnerischen Stürmer hektisch winken. Daraufhin bin ich auch zurückgelaufen und habe gesehen, dass der Verletzte keine Luft mehr bekam – und dann habe ich einfach nur reagiert“, erinnert sich Philipp an den schlimmen Moment. Eine medizinische Ausbildung hat Philipp nicht – er habe sich in diesem Moment lediglich an einen Vorfall aus den 1990er Jahren erinnert, als Jürgen Klinsmann in der Fußball-Bundesliga nach einem Zusammenprall seine Zunge verschluckt hatte.

„Ich habe dann in seinen Mund geschaut und die Zunge nicht mehr gesehen. Dann habe ich einfach zugepackt, die Zunge wieder nach oben gezogen und sie nicht mehr losgelassen – selbst als er einen Krampfanfall bekam und mir dabei auf die Finger gebissen hat“, schildert Philipp. Erst als die Ersthelfer eintrafen, lockerte der SVN-Stürmer seinen Griff und übergab den Patienten an die Retter.

Wenn Raphael Philipp nicht eingegriffen hätte, hätte es durchaus auch schlimmer enden können – man kann sagen, er hat unserem Spieler das Leben gerettet

In Bad Kreuznach ist man für die schnelle Hilfe dankbar: „Das war schon ein tragischer Moment. Wenn Raphael Philipp nicht eingegriffen hätte, hätte es durchaus auch schlimmer enden können – man kann sagen, er hat unserem Spieler das Leben gerettet“, sagt Oliver Holste, sportlicher Leiter der Eintracht. „Es ist schon erstaunlich, dass jemand so schnell und resolut handelt, ohne eine entsprechende Ausbildung zu haben. Ihm gelten unser Dank und der höchste Respekt“, ergänzt Holste. Matthias Gerhardt kam so mit „nur“ einer schweren Gehirnerschütterung davon. Derzeit liege er noch im Homburger Krankenhaus und werde eventuell noch für ein paar Tage nach Bingen verlegt, habe aber „das Schlimmste überstanden“, wie der sportliche Leiter berichtet. Auch SVN-Torwart Joshua Purket geht die Sache nach, obwohl sich Gerhardts Verletzung aus einer normalen Spielsituation heraus ergeben hatte. „Der konnte überhaupt nichts dafür. Er hat auch schon angerufen und sich erkundigt, und ich habe ihm gesagt, dass er sich keine Vorwürfe machen soll“, berichtet Oliver Holste.

Bei Philipp hat sich zwar bislang noch niemand gemeldet, das wolle man aber noch tun, versichert Holste im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Stürmer Philipp erwartet keinen Dank, sieht seine Hilfe als Selbstverständlichkeit an, hat aber dennoch einen – wenn auch nicht ganz ernst gemeinten – Vorschlag an den verletzten Innenverteidiger: „Wenn er bis zum Nachholspiel wieder fit sein sollte, kann er mich ja einmal frei aufs Tor laufen lassen“, sagt er lachend. (dbu)

Quelle: Die Rheinpfalz, 01.09.2015