Toto-Pokal-Finale|24.05.2016|10:41

Shootingstar FC Würzburger Kickers

Der FC Würzburger Kickers hat in den letzten Jahren einen kometenhaften Aufstieg hingelegt [Foto: Getty]

Der FC Würzburger Kickers tritt am "Finaltag der Amateure" am 28. Mai im Bayerischen Toto-Pokal-Finale bei Titelverteidiger SpVgg Unterhaching an (live in der ARD-Konferenz und im BR-Livestream, Anstoß 14.30 Uhr, Tickets). Damit schließt sich für die Unterfranken der Kreis: Der Toto-Pokal-Sieg 2014 war für die Kickers der Startschuss für einen kometenhaften Aufstieg, wie ihn kein anderer bayerischer Amateurverein in den vergangenen Jahren erlebt hat.

Dabei hatte lange Zeit nichts darauf hingedeutet, dass der 14. Mai 2014 zur Geburtsstunde einer unglaublichen Erfolgsgeschichte werden sollte, die den Klub erstmals seit der Saison 1976/77 wieder in die 2. Bundesliga führen könnte. Im Endspiel des Bayerischen Toto-Pokals gerieten die Unterfranken vor 2070 Zuschauern auf der "Sportanlage Reuthinger Weg" gegen den Regionalliga-Konkurrenten SV Schalding-Heining zweimal in Rückstand. Erst in der 88. Minute erzielte Daniel Diroll per Freistoß den 2:2-Ausgleich und rettete die Kickers damit ins Elfmeterschießen. Wie eminent wichtig der Erfolg für das Selbstbewusstsein des ambitionierten Klubs und den Weg zurück in den Profifußball sein sollte, zeigte sich unmittelbar, nachdem die Entscheidung gefallen war: Als Adrian Graf den entscheidenden Elfmeter zum 6:4 für Würzburg verwandelt hatte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr: Ricardo Borba vollführte Freudentänze mit dem Siegerpokal, Trainer Dieter Wirsching erklomm den Zaun des Gästeblocks und feierte ausgelassen mit den mitgereisten Kickers-Anhängern, die ihn zum "Fußballgott" ernannten. "Der Einzug in den DFB-Pokal macht die Kickers wieder in ganz Deutschland bekannt", prophezeite Wirsching damals. Und er sollte Recht behalten. Der erstmalige Gewinn des "Toto-Pokals" war erst der Anfang. 

"Projekt 3x3 - In drei Jahren in die Dritte Liga"

Bereits vor Saisonende 2013/14 hatten die Kickers das sogenannte "Projekt 3×3 - In drei Jahren in die Dritte Liga" ins Leben gerufen. Unter dem Motto "Würzburg braucht Profis!" startete der Klub eine breit angelegte Marketingkampagne und Charme-Offensive und trieb die Professionalisierung des Kaders und der Vereinsstrukturen akribisch, aber mit Bedacht voran. Über Sponsoren, Partner und Dauerkartenverkäufe sammelten die Kickers die für die drei Jahre veranschlagten 3,6 Millionen Euro, machten dabei aber von Anfang an klar, dass das Projekt ohne gesicherte finanzielle Basis nicht umgesetzt wird. Prominentes Gesicht des sportlichen Aufstiegs wurde Bernd Hollerbach, den die Unterfranken als Nachfolger von Wirsching als Chef-Coach verpflichteten. Unter der Leitung des ehemaligen Bundesliga-Profis (unter anderem 1. FC Kaiserslautern, Hamburger SV), der in der Jugend selbst für die Kickers aufgelaufen war und nach seiner aktiven Karriere als langjähriger Assistenzcoach von Felix Magath beim VfL Wolfsburg und FC Schalke 04 fungierte, nahm das Fußballmärchen so richtig Fahrt auf: In der ersten DFB-Pokal-Runde der Saison 2014/15 besiegten die Unterfranken Fortuna Düsseldorf in der Verlängerung mit 3:2, in Runde zwei stand am Ende eine knappe 0:1-Niederlage gegen Eintracht Braunschweig. Der ganz große Wurf gelang allerdings in der Regionalliga Bayern, wo die Hollerbach-Elf im Mai 2015 die Meisterschaft errang, in die Aufstiegs-Relegation einzog und sich dort nach zwei packenden Spielen im Elfmeter-Krimi gegen den 1. FC Saarbrücken durchsetzte. Dass die 3. Liga auf lange Sicht wohl nicht die Endstation für die Kickers sein wird, hat die Premierensaison deutlich gemacht: Hollerbach führte seine Mannschaft sensationell auf den dritten Platz und direkt in die Relegation zur 2. Liga. 

Der Shootingstar des bayerischen Amateurfußballs

Dem kometenhaften Aufstieg des FC Würzburger Kickers waren allerdings schwere Jahre vorangegangen: Nach Jahrzehnten, die den Verein zwar Mitte der 1970er bis in die Zweite Bundesliga führten, die aber vornehmlich durch regionalen Amateur-Spitzenfußball und die große Rivalität zum Würzburger FV geprägt waren, ging es für den 1907 von Studenten gegründeten Klub Anfang 2000 erstmal rapide bergab. Die Unterfranken wurden bis in die Bezirksliga durchgereicht, es drohte sogar die Insolvenz des Vereins. Dass es danach wieder bergauf ging, haben die Kickers insbesondere Michael "Coach" Schaudt zu verdanken, der den Verein mit zwei Aufstiegen in Folge auf Verbandsebene zurückführte. Der nächste Coup gelang den Kickers dann im Jahr 2012 unter Trainer Dieter Wirsching. Der Bayerische Fußball-Verband und seine Vereine hatten die Regionalliga-Reform vorangetrieben. Das Ergebnis: die Regionalliga Bayern. Als Landesliga-Meister durfte der FC Würzburger Kickers an der Relegation zur neuen bayerischen Spitzenliga teilnehmen, setzte sich tatsächlich durch und übersprang somit die Bayernliga - ein doppelter Aufstieg, der zudem die Machtverhältnisse im Duell mit dem Würzburger FV wieder umkehrte. Die Kickers etablierten sich in der neuen Liga und legten den Grundstein für den märchenhaften Aufstieg.

Der Weg ins Toto-Pokal-Finale 2016

Mit der zweiten Toto-Pokal-Endspiel-Teilnahme binnen drei Jahren schließt sich für die Unterfranken nun der Kreis. Nachdem sie die Hürden FC Teutonia Reichenbach (Kreisliga, 6:0), TSV Großbardorf (Bayernliga, 4:0) und FC Eintracht Bamberg (Bayernliga, 3:2) mehr oder minder souverän genommen hatten, schaltete der Drittligist auf dem Weg nach Unterhaching gleich zwei Regionalligisten aus: Den Endspielgegner von 2014, den SV Schalding-Heining (3:1), sowie den FC Memmingen (3:0). Vor der Begegnung mit der SpVgg Unterhaching sagt Bernd Hollerbach nun: "Das bayerische Endspiel soll für uns der perfekte Abschluss einer herausragenden Premierensaison im Profifußball werden."