Vereine und Verband im „Willkommens-Dialog“
Dipl.-Pol. Jonas Gabler moderierte den regen Austausch. [Foto: ]
Am vergangenen Samstag, den 7.11.2015, lud der Sächsische Fußball-Verband Vereine in die Sportschule „Egidius Braun“ nach Leipzig ein, die bereits im Rahmen der Aktion „1:0 Für Ein Willkommen“ ihr Engagement gezeigt hatten, mit Flüchtlingen zu arbeiten und diesen den Weg zum Fußballspielen zu ebnen.
„Der Fußball stellt sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung und ist in der Lage, einen wichtigen Beitrag zur Integration und zum Abbau von Fremdenfeindlichkeit zu leisten“, betonte SFV-Präsident Klaus Reichenbach in seiner Begrüßungsrede. „Auf dem Fußballplatz spielen Herkunft und Religion keine Rolle. Im Mannschaftssport kommt es nur darauf an, seinem Nebenmann zu helfen und gemeinsam Sport zu treiben. Die Integration von Flüchtlingen bietet unseren Vereine zudem auch die Chancen, sich im Hinblick auf die demographische Entwicklung zu stabilisieren“, so Reichenbach weiter.
Neben den eingeladenen Vereinsvertretern nahmen auch die Mitglieder der AG „FairPlay & Gewaltprävention“, Vertreter des Landessportbundes Sachsen sowie die Jugendobleute der Kreisfußball- und Stadtfußballverbände an der Tagung teil, um auch für ihre Arbeit neue Impulse mitzunehmen.
In dem von Dipl.-Pol. Jonas Gabler, Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit (KoFaS), moderierten Tagungsverlauf kamen Experten zu Wort, die mit ihren Vorträgen kompetente Analysen lieferten und auch praktische Tipps gaben, wie die Vereine mit der gegenwärtigen Situation umgehen können. Der Vortrag von Herrn Dr. Hans Dietrich von Loeffelholz, Vertreter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), gab Einblicke in die Entwicklung der Flüchtlingsströme nach Deutschland ab 1949 und stellte die besonderen Anforderungen der Integration durch Sport in Ostdeutschland dar. Der Justiziar des LSB Sachsen, Hendrik Pusch, wies in seinem Referat auf die rechtlichen und versicherungsrelevanten Rahmenbedingungen zur Aufnahme von Flüchtlingen in Sportvereine hin. Praktische Tipps lieferte zudem André Näth, Mitarbeiter der Passstelle des SFV, der erklärte, wie Vereine zu Spielerlaubnissen für Flüchtlinge gelangen können.
Der Fußball stellt sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung und ist in der Lage, einen wichtigen Beitrag zur Integration und zum Abbau von Fremdenfeindlichkeit zu leisten
Im Rahmen von Arbeitsgruppen haben dann die Vereinsvertreter und Jugendobleute über ihre aktuellen Erfahrungen berichtet und auch Wünsche an Verbände und Politik formuliert. Dabei stellte sich schnell heraus, dass die Vereine ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nur dann gerecht werden können, wenn die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen schafft. Die Entwicklung der notwendigen Infrastrukturen im Bereich des Sportstättenbaus, insbesondere innerhalb der sächsischen Großstädte, wo akutell akuter Handlungsbedarf besteht. Des Weiteren artikulierten die Vereinsvertreter den Wunsch, über eine gemeinsame Informationsplattform weitere, zielgerichtete Informationen für die tägliche Arbeit mit den Flüchtlingen zu erhalten und zukünftig auch dezentrale Veranstaltungen zu diesem Themenkreis zu organisieren, um weiteren Vereinen vor Ort die Möglichkeit zur Informationsaufnahme zu geben. Auch wurden die Einrichtung hauptamtlicher Ansprechpartner in den Verbänden und weitergehende Fördermöglichkeiten, insbesondere auch durch das LSB-Projekt "Im Sportverein(t) für Demokratie", erörtert.
Mit diesen konkreten Aufgabenstellungen fand die erste Veranstaltung zum „Willkommens-Dialog“, die von reger Mitarbeit und konstruktivem Dialog geprägt war, ihren Abschluss. Die Tagung zeigte, dass viele Vereine unseres Verbandsgebietes sich bereits mit großen Einsatz engagieren, um in Not geratenen Menschen mittels des Sports in ihrer neuen Umgebung zu helfen. Die Teilnehmer bescheinigten der Veranstaltung ein hohes Niveau und den Erhalt wichtiger sowie nützlicher Impulse für die tägliche Arbeit mit Flüchtlingen.
Ein besonderer Dank für die Durchführung dieser Veranstaltung gilt dabei unseren Kooperationspartnern, dem Verein "Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.", dem Bundesprogramm Z:T - Zusammenhalt durch Teilhabe, gefördert durch das Bundesministerium des Innern, und dem LSB Sachsen.
Die gewonnenen Erkenntnisse gilt es nun von allen Beteiligten gemeinsam umzusetzen und den Erfahrungsaustausch fortzuführen. In Zukunft soll über weitere dezentrale Veranstaltungen allen Vereinen wichtige Informationen vermittelt werden.
Text: Gernhardt/St. Oberholz
Fotos: André Näth