Hamburger Kreisliga |07.11.2015|10:30

Alsterbrüder: Deutschlands beste Defensive

Hinten hält Torwart Moritz Kühn (rechts) alles, vorne treffen die Mitspieler: Der FC Alsterbrüder kann nach 13 Ligaspielen ein Torverhältnis von 55:0 vorweisen. [Foto: Genat, Verein / Collage: FUSSBALL.DE]

Auf die Frage, ob er sein Tor vernagelt habe, muss Moritz Kühn lachen. Es scheint zumindest so. 13 Punktspiele hat der Verein des 23-Jährigen, der FC Alsterbrüder aus der Hamburger Kreisliga 2, in dieser Saison absolviert. Das sind 1170 Minuten. Einen Ball musste Kühn in dieser Zeit noch nicht aus dem Netz holen. 55:0 Tore bei 13 Siegen lautet die beeindruckende Bilanz der Alsterbrüder. 13 Partien ohne Gegentor - das ist deutschlandweit spitze.

Zweimal wäre es fast um die Serie geschehen gewesen. Doch am 6. Spieltag gegen den VfL Hammonia II parierte Kühn einen Elfmeter. "Und gegen Teutonia 05 II (9:0 am 9. Spieltag, die Red.) habe ich einen Elfmeter vorbeigeguckt", schmunzelt Keeper Kühn. Also doch vernagelt, der Kasten.

"Bei Eckbällen oder Freistößen in Tornähe in der Schlussphase denke ich: Bitte jetzt nicht!"

"Wir haben schon in einigen Szenen Glück gehabt, aber irgendwie soll es nicht sein", wundert sich auch der sogenannte Ligamanager Claus Meier (Obmann der ersten Mannschaft, die Red.) und erzählt von jener Szene als ein Spieler von Eidelstedt III alleine auf das FCA-Gehäuse stürmte, aber auch nicht traf. "So eine Serie habe ich noch nie erlebt. Das ist faszinierend", sagt Meier. Zumal der FC Alsterbrüder keine zusammengekaufte Truppe ist, für die die Kreisliga nur eine Durchgangsstation sein soll. Einige Akteure kamen zwar aus der Bezirksliga, doch vor der Saison stießen auch Spieler aus der 2. Mannschaft und den A-Junioren zum Kader. "Da haben wir viel Potenzial dazubekommen", sagt Trainer Michael Weiß.

Schlussmann Kühn wechselte vor der Saison von Landesliga-Absteiger SV Blankenese an die Gustav-Falke-Straße. "Da habe ich eine Kante im Tor. Für sein Alter dirigiert er viel von hinten, rüttelt auch mal wach", so Coach Weiß weiter.

Den eigenen Anteil am Erfolg spielt der Keeper aber lieber herunter. "Klar musste ich auch mal was zeigen. Aber oft habe ich auch nur ein- bis zweimal etwas aufs Tor bekommen", sagt er bescheiden. Das ganze Team arbeite unglaublich gegen den Ball, so Kühn, und auch seine Innenverteidiger würden ihm viel Arbeit abnehmen. "Unser Kapitän Gunnar Hitscher grätscht ohne Rücksicht auf Verluste und Torben Kraft ist unglaublich schnell und hat ein gutes Stellungsspiel", berichtet Kühn.

Mit diesem Teamgedanken liegt er ganz auf einer Wellenlinie von Ligamanager und Trainer. "Die Serie ohne Gegentor ist natürlich ein besonderer Moment. Mir geht es aber eher um die 13 Siege", sagt Coach Weiß.

Doch so ganz können sich auch die Verantwortlichen nicht aus dem Bann ziehen. "Das ist schon verrückt. Bei Eckbällen oder Freistößen in Tornähe in der Schlussphase denke ich: Bitte jetzt nicht!", sagt Ligamanger Meier.

Zweimal müssten die Alsterbrüder noch ihre weiße Weste behalten, dann hätten sie die komplette Hinrunde ohne Gegentor überstanden. Verhindern könnten es Union 03 (8. November) und Benfica (15. November). Die Gegenspieler sind sowieso heiß, die beeindruckende Serie zu brechen. "'Heute seid ihr fällig', habe ich schon häufiger gehört", sagt Kühn. Aber bislang war sein Tor irgendwie immer vernagelt.