EURO 2016 |07.07.2016|10:00

Kreisligist kurios: Heimspiele in Frankreich

Die deutsch-französische Freundschaft sorgt für gute Stimmung in Klarenthal und in Schoeneck. [Foto: privat / Collage: FUSSBALL.DE]

Kreisligist FC Klarenthal-Krughütte kickt bereits dort, wo Die Mannschaft von Bundestrainer Löw den EM-Titel feiern möchte: in Frankreich. Der kleine Verein aus dem Saarland, der Anfang des Jahres gegründet wurde, trägt alle zwei Wochen seine Heimspiele in der französischen Gemeinde Schoeneck aus. Er bekommt dann stets Besuch von französischen Fans. C'est fantastique!

"In den Lokalzeitungen beider Länder wird sogar jeweils über die andere Mannschaft berichtet"

Rund anderthalb Jahre ist es erst her, dass sich Andreas Schmidt und einige fußballbegeisterte Freunde zusammengesetzt und einen neuen Verein ins Leben gerufen haben: Gleich mehrere Spieler waren unzufrieden bei ihren Klubs in Klarenthal - also wurde kurzerhand der FC Klarenthal-Krughütte gegründet. Die große Besonderheit des FCK: Die Heimspiele werden nicht auf dem örtlichen Sportplatz ausgetragen, sondern in der angrenzenden französischen Gemeinde Schoeneck. Andreas Schmidt, 22 Jahre alt und Sportlicher Leiter der Mannschaft, hätte sich all dies nie erträumen lassen: „Zwei bis drei Monate vor der Gründung saßen wir zusammen und haben unsere Möglichkeiten besprochen. Eine Neugründung war für uns erst einmal lediglich ein schlechter Witz."

Am 20. Februar 2015 war es dann doch soweit: Die Geburtsstunde des FC Klarenthal-Krughütte war gekommen. Inzwischen hat sich der Verein weiterentwickelt und umfasst schon etwa 100 Mitglieder und eine Herrenmannschaft, die in der Kreisliga A Mitte des Saarländischen Fußball-Verbandes antritt. „Wir haben eine gut aufgestellte Mannschaft. Viele Spieler sind nach der Gründung vom SV Klarenthal zu uns gewechselt, so dass wir eine eingespielte Truppe mit Erfahrung auf dem Platz haben“, sagt Schmidt. Zu Anfang der vergangenen Saison lief es richtig gut beim FC Klarenthal-Krughütte, allerdings plagte den 19 Spieler umfassenden Kader anschließend das Verletzungspech, sodass er die Runde auf dem neunten Platz abschloss.

Das Ziel des neuen Vereins aus dem Saarland ist es, sich langfristig immer weiter zu entwickeln. „In der nächsten Saison wollen wir bereits eine zweite Mannschaft stellen. Die Möglichkeiten dafür wären eigentlich bereits zur Winterpause gegeben, wir wollen aber nichts überstürzen“, so Schmidt. Langfristig soll der Verein dann auch eine Jugendabteilung aufbauen. „Momentan ist das noch nicht umzusetzen, weil es dem FCK intern noch an Infrastruktur und Personal fehlt. Die Jugendabteilung soll in etwa drei bis fünf Jahren etabliert werden“, blickt Andreas Schmidt voraus. Möglich werden soll das vor allem aufgrund des hohen Zuspruchs in der gesamten Region: „Jeder redet über uns, und das vor allem positiv. In der Lokalpresse hat unser Verein schon viel Beachtung gefunden, sodass man den FC Klarenthal-Krughütte über die Stadtgrenzen hinaus kennt“.

Ein Kilometer Distanz

Die Beachtung in der Presse dürfte nicht nur an der Besonderheit der Neugründung liegen, sondern vor allem an der kuriosen Tatsache, dass der FCK seine Heimspiele im Ausland austrägt. Was sich nach einer langen Anfahrt für Mannschaft und Fans anhört, stellt sich im Liga-Alltag aber äußerst einfach dar: Lediglich ein Kilometer liegt zwischen der Gemeinde Klarenthal-Krughütte und dem Sportplatz der französischen Gemeinde Schoeneck direkt hinter der deutsch-französischen Grenze. „Zwischen beiden Gemeinden besteht schon lange ein Freundschaftsvertrag, durch den gemeinsame Interessen in der Grenzregion gefördert werden. Da wir ein gutes Verhältnis zum Schoenecker Fußballverein haben, kam die Idee zur Zusammenarbeit“, sagt Schmidt.

Sehr erstaunt zeigte sich der Sportliche Leiter über die französischen Fans, die sich zu den Spielen des FC Klarenthal zahlreich auf den Schoenecker Sportplatz begaben. „In der Region macht unsere Zusammenarbeit die Runde. In den Lokalzeitungen beider Länder wird sogar jeweils über die andere Mannschaft berichtet, so dass der Zuspruch auf beiden Seiten stetig wächst“, freut sich Schmidt über die gelungene Kooperation. Diese beschränkt sich dabei nicht auf den Fußball: In der spielfreien Zeit gab es eine gemeinsame Weihnachtsfeier, die im großen Stil aufgezogen wurde. Auch bei diversen anderen Aktionen unterstützen sich beide Klubs gegenseitig. So war es für die Akteure des FC Klarenthal eine Selbstverständlichkeit, den Freunden aus Schoeneck bei der Feier des französischen Nationalfeiertages am 14. Juli unter die Arme zu greifen und das Fest zu begleiten.